Zusammenfassung
Außenpolitik ist ein Begriff, der so geläufig ist, daß man meinen möchte, es habe sie schon immer gegeben und als sei sie Teil der Geschichte, so weit wir diese als organisierte Geschichte von Gesellschaften und Staaten, auch der antiken, jedenfalls aber der vormodernen Staaten und Gesellschaften kennen. Die Außenpolitik aber mußte tatsächlich erst erfunden, entdeckt und als spezifisches Terrain politischen Handelns erkannt werden, um erst dann „auf ihren Begriff gebracht“ werden zu können. Das geschah in der europäischen Neuzeit und ungefähr in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der mit dem schon damals als epochales Ereignis registrierten Westfälischen Frieden, zu Ende gebracht wurde. Die historische politische Soziologie ist sich überwiegend darin einig, das Jahr 1648 als das Geburtsjahr des modernen Staates zu bezeichnen, jener nicht zuletzt von Max Weber unübertroffen defmierten Herrschaftsformation, die u.a. charakterisiert ist durch ihre Territorialität, stehende Heere, Anstaltscharakter und Bürokratie, durch die ideologische Homogenisierung der ihr unterworfenen Bevölkerungen, wie sie erstmals im „cuius regio eius religio“ des Augsburger Religionsfriedens (1555) zum Ausdruck kam, durch ihre aktive Förderung von Handel und Gewerbe, durch einen in der Regel absolutistisch regierenden Monarchen und schließlich durch das „Monopol physischer Gewaltsamkeit“.
Eine spätere, in einigen Teilen abweichende Fassung dieses Textes findet sich als erstes Kapitel in dem 2000 bei Suhrkamp erschienenen Buch von Ekkehart Krippendorff „Kritik der Außenpolitik“.
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Literatur
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Krippendorff, E. (2000). Die Erfindung der Außenpolitik. In: Siegelberg, J., Schlichte, K. (eds) Strukturwandel internationaler Beziehungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11562-5_2
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