Zusammenfassung
Im Gegensatz zu Hermann Hesse gilt Nikos Kazantzakis’ Interesse einer literarischen Figur, die in ihrer Individualität unveränderbar ist und zum Grenzgeber der äußeren Handlung wird. Wenn eine innere Handlung dargestellt wird, so handelt es sich nicht um komplexe und elementare charakterkonstituierende Transformationen wie bei Hesse, sondern um die Markierung eines dauerhaften inneren Zustandes des Individuums als Ausdruck seiner Authentizität2, die sich in der Semantik hauptsächlich der Begriffe der „Seele“, des „Herzens“ und des „Blutes“ äußert.3 In Alexis Sorbas und in Kapetán Micháles (Freiheit oder Tod in der deutschen Übersetzung, die den Untertitel aufwertet) wird die Einmaligkeit der Zentralfiguren als eine Konzeption der Größe thematisiert, die sie in der Konfrontation mit wechselnden Situationen bewahren müssen.4 Diese dauerhaft präsente Größe weist alle Züge eines außerordentlichen Individuums5 auf, das zum größten Teil durch nietzscheanische Qualitäten charakterisiert wird. Es wird programmatisch in den theoretischen Prologen — die der deutsche Leser in der Übersetzung vermissen muß — dargestellt.
“Je tâche d’ harmoniser ce que j’aime le plus en ce monde: esprit lucide et sainte folie.”1
Nikos Kazantzakis
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Literatur
K. Kerenyi: Streifzüge eines Hellenisten. Von Homer zu Kazantzakis, Rhein Verlag, Zürich 1960, S. 97.
So heißt es in Proussis’ Artikel über die Kazantzakischen Helden, sie seien als Charaktere scharf von einander getrennt und weisen keine wahrnehmbare innere Entwicklung im Verlauf des Werkes auf. Proussis sieht die Entwicklungslosigkeit der Kazantzakischen Figuren im Zusammenhang mit der Tendenz zur Schwarz-Weiß-Malerei in der Charaktergestaltung. Kasantzakis stelle die Gegensätze pointiert heraus und ordne sie in eine a priori generalisierende, allgemeine Typologie. (s. Proussis, Kostas M. (Ilpoúcr1S, Kwaraç M.): To npó/Ay.ta “KaÇav Coilt.rlç” (Das Problem “Kazantzakis”), in: Nea Estia, Weihnachten 1977, Bd. 102, S. 78 ff.)
vgl. Benning/Petropoulou: a.a.O., S. 503.
vgl. Benning/Petropoulou: a.a.O., S. 525. Moutsopoulos vertritt die Ansicht, daß die Hauptgestalten Kazantzakis’ “menschliche
Ausnahmen“ bilden; sie seien letztlich ”existentielle Dandys“ (Moutsopoulos, E.
Mouraóaou7,,oç, E.): Ot npostcräGelç TOI) Mlrepyxaovtapotí oro épyo roo KaCavrS’jìc .
vgl. Benning, W./Petropoulou, E., a.a.O., S. 529.
Frankfurt a. M. 1992, (im folgenden als Freiheit oder Tod zitiert) S. 276.
Zur Ablehnung der absoluten Herrschaft der Logik, s. Leontaritou, K.: Die neuromantische
Lebenstheorie..., a.a.O., S. 14 f. und Bien, Peter Politics of the spirit, Princeton: Princeton University Press, 1989, S. 4: “The heroes have the anti-rational virtue of spontaneity.”
Um seine Trauer zu stillen, muß Sorbas sich körperlich erschöpfen. Vgl auch die Äußerung seiner Trauer über den Tod seines dreijährigen Sohnes, Dimitrakis, durch den Tanz, wofür ihn alle fir verrückt gehalten haben. (Sorbas, S. 88.)
vgl. dazu auch die Reaktion des Chefs, als er den Tod seines Freundes Stavridakis ahnt, s. S. 334f
Über die Rolle des Symbols bei Kazantzakis vgl. Th. Grammatas: (Der kretische Blick), a.a.O., S. 91 ff.
Sorbas betrachtet die Welt mit den Augen eines Neugeborenen. Das Phänomen könnte in Anlehnung an Ziolkowski als “Epiphanie” charakterisiert werden. (vgl. Kap. C. Il. 2.)
vgl. Benning/Petropoulou: Weltverachtung, a.a.O., S. 532 f.
vgl. auch S. 252 ff. So in Reinsch, D. R.: a.a.O., S. 600–616.
vgl. Benning, W.: Tonio Kröger, a.a.O., S. 131.
vgl. Benning/Petropoulou: Weltverachtung, a.a.O., S. 535.
vgl. Freiheit oder Tod, v.a. S. 23 ff.
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Petropoulou, P. (1997). Die literarische Produktion: Nikos Kazantzakis. In: Die Subjektkonstitution im europäischen Roman der Moderne. Literaturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09162-2_4
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