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Zusammenfassung

Erfahrungsgemäß ist die Wahrscheinlichkeitstheorie in der Schule wie auch im Studium eine eher unbeliebte Disziplin. Man lernt eben nur, wie man in der Wahrscheinlichkeitstheorie hantiert, ohne ein handfestes Gefühl zu haben, was der Begriff selber ist. Das vorliegende Buch stellt einen Zugang zur Wahrscheinlichkeitstheorie dar, der auf dem intuitiven Begriff der Typizität beruht. Ein typisches Merkmal ist eines, das am weitaus häufigsten auftritt. Typizität ist ans Zählen geknüpft, an das, was übermäßig häufig, und an das, was weniger häufig auftritt. Deswegen haben wir typischerweise kein Glück in Lotterien. Wenn man den Gedanken der Typizität jedoch weiter verfolgt, etwa bei einer Münzwurfreihe, kommt man unumgänglich zu der Frage, über welche Dinge die Typizität letztlich ist. Ist es nicht die eine Münze werfende Hand, die für den Ausgang des Münzwurfs verantwortlich ist? Muss man dann nicht sagen, wie die Hand typischerweise die Münze durch die Luft wirbelt? Dann ist es der physikalische Ablauf des Münzwurfs, über den Typizität etwas auszusagen hat. Nun sind erstens physikalische Abläufe durch deren Anfangsbedingungen determiniert und zweitens sind diese Anfangsbedingungen, über die dann die Typizität Aussagen zu machen hätte, nicht abzählbar viele, sondern Punkte in einer kontinuierlichen Menge. Das reine Abzählen funktioniert nicht mehr. Was soll an die Stelle des reinen Abzählens kommen? Und wenn sowieso schon alles in der Physik determiniert ist, wo ist da noch Platz für Wahrscheinlichkeit? Diese Fragen sind nicht nur zu Recht gestellt, sondern sind auch so alt wie das naturwissenschaftliche Denken selbst.

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Notes

  1. 1.

    Die folgenden Zitate stammen von Demokrit ( ∼450 v.Chr.) und sind bei H. Diels Die Fragmente der Vorsokratiker (Weidmann, Zürich, 2004) zu finden. Die Nummern entsprechen denen bei Diels.

  2. 2.

    Marquis de Laplace, P. S. Théorie analytique des Probabilités. V. Courcier, 1814, S. ii.

  3. 3.

    Alle Geschehnisse, mögen sie in ihrer Kleinheit so erscheinen, als hätten sie keine Teilhabe am großen Gesetz der Natur, sind am Ende doch genauso notwendig wie die Umdrehungen der Sonne. Wegen des Unwissens über ihren Platz im gesamten Universum beschreibt man sie als Zweckursache oder entstehend durch Zufall, nachdem sie geschehen sind und sich entweder regulär oder nach keiner sichtbaren Ordnung aneinandergereiht haben; aber die eingebildeten Ursachen sind nach und nach mit den Meilensteinen unseres Erkennens gefallen und vollständig aus der gesunden Philosophie verschwunden, die in ihnen nichts anderes als Ausdruck unseres Unwissen sieht, von dem wir die wahren Ursachen sind. [Übersetzung der Autoren]

  4. 4.

    Die Naturwissenschaften, Heft 17, 1918, S. 253–263.

  5. 5.

    Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, mathematisch-physikalische Klasse 1900, Heft 3, S. 272.

  6. 6.

    Teubner Verlag, Leipzig 1914, S. 53.

  7. 7.

    Teubner Verlag, Leipzig 1914, S. 190.

  8. 8.

    Wir wollen hier aber nicht den Eindruck erwecken, dass die Physik die Wirkungsweise der Atome auf die Sinne (und umgekehrt ebenso) erklären könnte. Die Annahme der externen Welt und insbesondere deren Aussehen (Newtonsche Mechanik für Punktteilchen beispielsweise) ist eine reine Denkleistung, oder wie Erwin Schrödinger (1887–1961) sagt, ein „Denkbehelf“, ohne den aber Physik nach unserem bisherigen Kenntnisstand nicht funktioniert. Kants Kritik an der Vorstellung vom „Ding an sich“ ist durchaus berechtigt und auch im Sinne des Demokrit , denn unser Eingangszitat von Demokrit ist dem kurzen Dialog zwischen dem Verstand und den Sinnen entnommen, der in Dr. H. Schönes Streitschrift Galens über die empirischen Ärzte (Hrsg. Reimer, G., Sitzungsberichte der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Verlag der königlichen Akademie der Wissenschaften, 1901) zu finden ist. In obigem Zitat spricht der Verstand. Die Sinne antworten ihm:

    Armer Verstand, von uns nimmst du deine Beweisstücke und willst uns damit besiegen? Dein Sieg ist dein Fall.

  9. 9.

    Eine gute Quelle zu den Versuchen, eine Grenze zu definieren, ist der lesenswerte Artikel von Glenn Shafer: From Cournot’s principle to market efficiency. In: Augustin Cournot: Modelling Economics. Ed. von Touffut, J.-P. 2007, S. 55–95.

  10. 10.

    Shafer, G., Vovk, V. The Sources of Kolmogorov’s Grundbegriffe. Statistical Science, 2006, S. 70–98.

  11. 11.

    The Carus Mathematical Monographs, 1959.

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© 2017 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Dürr, D., Froemel, A., Kolb, M. (2017). Einleitung. In: Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie als Theorie der Typizität. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-52961-4_1

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