Zusammenfassung
Seit vielen Jahren findet ein Diskurs zur Frage der Willensfreiheit statt, der von den Ergebnissen der Hirnforschung ausgelöst wurde. Es gibt Hirnforscher, die sich sehr für die Ansicht stark machen, der Wille sei nicht frei. Mit dieser These wurde das öffentliche Interesse in hohem Maße geweckt. Dabei beschäftigt die Frage nach der Freiheit des Willens oder der Willensfreiheit die Geistes- und die Naturwissenschaft schon seit jeher, aber sie war schon lange nicht mehr so präsent im öffentlichen Diskurs wie gegenwärtig. Vergleichsweise verhalten fiel die Resonanz auf die ähnliche Feststellung Freuds (1917) aus, das Ich des Menschen sei bewusstseinsmäßig nicht der Herr im eigenen Hause. Auch mit der Entdeckung des Unbewussten wurde der vermeintlich freie Wille in Zweifel gezogen, aber das war weit weniger medienwirksam. In diesem Kapitel wird gezeigt, dass sich „der freie Wille“ als Konstrukt real und wirksam in das Selbstbild des Menschen einordnen lässt.
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Literatur
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Althoff, ML. (2019). Freier Wille und Willensfreiheit. In: Ich und Selbst: Konstruktionen und Behandlungskonzepte. Psychotherapie: Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56544-5_5
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