Skip to main content

Thesen zum Verständnis von Individualisierungsprozessen

  • Chapter
Alleinleben — Chance oder Defizit

Part of the book series: DJI-Reihe ((DJI,volume 13))

  • 67 Accesses

Zusammenfassung

Ausgehend vom Doppelcharakter, der dem Alltag Alleinlebender und dem theoretischen Begriff „Freisetzung“ gleichermaßen innewohnt, ist die Studie der Frage nachgegangen, unter welchen Voraussetzungen das emanzipatorische Potential dieser hochindividualisierten Lebensform positiv genutzt und gewertet werden kann, und biographische Konstellationen und Rahmenbedingungen auszumachen, die die Handlungsmöglichkeiten von Alleinleben eher blockieren. Dazu wurden Prozessstrukturen von Lebensläufen aus biographischen Erzählungen rekonstruiert und differente Muster der Lebensfiihrung von langfristig Alleinlebenden nachgezeichnet. Somit sind individual biographische Anteile der Entstehung von Alleinleben als Lebensform in den Vordergrund der Analysen getreten, haben biographische Verarbeitungsprozesse zwischen kontingenten lebensgeschichtlichen Konstellationen und kulturellen Rahmenbedingungen, den gesellschaftlichen Diskursen und Regelsystemen, mit den Handlungsmustern der Individuen im Zentrum der Studie gestanden, während die kollektiven strukturellen Entwicklungen, die allein zu leben als autonome Lebensform erst möglich machten, teilweise nur implizit als Kontextwissen eingegangen sind.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Referenzen

  1. Ausführliche Hinweise auf weitere soziologische Literatur, die auf Auswirkungen von strukturellen Faktoren, insbesondere von Bildungs- und Berufsqualifikation bei Frauen auf die Heiratsneigung verweist, gibt Sander (1997:25).

    Google Scholar 

  2. „Die meisten sozialen Rechte sind individuelle Rechte. Nicht Familien können sie in Anspruch nehmen, sondern eben nur Individuen, genauer: erwerbstätige (oder zu Erwerbstätigkeit bereite, arbeitslose) Individuen. Die Teilnahme an den materiellen Sicherungen und Wohltaten des Sozialstaates setzt in den allermeisten Fällen Erwerbsbeteiligung voraus. ... Erwerbsbeteiligung wiederum setzt Bildungsbeteiligung, beides Mobilität und Mobilitätsbereitschaft voraus, alles Anforderungen,individuelle als Individuum die nichts befehlen, aber das Individuum dazu auffordern, sich gefälligst als Individuum zu konstituieren: zu planen, zu verstehen, zu entwerfen, zu handeln — oder die Suppe selbst auszulöffeln, die es sich im Falle seines ‚Versagens ’ dann selbst eingebrockt hat. ... Der Sozialstaat ist — vielleicht wider Willen — eine Versuchsanordnung zur Konditionierung ichbezogener Lebensweisen.“ (Beck 1993:1530

    Google Scholar 

  3. Außerdem beziehe ich mich auf folgende Veröffentlichungen von Beck-Gernsheim: 1983; 1986(a) und 1986(b)

    Google Scholar 

  4. Titel der 1993 erschienen deutschen Übersetzung von Transformation of Intimacy (1992), auf die ich mich im Folgenden beziehe.

    Google Scholar 

  5. „Eine unkonventionelle Beziehung, ohne alle Regeln, ist viel schwieriger. In einer traditionellen Ehe, in der die Rollen, die man den Menschen beigebracht hat, zufällig zwei Individuen auf den Leib geschnitten sind, kann es funktionieren. Aber für die meisten von uns gibt es heute in lesbischen Beziehungen oder Ehen keine wirklich festen Regeln, daher stellt man sich seine eigenen Regeln auf. Man versucht ständig herauszufinden, wie es funktionieren könnte.“ (Giddens 1993:149) Mit dieser Charakterisierung des informalisierten Regelstruktur ihrer Beziehung zitiert Giddens eine lesbische Frau und fährt fort: „Nichtsdestoweniger sind die Homosexuellen, seitdem es die Ehe ‚in einem traditionellen Sinn ’ nicht mehr gibt, in bestimmter Hinsicht Pioniere — die ersten, die mit der Alltäglichkeit experimentieren. Sie haben lange Erfahrungen darin gesammelt, was nun zunehmend zum Allgemeinplatz für heterosexuelle Paare wird.“

    Google Scholar 

  6. Elias Konzept Konstrukt Informalisierung und insbesondere seine Ausarbeitungen zur Informalisierung und Individualisierung der Geschlechterbeziehungen, die von Wouters (1986) weiterentwickelt und von Stolk und Wouters (1987)Informalisierung differenztheoretisch zur Erklärung des Phänomens der Häuser für misshandelte Freuen angewandt wurden, halte ich für eine besonders vielversprechende Anschlussmöglichkeit für die vorliegende Studie — aber das wäre eine neue, wenngleich interessante Arbeit.

    Google Scholar 

  7. Meine Gesprächspartnerin Anni Moosberger lebt gerade deshalb so ausgesöhnt ohne Familie, die sie sich immer gewünscht hatte, weil sie in hohem Maße solche tradierten Elemente der Lebensführung aufrecht erhalten konnte. Herbert Fest erlebt seine Familienlosigkeit zusätzlich als hartes Los, seit er aus beruflichen Gründen aus seinen alten sozialräumlichen Bezügen herausgerissen wurde, und dann noch mal besonders hart, seit er zusätzlich seine Einbindung ins Vereinsleben verloren hat.

    Google Scholar 

  8. Hans-Rolf Vetter hat eine „partielle Modernisierung“ in der Lebensführung von Männern untersucht, die in einer hochmodernen Industriekultur arbeiten und „tradierte Elemente(n) der Lebensführung (wie Nachbarschaft, Verein, Freizeitverhalten, politische Ökologien)“ (ders. 1991: 412) in einem traditionellen ländlichen Sozialraum aufrecht erhalten. Dass für die Industriearbeiter „die moderne Lebensführung ein komfortables Dach auch für traditionelle Lebensorientierungen“ sein kann, gelingt diesen Männern genau deshalb besser, weil sie — anders als traditionell orientierte Alleinlebende — die Basis ihrer mentalen Sicherheit nicht verloren haben.Heimat ’ mentale Sicherheit „Mit dem Verbleib in der ‚Heimat ’ ist also mentale Sicherheit verbunden! Am deutlichsten wird dies in der Kontinuität der grundsätzlichen Partnerschafts- und Familienorientierungen sichtbar.“ (Ebd.: 445)

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Stich, J. (2002). Thesen zum Verständnis von Individualisierungsprozessen. In: Alleinleben — Chance oder Defizit. DJI-Reihe, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09241-4_7

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09241-4_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3391-8

  • Online ISBN: 978-3-663-09241-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics