Zusammenfassung
„Gibt es noch ein Proletariat?“ — so die Leitfrage einer Vortragsreihe zu Beginn der 60er Jahre, die darauf zielte, die „schreckliche Dunsthülle der Zufriedenheit mit dem Zustand, wie er ist, zu durchbrechen“ (Dirks, in: Bahrdt et al. 1962:99) und dem vom Wirtschaftswunder geblendeten Augenschein entgegenzutreten, der ein Ende der „Proletarität“, des Proletariats und seiner ihm marxistisch zugedachten historischen Mission anzudeuten schien. Nach zwei Dekaden der Diskussion, die gegen Ende der 60er und in der ersten Hälfte der 70er Jahre einen Aufschwung der Frage nach dem Klassencharakter zeitgenössischer kapitalistischer Gesellschaften erlebt hatte, trotz unaufgelöster Spannungen zwischen klassentheoretischen und schichtungssoziologischen Ansätzen jedoch insgesamt eher dem Gang einer „normal science“ entsprach, häufen sich nun die Fragezeichen, beginnt das „Kontinuitätsvertrauen“ industriekapitalistischer Gesellschaften (Lutz 1984), auf das sich deren Kritiker wie Befürworter gleichermaßen beziehen konnten, abzubröckeln. Damit scheint das gewohnte analytische Instrumentarium derUngleichheitsforschung ebenfalls stumpf zu werden, liebgewordene Fronten geraten ins Wanken. Eine Krise der Fragen nach Art und Ausmaß, Ursachen, Formen und Folgen sozialer Ungleichheit, nach der Klassenwie Schichtenstruktur fortgeschrittener kapitalistischer Gesellschaften, die gerade in ihrer Strittigkeit immer eine der tragenden Säulen des soziologischen Diskurs darstellten, wird denkbar.
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Berger, P.A. (1986). Gesellschaftlicher Wandel als Herausforderung für die Ungleichheitsforschung — Bemerkungen zu Fragestellung und Methode. In: Entstrukturierte Klassengesellschaft?. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 83. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01689-2_1
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