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Der zweite Anfang – 1929

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Religionspsychologie

Zusammenfassung

Es mag manchen, der auch nur oberflächlich mit der europäischen Geschichte vertraut ist, bereits gewundert haben: Warum ist in dem Kapitel über das Jahr 1914 denn nichts über das Ereignis jenes Jahres gesagt worden, das wirklich alles andere überragt, über den Ausbruch des Großen Krieges, des später als „Ersten“ bezeichneten Weltkrieges? Wie im einleitenden Teil ausgeführt, blicken wir zunächst auf die für die IAPR als Organisation entscheidenden Jahreszahlen zurück, um zu ermitteln, auf welche Weise sich die über jene Jahre zu berichtenden Dinge zutrugen. Selbstverständlich vollzog sich die Gründung der (Internationalen) Gesellschaft für Religionspsychologie, als die Luft kriegsgeschwängert und allseits Säbelgerassel zu hören war und als diplomatische Bemühungen im Scheitern begriffen waren. Zur Zeit der Gründung der IAPR war der Krieg aber noch nicht ausgebrochen. Wir werden gleich auf seine Auswirkungen auf die IAPR zu sprechen kommen. Zuerst noch ein kurzer Blick auf die Gründung selbst.

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Notes

  1. 1.

    Nur an einer einzigen Stelle findet sich ein Hinweis auf das Datum, an welchem diese „Gründung“ stattgefunden haben dürfte: In der Chronik der Christlichen Welt (also eine Art Begleitheft zur Zeitung Die christliche Welt, auf die wir bereits zu sprechen kamen) wird am 13. August 1914 (24. Jahrgang, Nr. 33, S. 406 f.) in der Rubrik „Verschiedenes“ gemeldet, dass am 10. Juni eine Gesellschaft für Religionspsychologie gegründet worden sei. (Noch nicht einmal in Stählins Memoiren wird dieses Datum genannt, es ist späteren Vorstehern der Gesellschaft auch nicht bekannt gewesen.).

  2. 2.

    Siehe zum Beispiel: „Das scharfe Urteil, das F. über die von Starbuck befolgte Methode fällt […], mag in seiner Beschränkung auf Starbuck richtig sein, in der allgemeinen Form, wie es dasteht, ist es eine offenbare Übertreibung“ (Stählin 1914g, S. 299). „In der Kritik des [biologischen] Gesichtspunktes scheint mir F. zu weit zu gehen: man kann die physiologische Erklärung der religiösen Erscheinungen vollständig ablehnen und doch dem biologischen Gesichtspunkt einen hohen heuristischen Wert zuerkennen“ (Stählin 1914g, S. 300).

  3. 3.

    Eine Darstellung wie „Über die Religionspsychologie hinaus hat Külpe in der Geschichte der Psychologie als ganzer […] einen hervorragenden Platz“ (Bitter 2009, Sp. 835) stellt die Dinge eindeutig auf den Kopf: Aufgrund seiner Bekanntheit als Psychologe wollten die Religionspsychologen ihn in ihre Reihen aufnehmen, nicht umgekehrt. Als Psychologe hat sich Külpe nicht zur Religion geäußert (in seinen Vorlesungen über Psychologie, Külpe 1922, z. B. findet sich kein einziger Satz), als Philosoph hat er die Religionspsychologie nur kurz erwähnt, sie der Religionsphilosophie zugeordnet und in einer Fußnote distanziert auf das Archiv für Religionspsychologie verwiesen (Külpe 1917, S. 109). In den Berichten der Kongresse, an denen er teilgenommen hat und auf denen Religionspsychologisches behandelt wurde – z. B. ICP, s. Kap. 7 – finden wir ihn nicht als Diskutanten in den Sitzungen zur Religionspsychologie aufgeführt. Külpe sah sich selbst sicherlich nicht als einen der Religionspsychologen.

  4. 4.

    Stählin an Fischer, 09.10.1913; NLF.

  5. 5.

    Freilich kann er auch von Stählin selbst eingeladen oder vorgesehen gewesen sein. Ein viel späteres Schreiben Stählins an den Vorstand (vom 16.11.1928, wir kommen noch ausführlicher darauf) ist allerdings nur an Dyroff, Faber und Wunderle adressiert. – Hatte Stählin vergessen, dass auch Fischer dem Vorstand angehörte? War er ihm weniger wichtig gewesen? Oder hatte er ihn ausgelassen, weil er kein Gründungsmitglied war?

  6. 6.

    Die Dinge sind nicht eindeutig zu rekonstruieren: Gruehn – der aber oft sehr entstellte, s. Kap. 7 – behauptet, dass Külpe in einem Schreiben vom 3. Juli 1914 Dyroff gebeten habe, den Vorsitz der IAPR zu übernehmen (Gruehn 1946, S. 169). Obgleich Gruehn aus jenem Schreiben zu zitieren scheint, nennt er keine Quelle, und es wird auch nicht ersichtlich warum sich ein Brief Külpes an Dyroff in Gruehns Besitz befunden haben soll. (In den bei Gruehns Nachfahren bewahrten Unterlagen befindet sich der zitierte Brief jedenfalls nicht, ebenso wenig wie im NLD.) Ihm zu unterstellen, ein Zitat bloß erfunden zu haben, geht aber wohl auch zu weit; es könnte sich so verhalten haben, wie er es darstellt.

  7. 7.

    In einer Dissertation über Lindworsky als Experimentalpsychologen wird es als bemerkenswert bezeichnet, dass dieser in dem zuvor zitierten Artikel (1910) bereits vor Aufnahme seines Psychologiestudiums eine klare Bestimmung der Religionspsychologie als einen Zweig der empirischen Psychologie vornimmt (Ühlein 1986, S. 173). Eigene Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet hat der spätere Professor für Psychologie in Prag aber nicht veröffentlicht. (Wenngleich er schon 1910 die Religionspsychologie positiv darstellt, schreibt er in diesem Artikel in den Stimmen aus Maria-Laach (der bekannten Benediktinerabtei) doch, dass religionspsychologische Arbeit „am besten von dem Klerus geleitet werden“, S. 519.) Wie Stählin und Lindworsky persönlich zueinander standen, ist nicht bekannt. In einer Besprechung des ersten Bandes des Archivs – ein Band, an dem er also selbst mitgearbeitet hatte! – kritisiert Lindworsky scharfsinnig, wenn auch milde, Stählins Position hinsichtlich der Wahrheitsfrage in der Religionspsychologie: Stählin werde „selbst seinem Prinzip untreu, wenn er S. 308 den Satz Flournoys billigend anführt: ‚Nicht weil dem Psychologen in Dogmen objektive Wahrheit […] erschlossen wird, interessiert er sich dafür, sondern weil in theologischen Konstruktionen ein Widerschein, ein intellektualisiertes Residuum von gewissen Lebenserfahrungen und intimen Bewußtseinsprozessen vorliegt.‘ Will man der Tatsachen- und damit auch der Wahrheitsfrage nicht präjudizieren, so darf es doch nur heißen: insoweit in theologischen Sätzen ein Widerschein usw. Denn sind z. B. die Glaubenssätze des Christentums der Tatsache einer übernatürlichen Offenbarung zu verdanken, dann darf der Religionspsychologe sie nicht als ein rein seelisches Entwicklungsprodukt behandeln“ (Lindworsky 1914b, S. 559 f.). Stählin dürfte ihm in dieser Ablehnung jedes Reduktionismus wohl beigepflichtet haben.

  8. 8.

    So wandte sich Dyroff an Gemelli mit der Bitte, in Italien für die IAPR tätig sein zu wollen. (In einem Schreiben von 25. Juli 1914 stimmte Gemelli zu, NLD.) Andere Vorstandsmitglieder werden ähnlich gehandelt haben. Wunderle überlegte, ob er nicht auf einer bevorstehenden Tagung der Görres-Gesellschaft zusammen mit Dyroff eine Zusammenkunft für an Religionspsychologie Interessierten organisieren sollte (Wunderle an Dyroff, 20. Juli 1914, NLD).

  9. 9.

    Ein Exemplar des Prospekts findet sich zum Beispiel in der Bibliothek der Universität Erlangen-Nürnberg (AfRp, 1921, 2/3 beigelegt).

  10. 10.

    10 Gemeint sein wird Reinhold Seeberg (1859–1935), ein Theologe, der wie Külpe aus dem Baltikum stammte und von 1898 bis 1927 ordentlicher Professor für Systematische Theologie an der Universität Berlin gewesen ist und dort auch religionspsychologische Literatur behandelt haben soll (Aland 1979, S. 455).

    Vor dem Hintergrund seiner Kritik an der Würzburger Schule lag es ja nicht auf der Hand, dass Wundt seinen Namen einer aus dieser hervorgegangen und diese favorisierenden religionspsychologischen Organisation lieh. Seine Ablehnung an Faber könnte aber auch völlig triviale Gründe gehabt haben: Wundt hielt sich im Allgemeinen von Organisationen, Kongressen und anderen Zusammenkünften fern (s. unter anderem Hammer 1994; Kusch 1999), war überdies damals schon hochbetagt und fast blind.

  11. 11.

    Zum Vergleich: Ein später so berühmtes Werk wie Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus (Wittgenstein 1921/1922), im Krieg verfasst, erschien aus gleichem Grunde erst 1922. (Eine fehlerhafte Veröffentlichung in der Zeitschrift Annalen der Philosophie war ihr 1921 vorausgegangen.).

  12. 12.

    Von Stählin gibt es keinen Nachlass im eigentlichen Sinne. Von ihm hinterlassene Korrespondenz und andere Dokumente befinden sich an mehreren Stellen. Alles, was sich davon an der Universität Münster befand und sich auf das Thema Religionspsychologie bezog, dürfte dort bei einem durch ein Bombardement ausgelösten Brand im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen sein (inklusive Stählins umfangreiche Bibliothek zur Religionspsychologie).

  13. 13.

    Aus dem, was aus der Korrespondenz des Schriftführers-Schatzmeisters der IAPR erhalten ist, geht hervor, dass Faber so prominente Professoren unter den IAPR-Mitgliedern wie Erich Seeberg bat „im Seminar über religionspsychologische Themata arbeiten zu lassen, und […] ‚gute‘ Arbeiten dem ‚Archiv‘ zur Verfügung zu stellen“ (Schreiben vom 21.7.1914, NLSe).

  14. 14.

    Die Phänomenologie war eine breite, keineswegs einheitliche Bewegung in den Geisteswissenschaften, die um die Wende zum 20. Jahrhundert ihren Anfang nahm und bis ins 21. Jahrhundert verfolgt werden kann. Unter Phänomenologie wird in Philosophie (Brentano, Husserl, Merleau-Ponty, Levinas), Psychologie (Jaensch, Bühler, Koffka, Lewin, Heider), Psychiatrie (Jaspers, von Weizsäcker, Binswanger, Strauss), Religionsgeschichte (van der Leeuw, Widengren, Otto, Eliade) und Soziologie (Schütz) sowie in der Psychotherapie (Boss, Frankl), um die wichtigsten Disziplinen, in der sich die Bewegung manifestierte, zu nennen, keineswegs dasselbe verstanden. Als gemeinsam galt eine strenge empirische Orientierung („zu den Sachen selbst“ lautete Husserls Devise), die sich darauf konzentriert, wie Phänomene sich dem Bewusstsein des Erfahrenden darstellen. Phänomenologische Analysen nehmen ihren Anfang bei einer sorgfältigen, oft sehr ausführlichen Schilderung empirischer Sachverhalte. (Späterer inflatorischer Sprachgebrauch, vor allem bei Psychologen anderer empirischer Orientierung, suggeriert zu Unrecht, dass Phänomenologie mit Deskription gleichzusetzen sei.) Zur Psychoanalyse gab es einerseits scharfe Abgrenzung, andererseits erhebliche gegenseitige Beeinflussung. Die phänomenologische Bewegung lebt weiter in solchen Orientierungen in den Human- und Sozialwissenschaften, die sich als hermeneutisch (und eben nicht logisch-positivistisch) inspiriert verstehen, vor allem in der einhergehenden sogenannten qualitativen Forschung. Klassische Werke zur Bewegung in Philosophie und Psy-Wissenschaften sind Spiegelberg 1972, 1982; bis heute widmet sich das allerdings vom religionswissenschaftlichen Verlag Brill herausgegebenen Journal of Phenomenological Psychology diesem Themenbereich. Husserls Rede von der (philosophisch-)phänomenologischen Analyse zu leistenden „Wesensschau“ hat in der Religionsphänomenologie zu Versuchen geführt, das „Wesen“ der Religion oder auch einzelner religiöser Phänomene (Gebet, Mystik, Opfer usw.) zu bestimmen; diese Versuche gelten heutzutage weitgehend als misslungen, zu sehr geprägt von den privaten religiösen Einstellungen der Verfasser, häufig wird Religionsphänomenologie als verkappte Theologie entlarvt (Hofstee 1997; Horyna 2011).

  15. 15.

    Am liebsten hätte Stählin diese Arbeit im Rahmen der möglichen IAPR-Tätigkeit veröffentlicht gesehen, entweder als von der IAPR gefördert, oder als Sonderband des Archivs oder wie auch immer. Am 26.11.1917 schrieb er jedoch an Dyroff, dass er durch Fischer „erfahren habe, daß die Arbeit des Herrn Dr. Heiler inzwischen in Druck gegeben ist, sodaß diese Frage – leider möchte ich sagen – für die Gesellschaft für Rel. psych. nicht mehr in Betracht kommt. Ich hätte es sonst sehr begrüßt, wenn die Gesellschaft etwas für die Drucklegung dieser Arbeit hätte tun können“ (NLD).

  16. 16.

    In einer Literaturübersicht von knappen anderthalb Seiten (S. 13 f.) schlussfolgert Heiler die „Unzulänglichkeit der […] generellen Gesetzespsychologie für die religionswissenschaftliche Forschung“ (S. 14), also gerade der Psychologie, die Stählin studiert hatte. Ein gewisses Lob bekam von Heiler nur „das Werk des französischen Psychologen J. Segond: La prière, Etude de psychologie religieuse, Paris 1911. Es bietet eine psychologische Analyse der verschiedenen Momente des Gebets (Sammlung, Aspiration, Hingabe, Monolog, Dialog, Bitte und Fürbitte) sowie einen geschichtlichen Überblick über das Gebet in den verschiedenen Religionen. Das Fehlen einer umfassenden Klassifikation der verschiedenen Formen bzw. Entwicklungsstufen des Gebets, sowie die einseitige Heranziehung mystischer Gebetsdokumente im psychologischen Teil bedingen notwendig einen unzureichenden Einblick in die Typik, das Wesen und die Psychogenesis des Gebets“ (S. 14).

  17. 17.

    Etwa in „F. Das Gebet in der individuellen Frömmigkeit der großen religiösen Persönlichkeiten: I. Eigenart des Gebets der religiösen Genies, II. Allgemeine Charakteristik der beiden Haupttypen der persönlichen Frömmigkeit: Mystik und prophetische Frömmigkeit, III. Das Gebet in der Mystik, IV. Das Gebet in der prophetischen Frömmigkeit“ und in „G. Das individuelle Gebet großer Männer (Dichter und Künstler): I. Der kontemplativ-ästhetische Typ, II. Der affektiv-ethische Typ“.

  18. 18.

    „Das Streben nach Befestigung, Stärkung und Steigerung des eigenen Lebens ist das Motiv alles Betens. Aber die Aufdeckung der tiefsten Wurzel des Gebets enthüllt uns nicht das eigentliche Wesen desselben“ (Heiler 1919/1923, S. 489).

  19. 19.

    Tatsächlich sollte Heiler später als einer der großen Männer der Religionsphänomenologie gelten, die sich in ihrer Darstellung oft, wenn auch sicherlich nicht sehr adäquat, der von Husserl, Scheler, Jaspers und anderen erarbeiteten Terminologie bediente.

  20. 20.

    Eine über ihn geschriebene Habilitationsarbeit weist ihn, der selbst nie habilitierte, explizit als Praktischen Theologen aus, nicht als Systematiker oder als Wissenschaftler (Meyer-Blanck 1994).

  21. 21.

    21 Auch Karl Bühler gegenüber machte Girgensohn seinen Unmut über Stählin Luft. Dieser antwortete lapidar: „Was Sie von Stählin erzählen, war mir neu, aber nicht überraschend. Den Leuten fehlt ein autoritativer Halt, nachdem Külpe gestorben“ (21.11.1920, NLG).

    Zu der von Girgensohn angekündigten brieflichen Auseinandersetzung mit Stählin ist es aber, so weit bekannt, nicht gekommen. (Über Der seelische Aufbau, Girgensohn 1921a, und andere Angelegenheiten korrespondierten sie höflich.).

  22. 22.

    Girgensohn schrieb seinen Vornamen immer mit C, sogar in Widmungen in Schriften, in denen sein Vorname mit K gedruckt steht.

  23. 23.

    Eine erste Universität in der ehemaligen Hansestadt Tartu wurde 1632 im Rahmen seiner Kolonialpolitik vom schwedischen König Gustav II Adolf gegründet, der gerade Dorpat gegen die Polen erobert hatte. Sie existierte nur bis 1710. Zar Alexander erlaubte 1802 den Deutschbalten, wieder eine Universität in Dorpat (das seit 1721 zu seinem Reich gehörte) zu gründen. Diese Universität war deutschsprachig, bis im Rahmen der Russifizierung Dorpats (1882–1893) diese Sprache verboten wurde. (Nur an der theologischen Fakultät war deutsch noch erlaubt, da der orthodoxe Klerus fürchtete, dass sich durch dortige Lehre auf Russisch das Luthertum im Zarenreich verbreiten könnte.) Nach einer kurzen deutschen Besatzung Ende des Ersten Weltkrieges wurde Estland 1919 unabhängig, und die Sprache wechselte an der Universität ins Estnische. (Sie blieb dies auch während der folgenden Besatzungen Estlands durch die Sowjets [1940–1941, 1944–1989] und die Nationalsozialisten [1942–1944].) An der deutschsprachigen Universität Dorpat studierten und lehrten so bekannte Gelehrte wie Wilhelm Ostwald, Emil Kraepelin, Nicolai Hartmann und Adolf von Harnack.

  24. 24.

    „Eine philosophische Doktorpromotion war für meine Heimat, an die ich zunächst allein bei meiner Ausbildung dachte, wertlos, da die russischen Hochschulen und Behörden die deutschen gelehrten Grade nicht anerkannten. Umso mehr Philosophisches habe ich dafür in mein erstes gedrucktes wissenschaftliches Buch hineingearbeitet“ (Girgensohn 1925a, S. 55).

  25. 25.

    Siehe AHUB: NK-Pers., G 2269, Bd. II. Bl. 86. Gruehn habilitierte sich in Dorpat 1920 mit der Arbeit Neuere Untersuchungen zum Wertproblem. Ein Beitrag zur experimentellen Erforschung des religiösen Phänomens (Gruehn 1920). Sie zählte wegen der uns mittlerweile bekannten „gegenwärtigen unnatürlichen Verteuerung des Druckverfahrens“ nur 63 Seiten: Auf S. 40 bittet Gruehn den Leser, sich mit Kritik zurückzuhalten, bis er seine Arbeit komplett veröffentlichen könne. Dazu ist es aber nie gekommen. Beabsichtigt gewesen war eine zweibändige Ausgabe (ein systematischer Teil und ein Teil mit den vollständigen Protokollen). Der erste Teil, erweitert um eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem zweiten Teil, diente 1921 als Dissertation (bei Girgensohn) an der theologischen Fakultät Greifswald. Es muss diese Arbeit von Gruehn gewesen sein, die Girgensohn für einen weiteren Band des Archivs an Stählin sandte. Schließlich wurde sie auf Fürsprache Girgensohns 1924 bei Hirzel in Leipzig veröffentlicht.

  26. 26.

    Gruehn schloss dabei allerdings weitgehend an den Stählin’schen Vorgänger an. Am 28. September 1927 schrieb ihm Paul Siebeck vom Verlag Mohr auf das vertraglich festgelegte „Vorrecht zur Weiterführung des Unternehmens“ zu verzichten (Korrespondenz des Verlags Mohr Tübingen, Staatsbibliothek Berlin, Nachlass 488, A 428, Gruehn).

  27. 27.

    Man könnte zu diesem Satz aber wenigstens vier Anmerkungen machen: 1. Obgleich Stählin sagt, die Gesellschaft sei „nie formell aufgelöst“, ist sie eigentlich nie „formell“ gegründet worden: Die beabsichtigte Eintragung ins Vereinsregister ist nie vorgenommen worden. (In Nürnberg ließen sich weder beim Registergericht – beim Amtsgericht [AGN], wo betreffende Bücher im Krieg nicht verloren gegangen sind – noch beim Ordnungsamt [OAN] noch im Staatsarchiv [SAN ] irgendwelche Angaben zur IAPR finden), „formell“ existierte die Gesellschaft gar nicht. 2. Demnach hatten die angeschriebenen Personen diesbezüglich im Jahre 1928 weder Rechte noch Pflichten. 3. Stählin schrieb an Dyroff, Wunderle und Faber; warum er Fischer ausließ, ist unbekannt. 4. Der Vorstand aus dem Jahre 1914 war nie „gewählt“ worden, es hatte nie eine Mitgliederversammlung gegeben.

  28. 28.

    Das „D“ vor Gruehns Namen steht für den Titel des Ehrendoktors, damals für einen akademisch Tätigen fast ein „Muss“: Man liest bei fast allen gestandenen damaligen Wissenschaftlern „D. Dr“ vor dem Namen: Ein Indiz, dass über die regulär erworbene Doktorwürde (oder, in der Theologie, das Lizentiat) eine Ehrendoktorwürde zuerkannt wurde. („Das große D verschlingt das kleine D“, wie es hieß.) Wie auch Girgensohn hatte Gruehn aus Kiel ein Ehrendoktorat erhalten. Dem Beirat des Archivs gehörte zu Zeiten des Herausgebers Gruehn dann auch beider Ehrendoktorvater Heinrich Rendtorff (1888–1960), Professor für Praktische Theologie in Kiel, an.

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v. Belzen, J.A. (2015). Der zweite Anfang – 1929. In: Religionspsychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-46575-2_4

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