Zusammenfassung
Die Zunahme tertiärer Dienstleistungsarbeiten oder von „Vermittlungstätigkeiten“ (Mauke 1977:3511.) im Zuge gesellschaftlicher Funktionsdifferenzierung und fortschreitender Arbeitsteilung hat, ebenso wie das die sozialen Umschichtungen prägende Wachstum der „wesenlosen Nichtklasse“ von Angestellten und Beamten, einen sozialstrukturellen „Raum“ ausgedehnt, für den gerade die Unbestimmtheit von Arbeits- und Lebenslagen charakteristisch scheint. Während diese Komplizierung der Verhältnisse sich als Tendenz der Klassenentstrukturierung auffassen läßt, entsprechen die Trends zur Zurückdrängung traditionell-subsistenzwirtschaftlicher Bereiche und der Verallgemeinerung von Lohnarbeit in einer „Gesellschaft der Unselbständigen“ eher den gängigen Vorstellungen einer Vereinfachung der Klassenverhältnisse. Die Klassenlage der Lohnabhängigen erscheint dabei aber nicht nur durch die Konsequenzen funktionaler Arbeitsteilung und der „Kragenlinie“ in historisch variabler Weise differenziert, sondern Momente der Heterogenisierung ließen sich darüber hinaus in der Einordnung der Arbeitnehmer in Betriebe und Unternehmen unterschiedlicher Rechtsform und Größe sowie in der geschlechtsspezifischen Segregation der Berufsstruktur erkennen. Vor allem an dieser „Sortierung“ beruflicher Tätigkeiten nach Geschlecht zeigte sich die auch in einer modernisierten Marktökonomie fortbestehende Wirksamkeit askriptiver Merkmale, die vor dem Hintergrund steigender Arbeitslosigkeit in jüngster Zeit sogar noch an Gewicht für die Konstitution ungleicher Lebenschancen zu gewinnen scheinen. In diesem Kapitel wird nun zu klären sein, inwieweit sich weitere Momente sozialer Ungleichheit immer noch klassenmäßig „strukturieren“, „positionale“ Ungleichheiten (Parkin 1972; Hörning 1976) sich klassengesellschaftlichen Strukturmustern einfügen lassen. Die deskriptive Analyse von Inter- und Intra-Klassen-Ungleichheiten, von Nivellierung und Differenzierung, kann dabei nicht nur Momente von Klassenstrukturierung und -entstrukturierung und korrespondierende Chancen der Klassenbildung aufhellen, sondern dadurch auch eine Grundlage für die spätere Behandlung vertikaler sozialer Mobilität schaffen (vgl. Kreckel et al. 1972; Kreckel 1973).
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Berger, P.A. (1986). Aspekte sozialer Ungleichheit: Bildung, Einkommen, Wohlfahrtsstaat. In: Entstrukturierte Klassengesellschaft?. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 83. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01689-2_4
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