Zusammenfassung
„Ich kann das nicht, ich kann das nicht, ich kann das nicht!“ Jade guckt Sie verzweifelt an und nestelt an ihrer Kitteltasche herum. „Doch, kannst Du!“ Sie versuchen ruhig und sanft zu reden und schauen Jade direkt in die Augen. „Es ist Dein erstes Testat, das weiß der Prof doch auch, und der ist nett, glaub’ mir.“ Anstelle zu antwortet rennt Jade Richtung Keller, in dem die Toiletten sind. 10 min später schaut ein Mann mit grauen Haaren aus der Tür zum Präp-Saal, blickt in die Runde und fragt: „Frau Selzig?“ „Frau Selzig ist gerade kurz auf Toilette gegangen, sie kommt sofort.“, antworten Sie rasch. „Das wäre gut“, antwortet der ältere Herr, „wir können nicht ewig warten und es sind noch einige andere mit einem Testat heute dran.“ Sie nicken: „Ich weiß, Herr Professor Schniester. Ich schau mal nach ihr.“ In der Damentoilette ist es still, nur eine Kabine ist verschlossen, dahinter muss Jade sein. Sie klopfen vorsichtig an die Tür: „Jade? Herr Professor Schiester wartet auf Dich, es wird Zeit!“ Eine sehr dünne Stimme antwortet: „Ich kann das nicht. Mein Bauch spielt verrückt. Überall tut es weh, ich habe ständig das Gefühl, dass ich auf Toilette muss, ich kann mich vor lauter Krämpfen gar nicht konzentrieren, das Testat geht im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose!“ Sie müssen etwas grinsen, was Jade zum Glück nicht sieht. Dann antworten Sie mit ruhiger Stimme: „Du kommst jetzt bitte raus. Du wirst das schaffen, wir haben Wochen gelernt, ich weiß, dass Du das kannst, Du kannst die obere Extremität auswendig, Jade. Wie schade wäre das, wenn jetzt alles umsonst gewesen wäre und Du mit all Deinem Wissen einfach so wieder nach Hause gehen würdest. Ich habe für so einen Fall immer Bachblüten in der Tasche, Notfalltropfen. Sie machen ruhiger, wirst schon sehen. Und wenn Du möchtest fragen wir Herrn Professor Schniester, ob ich mit zum Testat reindarf, ich wäre eh die nächste.“ Sie hören es klicken und sehen eine immer noch ängstliche Jade hinter der Tür hervorschauen. „Das würdest Du machen?“, fragt sie dankbar. „Klar, kein Problem, im Gegensatz zu Dir ist mein Bauch nicht so schnell zu erschüttern“, antworten Sie grinsend und reichen Jade das Bachblüten-Fläschen. „Hier, auf ex.“ Jetzt muss auch Jade kurz lächeln. „Ja, der verdammte Bauch, das ist mir geradezu peinlich. Ist nicht das erste Mal, dass ich ihn einfach nicht kontrollieren kann. Seit letztem Jahr ist alles, was das angeht, aus dem Tritt geraten.“ Sie schütteln den Kopf: „Muss Dir nicht peinlich sein, das haben viele, mein Vater hatte damit zum Beispiel auch Probleme. Aber wenn man weiß, dass man einen Reizdarm hat, kann man auch etwas dagegen tun oder für ihn, wie man das sehen will.“ Jade schaut Sie verständnislos an: „Einen Reiz-was?“ „Egal!“, Sie haken sich bei ihr unter und ziehen sie sanft Richtung Treppe, „Das erkläre ich Dir ein andermal, jetzt wartet auf uns die Rotatorenmanschette und der Plexus brachialis. Bereit?“
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Kahl-Scholz, M. (2020). …warum spielt bei mir alles verrückt, wenn ich weniger schlafe oder aufgeregt bin?. In: Du studierst doch Medizin, sag mal .... Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60320-8_10
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