Die Suche nach Informationen und Alternativen in simulierten Krisen

Zusammenfassung

Mit dem Begriff Krise verbindet man üblicherweise ein Ereignis oder eine Situation, durch die etwas bedroht wird, an dem einem sehr liegt. Das Wort gehört der Sprache des Laien an, nicht der des Wissenschaftlers. Abgesehen von wenigen Ausnahmen (z.B. Lasswell & Kaplan 1950, S. 242f.) haben die Sozialwissenschaftler noch keine funktional oder sachlich stichhaltige Definition des Begriffs Krise geliefert. Das Wort hat infolgedessen mehrere Bedeutungen (Miller & Iscoe 1963, Wiener & Kahn 1962). Die Bedeutungsnuancen lassen sich an einer Reihe verschiedener Verwendungen aufzeigen. Beispielsweise wurde 1964 innerhalb von vier Monaten die Veröffentlichung von mindestens 13 Büchern angekündigt, in deren Titel an erster Stelle das Wort Krise erschien (Publishers’ Weekly, Vol. 186, No. 9, Aug. 31, 1964, Titel Index). Diese Untersuchungen galten unter anderem der Krise der Geisteswissenschaft, der Reaktion auf Krisen, der Krise des Medizinstudiums und der Krise in der Entwicklung neuer politischer Konzeptionen. Um die Fülle der mit dem Begriff Krise verknüpften Bedeutungsschattierungen aufzuweisen, hat Hermann gezeigt, daß dem Wort in psychologischen und soziologischen Fachpublikationen häufig die Bedeutung Katastrophe, Panik, Stress und Spannung unterstellt wird (Hermann 1965).

Dieser Beitrag ist eine Überarbeitung des Referats „Das Verhalten von Entscheidungsträgern in simulierten Krisen“, das dem Panel über Außenpolitik und Wirtschaft der Tagung des Institute of Management Sciences und der Operations Research Society of America am 7. Oktober 1964 in Minneapolis vorgetragen wurde. Die finanzielle Unterstützung dieser Forschungsarbeit erfolgte im Zusammenhang mit dem Project Michelson, U.S. Naval Ordnance Test Station,China Lake, Kalifornien. Für die sehr hilfreiche Mitarbeit bei der Zusammenstellung der in diesem Beitrag benutzten Daten danken wir Wayman Crow und John Raser vom Western Behavioral Sciences Institute sowie Lincoln Bloomfield und Barton Whaley vom Center for International Studies am Massachusetts Institute of Technology. Von Lucia Walton stammt ein kritischer Kommentar zu einer früheren Fassung dieses Beitrags.

J.A. Robinson, C.F. Hermann, M.G. Hermann, „Search Under Crisis in Political Gaming and Simulation“, aus: Dean G. Pruitt und Richard C. Snyder (eds.), Theory and Research on the Causes of War, Englewood Cliffs, N.J., 1969, S. 80–94. Die Übersetzung besorgte Heinrich Engelhardt, Darmstadt.