Zusammenfassung
„Lässt Du mich noch mal eben durch? Tschuldige.“, murmelt Danai peinlich berührt und schleicht sich an Ihren Beinen vorbei, raus aus der Stuhlreihe und dem Hörsaal. Sie schnalzen etwas genervt mit der Zunge und setzen sich wieder gerade hin, um sich auf den Dozenten zu konzentrieren, der gerade über das somatosensorische System doziert. Sie notieren im Laptop gerade die fünf Submodalitäten, als Danai wieder vor Ihnen steht und Sie entschuldigend anblickt. Seufzend schlagen Sie die Beine zur Seite und lassen sie vorbei. Als Danai sitzt und ebenfalls wieder ihren Laptop auf den Knien balanciert – gerade geht es um das ARAS –, fragen Sie leise von der Seite: „Sag mal, alles okay bei Dir? Das war jetzt schon das dritte Mal in einer halben Stunde, dass Du rausgegangen bist.“ Danai schaut verlegen auf den Bildschirm und zuckt mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, was los ist.“ Danach schaut sie stoisch nach vorne und notiert sich „Eigenschaften somatosensorischer Neurone“. Sie fragen nicht weiter, bemerken aber, dass es keine fünf Minuten dauert, bis Danai wieder unruhig hin und her rutscht. Der Dozent beschreibt gerade, was unter Viszeroszeption zu verstehen ist, als erneut schmale Finger vorsichtig auf Ihren linken Unterarm klopfen. Danai schaut entschuldigend und flehend Richtung Hörsaalausgang. Sie runzeln die Stirn, halten ihren Laptop fest und schwingen die Beine zur Seite, was Danai nutzt, um geradezu fluchtartig den Saal zu verlassen. „Über die Afferenzen und Efferenzen der Viszerozeption werden über Regelkreise unbewusst die vegetativen Funktionen gesteuert.“, ertönt die Stimme des Dozenten von unten. „Das Parenchym der Leber ist (im Gegensatz zur Kapsel) wie das von Pankreas, Niere, Nebenniere, Milz und Gehirn praktisch nicht innerviert und damit kaum schmerzempfindlich. Überdehnung und Spasmen der ableitenden Harnwege werden als Schmerz wahrgenommen. Darüber hinaus wird auch der Füllungszustand der Blase, also der Harndrang wahrgenommen.“ Bei den letzten Worten bemerken Sie Danai neben sich und lassen sie wieder rein. „Harndrang, genau mein Thema!“, sagt sie genervt. „Also deswegen musst Du immer raus?“, fragen Sie vorsichtig? Danai nickt stumm. „Exakt. Ich weiß nicht warum. Und ob das nicht genug wäre, kommt zu allem Überfluss noch dazu, dass es wehtut, das…Du weißt schon.“ „Honeymoon, baby.“, grinsen Sie ein wenig schelmisch. „Bitte, was?“ Danai ist sichtlich irritiert und versteht nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben könnte. „War mehr ein Scherz“, rudern Sie sofort zurück. „Aber für mich hört sich das an wie eine Blasenentzündung.“ Danai nickt leicht: „Ja, habe ich auch schon dran gedacht, aber was hat das bitte mit den Flitterwochen zu tun?“
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Kahl-Scholz, M. (2020). …warum brennt es immer so oft so schrecklich?. In: Du studierst doch Medizin, sag mal .... Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60320-8_5
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