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Zusammenfassung

Obgleich die technisch interessanten Anwendungen der Elektrizität fast ausnahmslos mit dem fließenden Strom zu tun haben, beginnen wir mit der Diskussion der Phänomene, die im Zusammenhang mit ruhenden Ladungen beobachtet werden, mit der Elektrostatik. Der Grund ist, dass wir auf diese Weise am besten das elektrische Feld einführen können, das eine neue, für die Physik fundamentale Begriffsbildung darstellt. Wir werden zunächst die elektrische Ladung und die zwischen den Ladungen wirkenden Kräfte untersuchen. Diese Kräfte sind die Wirkung des elektrischen Feldes, das durch die Ladungen erzeugt wird. Wenn die Verteilung der Ladungen im Raum nicht von der Zeit abhängt, spricht man von einem elektrostatischen Feld. Wir werden die Gesetzmäßigkeiten, denen dieses Feld gehorcht, formulieren und zwar in der Weise, dass darauf die weiteren Gesetze der Elektrizität und des Magnetismus aufgebaut werden können. In diesem Kapitel geht es also zunächst um das Grundsätzliche, Anwendungen folgen dann in den nächsten Kapiteln in reichem Maße.

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Notes

  1. 1.

    Im achtzehnten Jahrhundert war es eine Streitfrage, ob es zwei voneinander verschiedene elektrische „Fluida“ gäbe (Charles du Fay, 1698–1739), oder nur eines, das in einem Körper zu viel oder zu wenig vorhanden sein kann (Benjamin Franklin, 1706–1790). Nach vergeblichen Versuchen, diese Frage experimentell zu klären, führte Georg Christoph Lichtenberg die Kennzeichnung der Ladungsarten mit den mathematischen Zeichen \(+\) und \(-\)ein. Damit konnte man rechnen, ohne sich auf eine der beiden Hypothesen festzulegen. Lichtenberg (1742–1799) war Physik-Professor in Göttingen. Bekannt sind vor allem die klugen und witzigen Bemerkungen, die er in seinen Notizbüchern hinterließ. Ein Beispiel: „Ein etwas vorschnippischer Philosoph … hat gesagt, es gäbe eine Menge Dinge im Himmel und auf der Erde, wovon nichts in unseren Kompendien steht. … Dafür stehen auch wieder eine Menge Dinge in unseren Kompendien, wovon weder im Himmel noch auf der Erde etwas vorkommt“.

  2. 2.

    Die Zuordnung von plus und minus ist reine Konvention. Früher benutzte man statt Plexiglas und Zellstoff einen Glasstab und einen mit Amalgam präparierten Lederlappen, statt Polystyrol eine Harzstange und man sprach anfänglich von Glas- und Harzelektrizität. Besonders ausgeprägt sind die reibungselektrischen Effekte an Bernstein. Von dessen griechischem Namen (Elektron) leitete William Gilbert (1544–1603), Begründer der systematischen Erforschung des Magnetismus und der Reibungselektrizität, die Bezeichnung „Elektrizität“ ab. Hauptberuflich war Gilbert Arzt, schließlich Leibarzt der Königin Elisabeth I. Zu der sehr schwierigen genaueren Untersuchung der elektrostatischen Phänomene hat besonders Benjamin Franklin(1706–1790) beigetragen, der auch als einer der großen amerikanischen Politiker in die Geschichte eingegangen ist.

  3. 3.

    Ironie des Schicksals: Die Übereinstimmung wäre sogar noch besser gewesen, wenn der Wert der Zähigkeit zu Millikans Zeit nicht einen systematischen Fehler gehabt hätte!

  4. 4.

    Der elektrische Strom ist in der Tat quellenfrei. Im Innern einer sogenannten „Stromquelle“, z. B. einer elektrischen Batterie, läuft ein physikalischer Prozess ab, der den Strom vom negativen zum positiven Pol durch die Stromquelle hindurchpumpt. Dieser Prozess verursacht die sogenannte „elektromotorische Kraft“ der Stromquelle. Die Summe der Ladungen, die aus den Polen austreten, ist Null.

  5. 5.

    Charles Augustin de Coulomb (1736–1806) war zunächst als Ingenieur-Offizier auf der Insel Martinique tätig, bevor er, nach Frankreich zurückgekehrt, Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften wurde. Das Prinzip der von Coulomb erfundenen Torsionswaage wurde später auch von Cavendishzur Bestimmung der Gravitationskonstanten benutzt (Bd. I/6.1).

  6. 6.

    Wir merken an, dass das Superpositionsprinzip auch bei der Gravitationskraft gilt. Wir hatten das in Bd. I/3 stillschweigend vorausgesetzt.

  7. 7.

    Michael Faraday (1791–1867), aus äußerst ärmlichen Verhältnissen stammend, hat als Kind nie eine Schule besuchen können. Er ließ sich als Gehilfe bei einem Buchbinder anstellen, um auf diese Weise mit Büchern in Kontakt zu kommen. Er brachte sich selbst Lesen und Schreiben bei, besuchte öffentliche Vorträge von Sir Humphrey Davy, dem Direktor der Royal Institution in London, wurde zunächst dessen Labordiener, dann dessen Mitarbeiter und schließlich dessen Amtsnachfolger. Von Faradays zahlreichen Beiträgen zur Physik und Chemie werden uns die wichtigsten physikalischen Entdeckungen noch wiederholt begegnen. – Faraday besaß kaum mathematische Kenntnisse. Seiner intuitiven Denkweise verdanken wir u. a. den Feldbegriff und dessen anschauliche Ausprägung, die wir im Folgenden – neben dem Formelwerk – zu erfassen versuchen wollen.

  8. 8.

    Pierre Simon Laplace (1749–1827), französischer Mathematiker, Physiker und Astronom. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Himmelsmechanik. In diesem Zusammenhang stellte er die Differentialgleichung (1.52) auf. Auch zur gewöhnlichen Mechanik leistete er wichtige Beiträge, z. B. die Beschreibung der Kapillarität durch die molekulare Adhäsion und Kohäsion. Schon zu seinen Lebzeiten wurde Laplace zu einer wissenschaftlichen Institution. Seine Rolle als französischer Innenminister unter Napoleon dauerte allerdings nur 6 Wochen. – Laplaces Schüler Poisson (1781–1840), ebenfalls ein hervorragender mathematischer Physiker, ist uns schon in Bd. II/1.1 begegnet (Poissonsche Zahl, Bd. II, Gl. (1.5))

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1.1 Numerisches Beispiel zum Millikan-Versuch.

In einem Millikan-Versuch benötigt ein Öltröpfchen mit der Dichte \(\rho=0{,}9\) g\(/\)cm\({}^{3}\) beim freien Fall in Luft zum Durchlaufen einer Wegstrecke s = 5 mm \(t_{1}=153\) s. Die Zähigkeit der Luft beträgt \(\eta=1{,}8\cdot 10^{-5}\) Pa s. Welchen Tröpfchenradius r errechnet man, wenn man die Stokessche Formel Bd. II, Gl. (3.25) verwendet? Erzeugt der Kondensator eine Feldstärke \(E=10^{4}\) V\(/\)m, fliegt das Tröpfchen nach oben und die Zeit zum Durchlaufen der gleichen Strecke ist \(t_{2}=210\) s. Welche Tröpfchenladung errechnet man? Ist der Tröpfchenradius nicht mehr groß gegenüber der freien Weglänge \(\lambda\approx 10^{-4}\) mm der Moleküle, verkleinert sich die Zähigkeit um ungefähr einen Faktor \(r/(r+\lambda)\) (die genaue Korrektur wurde von Millikan bestimmt). Wie hängt die ermittelte Tröpfchenladung von der Zähigkeit ab? Was macht ein Fehler der Zähigkeit von 1 % aus? Wieviele Elementarladungen trägt das Tröpfchen?

1.2 Coulombsche Torsionswaage.

Die in Abb. 1.5 gezeigte Coulombsche Torsionswaage erlaubt durch Ablesung der Skala S\({}_{2}\) die Messung des Winkelabstands α zwischen den beiden Kugeln, und aus der Differenz der Ablesungen von S\({}_{1}\) und S\({}_{2}\) erhält man den Verdrillungswinkel β des Torsionsdrahtes.

a) Nachdem die geladene Kugel (2) in den Apparat eingesetzt wurde und die Ladung durch Kontakt zwischen den Kugeln (1) und (2) gleichmäßig aufgeteilt wurde, nehmen die beiden Kugeln einen endlichen Winkelabstand α voneinander ein. Durch Drehen an dem Knopf K kann man gleichzeitig β und α verändern. Wie lautet der Zusammenhang zwischen β und α (Bezeichnungen: Ladungen q 1 und q 2, Abstand der Kugeln vom Draht L und rücktreibendes Drehmoment \(-D\,\beta\))? Gehen Sie zum Spezialfall \(\alpha\ll 1\) über.

b) Man muss bedenken, dass es zu Coulombs Zeit keine Möglichkeit gab, die Größe der Ladung auf der eingebrachten Kugel zu messen, und bei einer völligen Neuaufladung von Kugel (2) erhält man jedes Mal eine andere Ladung. Reproduzierbar ist dagegen die Position der Kugel (2), wenn man sie aus dem Apparat herausnimmt und wieder einsetzt. Wie kann man die Proportionalität der Coulomb-Kraft zu dem Ladungsprodukt \(q_{1}q_{2}\) nachweisen?

c) Wie groß sind die Auslenkwinkel bei der apparativen Einstellung \(\alpha=\beta\)? Zahlenbeispiel: \(q_{1}=q_{2}=2\cdot 10^{-9}\) As, \(L=0{,}1\) m und \(D=10^{-3}\) Nm.

1.3 Feldlinien und Äquipotentialflächen im ebenen Quadrupolfeld.

Parametrisieren Sie die Hyperbeln für die elektrischen Feldlinien des ebenen Quadrupolfeldes in Abb. 1.20 (gestrichelte Linien) und zeigen Sie, dass sie an jedem Punkt \((x,y)\) senkrecht zu einer Äquipotentialfläche verlaufen.

1.4 Feld eines geladenen Kreisrings.

Der Mittelpunkt eines Kreisrings mit der gleichmäßig verteilten Ladung Q befindet sich im Nullpunkt eines Kartesischen Koordinatensystems. Der Ring liegt in der \((x,y)\)-Ebene und der Kreisradius ist R. Wie groß ist die elektrische Feldstärke E z auf der z-Achse? Wie groß ist das Potential in der Nähe des Nullpunkts und wie groß sind E x und E y für \(|x|\ll R\) und \(|y|\ll R\)?

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Heintze, J. (2016). Elektrische Kräfte und elektrische Felder. In: Bock, P. (eds) Lehrbuch zur Experimentalphysik Band 3: Elektrizität und Magnetismus. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48451-7_1

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