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Das Comeback (auch der Streitereien in) der Religionspsychologie

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Religionspsychologie

Zusammenfassung

Wie wir schon im Kapitel über internationale Kongresse gesehen haben, gingen die religionspsychologischen Bemühungen keineswegs völlig unter, weder im Jahrzehnt vor noch in dem nach dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings war die Religionspsychologie innerhalb der Psychologie bedeutend marginaler geworden als noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts, und es hatte sich auch das Interesse anderer an ihr gewandelt: Hatten noch viele der Gründerväter der Psychologie im Allgemeinen auch zur Religionspsychologie veröffentlicht und zeigten zunächst Religionswissenschaftler und gerade die systematischen Theologen theoretisches Interesse an ihr, war es nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem die Orientierung an praktischen Fragen, die der Religionspsychologie zu überleben half, sowohl in der Psychologie als auch in der Theologie. In der Psychologie war es der im Umfang wachsende klinische Bereich, bei dem die mitunter problematischen Zusammenhänge zwischen Religion und unterschiedlichen Elementen psychischer Gesundheit ins Blickfeld gerieten und wo Fragen nach der Zuständigkeit der Praxispsychologie bei religiösen oder religiös artikulierten Problemen gestellt wurden.

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Notes

  1. 1.

    Burck unterschied bereits 1976 in der deutschen evangelischen Pastoraltheologie (Burck 1976) eine Verwendung von Psychologie ohne und mit Einfluss der amerikanischen Clinical Pastoral Education.

  2. 2.

    Als die ACPA gegründet wurde, gab es noch die Überlegung, den katholischen Bischöfen qualitate qua die (Ehren-)Mitgliedschaft anzubieten (s. Kugelmann 2011).

  3. 3.

    Zum Vergleich: Etwa zeitgleich mit dem aus der Psychologie heraus organisierten IJPR begann auch das Journal for the Psychology of Religion sein Erscheinen. Die Herausgeber Arvind Sharma (*1940) und Kaisa Puhakka (*1946) hatten einen Hintergrund in Religionswissenschaft respektive klinischer Psychologie und schienen ein viel breiteres Profil in der Religionspsychologie vertreten zu wollen (mit unter anderem größerer Offenheit für Theorie und hermeneutisch orientierte Forschung). Doch schon nach drei unregelmäßig erschienenen Bänden (von denen zwei Doppelbände waren) musste das weitere Erscheinen aus finanziellen Gründen eingestellt werden (persönliche Mitteilung K. Puhakka).

  4. 4.

    Wen es wundert, den Namen des nur einige Kilometer von Godin entfernt wohnenden Vergote – auf den wir gleich etwas ausführlicher zu sprechen kommen – bisher nicht in der Geschichte dieses Preises auftauchen zu sehen, dem sollte nicht verheimlicht werden, dass es zwischen beiden, die ein ziemlich ähnliches Interesse an und ein fast identisches Profil in der Religionspsychologie vertraten, eine gewisse, wenn auch höfliche, Rivalität gegeben hat. Godin hatte in Leuven schon mal ein paar Vorlesungen zur Religionspsychologie angeboten, als Nuttin sich entschied, Vergote eigens für dieses Fach bei Psychologie anstellen zu lassen. Vergotes erstes Buch (Vergote 1966/1967) war in Eile zustande gekommen (Godin ließ es – trotz größter Anerkennung: „a precision and originality no previous psychologist has ever attained“ – nicht unerwähnt: Godin 1968b, S. 236 respektive 237), da der Verleger ein zunächst von Godin erbetenes Manuskript abgelehnt hatte, aber doch unbedingt zur Religionspsychologie veröffentlichen wollte …

  5. 5.

    Der Teil Religionspsychologie hatte stellenmäßig den größten Umfang, den es für Religionspsychologie je an einer Universität gegeben hat, was aber der Beziehung zur Theologischen Fakultät zu verdanken war: Als progressiver Priester hatte Fortmann, selbst Lehrstuhlinhaber bei Psychologie, an einer Studienreform bei Theologie mitgearbeitet, die darin bestand, empirische Fächer wie Soziologie und Psychologie ins Curriculum aufzunehmen. Nur wenige Jahre später undenkbar, wurde 1963 bei Psychologie in Nijmegen ein Lektorat für Pastoralpsychologie zugunsten der Theologischen Fakultät eingerichtet. Auch das von der Theologischen Fakultät selbst besoldete Personal für Pastoralpsychologie wurde an Fortmanns Abteilung untergebracht.

  6. 6.

    Die niederländischen „Universitäten“ haben mittlerweile nicht mehr ganz so viel Ähnlichkeit mit den Organisationen gleichen Namens in z. B. der Bundesrepublik Deutschland: Ein „Lehrstuhlinhaber“ ist vom Nettogehalt und von den Forschungsmöglichkeiten her ohnehin nicht anders ausgestattet als ein Hauptschullehrer im Nachbarland (er hat kein Sekretariat, keine Assistenten, keine HiWis, kein Budget, unter Umständen noch nicht einmal ein eigenes Arbeitszimmer). Darüber hinaus kann die Bezeichnung „Lehrstuhlinhaber“ von den unterschiedlichsten, mit den „Universitäten“ liierten Personen geführt werden: Ein Lehrstuhlinhaber kann von der Universität besoldet werden, aber auch von einer externen Instanz, jemand kann sogar Lehrstuhlinhaber ohne Besoldung sein, es gibt Lehrstühle in Teilzeit, als Honorarposition, auf Zeit. (Oder man bekommt den Titel Professor verliehen, weil man einen Verwaltungsposten wie zum Beispiel Dekan einer Fakultät übernimmt, meistens mit bedeutend höherem Gehalt als die eigentlichen Professoren.) Eine Lehrstuhlinhaberin sollte nicht vorlesen, sondern am liebsten eine vorgeschriebene Zahl von Seiten aus einem amerikanischen Lehrbuch behandeln, sie verbringt mitunter mehr Stunden mit den Studenten im Klassenzimmer, als ein Lehrer an welcher weiterführenden Schule in der Bundesrepublik Deutschland auch immer. Freiheit von Forschung und Lehre gibt es nicht: Man sollte lehren, was von der Verwaltung vorgegeben wird. Studenten sollten nicht durchfallen (es sei denn, die Professorin scheut sich nicht vor den administrativen Folgen, die auf sie zukommen). Angestellte einer Universität sind keine Beamten, sie können infolge stetiger Reorganisationen leicht ihren Job verlieren (die Unkündbarkeit der Beamten gibt es in den Niederlanden ohnehin seit Jahrzehnten nicht mehr). Es wundert nicht, dass die begabtesten niederländischen Mediziner, Juristen, BWLer, klinischen Psychologen usw. lieber außerhalb der „Universität“ tätig sind und sich kaum noch dorthin berufen lassen wollen.

  7. 7.

    Die Verwendung der englischen Vokabel research war in diesem Zusammenhang signifikant: Psychologen seien nicht nur so in Forschung involviert, sondern trieben moderne research. (Auch die niederländischen Teilnehmer verwendeten untereinander nicht die Vokabel onderzoek, sondern research.) Die Amerikanisierung der Psychologie galt den Niederländern als modern, deutsch sei die Sprache der Theologen.

  8. 8.

    Die Zusammensetzung des Komitees wechselte, einige verloren wohl das Interesse an der Sache, ob wegen Emeritierung oder Stellenwechsel blieb meist unklar. Über die Jahre gehörten diesem Komitee an: Mario Aletti (Italien), Gordi Bachs (Spanien), Jacob A. v. Belzen (Niederlande), Willem J. Berger (Niederlande), Kurt Bergling (Schweden), John Clark (Vereinigtes Königreich), Jozef Corveleyn (Belgien), Jean-Pierre Deconchy (Frankreich), Halina Grzymała-Moszczyńska (Polen), Dag Hallen (Norwegen), Hans-Günther Heimbrock (Deutschland), Nils G. Holm (Finnland), Dirk Hutsebaut (Belgien), Jean-Marie Jaspard (Belgien), Jan M. van der Lans (Niederlande), Henry Lupton (Vereinigtes Königreich), Troels Nørager (Dänemark), Helmut Reich (Schweiz), Joachim Scharfenberg (Deutschland), Geoffrey Scobie (Vereinigtes Königreich), Jan Szmyd (Polen), Marinus van Uden (Niederlande), Antoon Vergote (Belgien) und Owe Wikström (Schweden).

  9. 9.

    Van der Lans hatte alle seine sich auf die European Group of Psychologists of Religion beziehende Materialien an Belzen übergeben (AJAB).

  10. 10.

    Man vergleiche auch die relativ geringe Tagesordnung der Sitzungen des International Committee for the Symposia of European Psychologists of Religion (da die Gruppe nie formalisiert wurde, wechselte der Name öfters, sodass man in diversen Quellen unterschiedliche Bezeichnungen findet). Über die Jahre hinweg findet man: Evaluation symposium/recommendations for next organizer; Representation of country X in the Committee; Structure and functioning of the Intern. Comm.; Newsletter; Possibilities of publication; Relationship to the Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie (IAPR); Relationship to the International Journal for the Psychology of Religion; next symposium: theme, location, date (AJAB).

  11. 11.

    Vergleiche folgendes Zitat aus einer E-Mail von Geoffrey Scobie (Organisator des letzten Symposiums der European Group, 2003, in Glasgow) an seine Kollegen im Programmausschuss über die Frage, welche Anmeldungen anzunehmen oder abzulehnen seien: „I am a little concerned about the limited psychological content some of them appear to have. I do not think that we need to be too rigid in applying rules but I think it is important that we do focus on the Psychology of Religion. A number of organizations and indeed Journals which were originally focused on the area have gradually moved onto a more theological, philosophical or sociological perspective. I can remember how emphatic Jan van der Lans used to be about this matter and I would not want to move from his position“ (E-Mail an Belzen und an Hutsebaut vom 15.05.2003).

  12. 12.

    Anfang der 1980er Jahre war es noch schwierig, einen Psychologie-Verlag für die Herausgabe religionspsychologischer Werke zu gewinnen. Die Herausgabe der Proceedings des Symposiums von 1985 als Buch und die Gewinnung des geisteswissenschaftlich orientierten Verlags Rodopi (Amsterdam und New York) für die Veröffentlichung einer International Series in the Psychology of Religion galt als Erfolg. (Der Serie war kein großer Erfolg beschert: Es gab zwar immer wieder gute Veröffentlichungen, aber die Zahl der Bände kam nie über 16 hinaus; 2012 wechselte die Serie an die amerikanische Psychologie-Abteilung des Springer-Verlags.).

  13. 13.

    Die Società Italiana di Psicologia della Religione (SIPR) ging aus der 1987 gegründeten Division für Religionspsychologie innerhalb der Italienischen Gesellschaft für Psychologie (Società Italiana di Psicologia) hervor. 1995 wurde sie ein selbständiger Verein. Erster Vorsitzender wurde Mario Aletti (*1946), der unter anderem bei Godin Student und Assistent gewesen war und der die Religionspsychologie in Italien sehr gefördert hat (Aletti 1992b, 2010). Zusammen mit seinem ehemaligen Lehrer Giancarlo Milanesi (1933–1993) veröffentlichte er die erste italienischsprachige Einführung in die Religionspsychologie (Milanesi und Aletti 1973). Die SIPR ist, neben der Society for the Psychology of Religion and Spirituality (Division 36) innerhalb der APA, wahrscheinlich die einzige Organisation für Religionspsychologie, die einen offiziell registrierten Status und für die volle Mitgliedschaft einen akademischen Abschluss in der Psychologie als Voraussetzung hat. Die Mitgliedschaft schwankte über die Jahre zwischen 100 und 150.

  14. 14.

    Soweit bekannt, geschah dies nicht. Krenn hätte die Anschriften aus den Proceedings der Nimwegener Symposien 1979 und 1982 verwenden können.

  15. 15.

    Ungenügend bekannt war vielleicht, dass im Vereinigten Königreich kurz zuvor eine neue, von vornherein regelmäßig erscheinende Zeitschrift für Religionspsychologie, allerdings mit Fokus auf gesundheitsbezogene Themen, gegründet worden war: Mental Health, Religion & Culture, initiiert von Simon Dein (*1959) und Kate M. Loewenthal, erscheint seit 1998. Der damalige book reviews editor Christopher Alan Lewis (*1968) war 2000 zum ersten Mal bei einem Symposium der European Group anwesend. (Er wurde 2011 in den Vorstand der IAPR gewählt, hätte ab 2015 Herausgeber des AfRp werden sollen, trat den Posten aber nicht an, s. Kap. 10.).

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v. Belzen, J.A. (2015). Das Comeback (auch der Streitereien in) der Religionspsychologie. In: Religionspsychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-46575-2_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-46575-2_9

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