Zusammenfassung
Gerechtigkeit und Gesundheit in der Arbeitswelt orientieren sich an einer gerechten Verteilung von Belastungen und Ressourcen sowie an einer Verfahrensgerechtigkeit, die allen Beschäftigten eine Teilhabe an Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen ermöglicht und dabei auch eine Lebensweltperspektive einbezieht. Im betrieblichen Gesundheitsmanagement lassen sich z. B. Konstellationen von Belastungen und Ressourcen durch entgeltliche Erwerbsarbeit und unentgeltliche Sorgearbeit berücksichtigen, die sich nach wie vor systematisch für Frauen und Männer unterscheiden. Die Gestaltung partizipativer Prozesse bietet Chancen, die Verfahrensgerechtigkeit zu erhöhen und die Interessen und Bedarfe bisher marginalisierter Gruppen zu berücksichtigen. Durch eine dialogorientierte Kommunikation erfahren Beteiligte zudem Anerkennung und Wertschätzung als Gesundheitsressource.
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Notes
- 1.
In der aktuellen Corona-Krise wird deutlich, wie essentiell institutionalisierte Kinderbetreuung ist. Bisher liegen keine Statistiken vor, wie viele Menschen – überwiegend Frauen – wegen der Schließung von Kitas und Schulen ihrer Erwerbsarbeit nicht oder nur eingeschränkt nachkommen können und deswegen Urlaub nehmen, Überstunden abbauen oder Minusstunden ansammeln müssen bzw. finanzielle Einbußen haben.
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Pieck, N. (2020). Gesundheit und (Geschlechter-) Gerechtigkeit in der Arbeitswelt. In: Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J., Meyer, M. (eds) Fehlzeiten-Report 2020. Fehlzeiten-Report, vol 2020. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61524-9_4
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