Die Bedeutung des (sozialen) Ehrenamtes für die Arbeitsmarktintegration von Frauen — Chance oder Risiko?

Zusammenfassung

Neben den seit längerem geführten Debatten über erwerbsarbeitszentrierte Ansätze¹ zur Reduktion von Arbeitslosigkeit (z. B. durch eine Neuverteilung von Arbeits- und Freizeit; vgl. Matthies u. a. 1994) werden seit Mitte der 90er Jahre Strategien diskutiert, die vor dem Hintergrund der andauernden,Krise der Erwerbsarbeitsgesellschaft’ eine Neuorientierung hin zu einem neuen Arbeitsbegriff bzw. einer neuen Tätigkeitsgesellschaft fordern (vgl. Mutz 1997; Kommission für Zukunftsfragen 1997).² Dies erfolgte dabei auch aufgrund weiterer • neben dem Arbeitsmarkt • wahrgenommener Veränderungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie dem ehrenamtlichen bzw. bürgerschaftlichen Engagement. Denn hatte z. B. das soziale Ehrenamt in der Vergangenheit durch die Professionalisierung personenbezogener Sozialer Dienstleistungen (vgl. Bauer 2001) an Bedeutung verloren (vgl. Beher u. a. 2000), belebte die seit Mitte der 80er Jahre gefiihrte Diskussion um sogenanntes ‚altes‘ und ‚neues Ehrenamt‘ (vgl. Olk 1989), die nun den individuellen Einstellungs- bzw. Motivationswandel im Sinne gesamtgesellschaftlich beobachteter Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen berücksichtigte (vgl. Berger/Hradil 1990), die Aufmerksamkeit fir diesen gemeinwohlbezogenen Bereich.³ Indem nun dem ehemals ‚verstaubten‘ Ehrenamt eine völlig neue Bedeutung zugeschrieben wurde, entstand schließlich ein weitreichender politischer Konsens darüber (vgl. jüngst Deutscher Bundestag 1999), dass nicht nur die Erwerbsarbeit, sondern ebenso auch Tätigkeiten wie das ehrenamtliche Engagement, Freiwilligenarbeit usw. den Individuen einen gesellschaftlichen Status bzw. soziale Integration vermitteln, ja sogar in manchen Fällen sozialpolitische Ansprüche begründen können (vgl. z. B. Giarini/Liedtke 1998; AWO⁴ 1998). Insgesamt zielen diese Konzepte somit auf eine gesellschaftliche Aufwertung von Tätigkeiten außerhalb der Erwerbsarbeit ab (vgl. z. B. Mutz 1999) • in der Regel einschließlich der von der Frauenforschung schon seit den 70er Jahren eingeforderten Berücksichtigung familiärer Leistungen sowie der Eigenarbeit.