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Zusammenfassung

Solange man sich nur mit der Physik der ruhenden Ladungen befasst, mit der Elektrostatik, bleibt die Elektrizitätslehre eine zwar interessante, aber etwas blutleere Angelegenheit. Erst durch das Fließen von Ladungen, durch den elektrischen Strom, gewinnt die Elektrizität Leben und praktische Bedeutung. Wir werden uns in den folgenden Kapiteln mit dem Stromfluss in verschiedenen Stoffklassen befassen. Hier, in diesem Kapitel, geht es zunächst um die grundlegenden Gesetze des Stromflusses: um den Zusammenhang zwischen Strom und Spannung, der in vielen Fällen, z. B. bei der Stromleitung in Metallen, durch das sehr einfache Ohmsche Gesetz gegeben ist, um die Erzeugung von Wärme durch den elektrischen Strom und um die Kirchhoffschen Regeln, die für die Verteilung der Ströme in einem Netzwerk von Leitern gelten. Am Schluss des Kapitels gehen wir noch auf einige technische Aspekte der Strom- und Spannungsmessung ein. – Wir beschränken die Diskussion zunächst auf zeitlich konstante Ströme, d. h. auf den Gleichstrom. Das besondere Verhalten von zeitlich veränderlichen Strömen werden wir erst in den Kap. 15, 16 und 17 besprechen.

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Notes

  1. 1.

    Georg Simon Ohm (1787–1854) war damals Oberlehrer an einem Gymnasium in Köln, er konnte aber nebenbei die Apparate des „Physikalischen Kabinetts“ benutzen, eines Überbleibsels der von Napoleon aufgelösten altehrwürdigen Kölner Universität. Auf dem Wege zu seinem Gesetz hatte Ohm ganz außerordentliche begriffliche und experimentelle Schwierigkeiten zu überwinden. Damals nannte man den Strom noch den „elektrischen Konflikt“ und sah darin die chaotisch verlaufende Vereinigung positiver und negativer Elektrizität, wie man sie auch beim Gewitter vermutete. Der gerade erfundenen Voltaschen Säule (Abschn. 7.4) wurden ziemlich starke Ströme entnommen, die infolge der Bildung von Gasblasen innerhalb der Säule irregulär schwankten, was man als das „Wallen des Konfliktes“ bezeichnete. Ohm prägte die Begriffe Stromstärke, Spannung und Widerstand, wobei er interessanterweise völlig von den physikalischen Vorgängen beim Fließen des Stromes abstrahierte. Wohlgetan, denn diese Vorgänge konnten erst von der Physik des 20. Jahrhundert geklärt werden. Bemerkenswert ist auch, wie sich Ohm, ganz auf sich selbst gestellt, im Kölner physikalischen Kabinett in die Experimentiertechnik seiner Zeit einarbeitete und neue Apparate und Methoden für seine sehr präzisen Messungen entwickelte. Ohms Resultate für \(\rho_{\text{el}}\) stimmen im Prozentbereichmit den heutigen Werten überein.

  2. 2.

    Das \(\Upomega\)-Zeichen ist das große griechische Omega.

  3. 3.

    Man kann sich das leicht merken: Den langen Strich kann man durchbrechen und daraus ein Pluszeichen machen.

  4. 4.

    An der Universität Königsberg wurde 1844 von dem Physik-Professor F. Neumann folgende Preisaufgabe gestellt: „Man berechne die Ströme, die in einer an zwei Punkten kontaktierten kreisrunden leitenden Platte fließen.“ Der Student Gustav Robert Kirchhoff (1824–1887) löste diese Aufgabe mit Bravour. Er erkannte auch die Bedeutung seines physikalischen Ansatzes für die praktische Schaltungstechnik und veröffentlichte die beiden Regeln gleich im Anschluss an die Lösung der Preisaufgabe. Später trat Kirchhoff durch die Entwicklung der Spektralanalyse (mit R. Bunsen, Bd. V/1),durch ihre Anwendung in der Astrophysik, durch seine Arbeiten über die Wärmestrahlung (Bd. II/7) und durch die Kirchhoffsche Beugungstheorie (Bd. IV/8) hervor.

  5. 5.

    Dass es sich um eine Wechselspannung handelt, spielt hier keine Rolle, weil die Effektivspannung (Gl. (17.12) und (17.13)) und die mittlere Leistung angegeben werden.

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Aufgaben

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6.1 Leistung und Innenwiderstand.

Bei welchem Lastwiderstand \(R_{\text{a}}\) ist die von einer Spannungsquelle mit der Leerlaufspannung U und dem Innenwiderstand \(R_{\text{i}}\) abgegebene Leistung maximal und wie groß ist sie (sofern die Spannungsquelle diese Belastung überhaupt aushält)?

6.2 Leistung und Temperaturabhängigkeit des Widerstands (1).

Ein Toaster verbraucht bei der Netzspannung 230 V eine LeistungFootnote 5 von 900 W, wobei die Heizdrähte bis zur Rotglut erhitzt werden. Welcher Strom fließt durch die Drähte? Im kalten Zustand nach dem Einschalten des Gerätes ist der Widerstand der Heizdrähte deutlich kleiner. Um zu vermeiden, dass bei gleichzeitiger Nutzung anderer Verbraucher die Sicherung anspricht, wenn man den Toaster einschaltet, sollte der Anfangsstrom nicht zu groß sein. Schätzen Sie unter Annahme einer vernünftigen Betriebstemperatur den Temperaturkoeffizienten α ab, den die Heizdrähte höchstens haben dürfen, damit der Anfangsstrom um nicht mehr als 40 % höher ist als nach der Erwärmung. Das ist zu vergleichen mit Tab. 6.1.

6.3 Leistung und Temperaturabhängigkeit des Widerstands (2).

Wenn die Wendel in einer guten alten Glühlampe durchbrannte, dann meist kurz nach dem Einschalten des Lichts. Zur Erklärung betrachten wir als einfaches Modell einen langen kreisrunden Draht, durch den ein konstanter Strom fließt und der sich auf der Temperatur T befindet. An einer Stelle sei der Drahtradius um einen Betrag \(\Updelta r\) kleiner als der normale Radius r. An dieser Stelle wird sich die Temperatur um einen Wert \(\Updelta T\) von T unterscheiden.

a) Der Draht ist so heiß, dass die Ohmsche Wärme ausschließlich durch Wärmestrahlung abgeführt wird, näherungsweise als Schwarz-Körper-Strahlung. Wie hängt \(\Updelta T\) von \(\Updelta r\) ab? (Anstatt mit (6.7) zu arbeiten, kann man zwei Grenzfälle für die T-Abhängigkeit des elektrischen Widerstands betrachten: (1) Es ist \(\alpha=0\), (2) es ist \(\rho_{\text{el}}\sim T\)).

b) Nach dem Einschalten der Lampe ist der Strom zunächst größer als vorher im heißen Zustand. Ohne Rechnung kann man nun beschreiben, wie die Erwärmung der Wendel und ihr Durchbrennen zeitlich ablaufen.

6.4 Der Spannungsteiler als Spannungsquelle.

An eine Spannungsquelle mit der Spannung U 0 ohne Innenwiderstand wird eine Serienschaltung aus zwei Widerständen R 1 und R 2 angeschlossen (siehe Abb. 6.13b). Man zeige: Wird diesem Spannungsteiler durch einen externen Verbraucher, der parallel zu R 1 geschaltet ist, ein Strom entnommen, verhält er sich wie eine Spannungsquelle mit der Leerlaufspannung \(U=U_{0}R_{1}/(R_{1}+R_{2})\) und dem Innenwiderstand \(R_{i}=R_{1}R_{2}/(R_{1}+R_{2})\).

6.5 Die nichtabgeglichene Wheatstonesche Brücke.

a) Wie groß ist der Strom I i durch das Messinstrument einer Wheatstoneschen Brücke, wenn Gl. (6.38) nicht erfüllt ist? Hinweis: Die beiden Brückenzweige in Abb. 6.19 bilden zwei Spannungsteiler mit Leerlaufspannungen und Innenwiderständen (siehe vorige Aufgabe).

b) Zur Vereinfachung wählen wir ein Beispiel, in dem \(R_{x}=R_{3}\) ist. Der Brückenabgleich sei nicht perfekt: \(R_{1}=R-\Updelta R\) und \(R_{2}=R+\Updelta R\) mit \(\Updelta R\ll R\). Welcher Strom fließt durch das Messinstrument?

c) Zahlenbeispiel: Der vom Messinstrument gerade noch nachweisbare Strom sei \(I_{i}=10^{-6}\) A und der auszumessende Widerstand R x sei \(R_{x}\approx R_{3}=10\,\mathrm{k}\Upomega\). Ferner sei \(R_{i}\ll R_{3}\) und \(R\ll R_{3}\). Wie groß ist der relative Fehler bei der Bestimmung von R x ? Wie groß muss man die an die Brücke angelegte Spannung U 0 wählen, damit der Fehler kleiner als 1 % wird? Suchen Sie einen vernünftigen Wert von \(R_{1}+R_{2}\) für den Schleifdraht. Welche Leistung gibt die Spannungsquelle dann an den Draht ab?

6.6 Stromfluss in kontinuierlichen Medien.

Zwei beliebig geformte Elektroden befinden sich inmitten eines großen Volumens, das ein Medium mit der Dielektrizitätskonstanten ϵ und der Leitfähigkeit \(\sigma_{\text{el}}\) enthält. Die Elektroden werden über dünne isolierte Drähte mit einer weit entfernten Spannungsquelle verbunden. Die Störung des elektrischen Feldes durch die Zuführungsdrähte soll vernachlässigt werden. Man kann den fließenden Gesamtstrom aus der Stromdichte an den Elektrodenoberflächen ermitteln und den elektrischen Widerstand der Anordnung in Beziehung zur Kapazität zwischen den Elektroden setzen. Formaler Test: Plattenkondensator, Beispiel: Widerstand zwischen zwei konzentrischen zylindrischen Leitern mit der Länge l und den Radien \(r_{\text{i}}\) und \(r_{\text{a}}\).

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Heintze, J. (2016). Der elektrische Strom: Die Grundlagen. In: Bock, P. (eds) Lehrbuch zur Experimentalphysik Band 3: Elektrizität und Magnetismus. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48451-7_6

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