Zusammenfassung
Warum geht es in unserer Lufthülle so unruhig zu? Warum ist kein Zustand von längerem Bestand, warum das Wetter so wechselvoll? Warum sind die Änderungen so rasch, unvergleichlich rascher und ausgreifender als die Änderungen in der festen Erdkruste, als jene in der Wasserhülle unserer Erde? Das alles hat seinen Grund darin, daß die Luft ein leichtes Gasgemisch ist, dessen Teilchen leicht gegeneinander verschiebbar sind und das auch durch kleinste Kräfte in steter Bewegung erhalten wird. Wäre die Sonne ein ausgebrannter, kalter Stern, so hätten wir in der Atmosphäre der Erde freilich nur die geringfügigen Bewegungen, die durch die Anziehungskraft der Sonne und des Mondes, also durch Gezeitenkräfte, wachgerufen werden. Solche Bewegungen gibt es in unserer Lufthülle, aber sie sind außerordentlich klein und würden für sich allein der Beobachtung sich entziehen. Alles das, was wir als Wind, also als Versetzung von Luftmassen wahrnehmen, ist letzten Endes auf die Wärmezufuhr von der Sonne zur Erde, auf den Luftaustausch zwischen warmen und kalten Teilräumen unserer Atmosphäre zurückzuführen. Die Wärmestrahlung der Sonne ist es, durch die die atmosphärische Maschine in Gang gesetzt wird, und zwar in einen sehr verwickelten und wechselvollen Gang, weil der Wärmestrom, der von der Erdoberfläche aufgefangen wird, im allgemeinen in niedrigen Breiten viel größer ist als in hohen Breiten, weil ferner am gleichen Orte die zugestrahlte Wärmemenge wegen des jahreszeitlich verschiedenen Hochstandes der Sonne schwankt und weil die Wirkung der Sonnenstrahlung auf die Erdoberfläche und die Rückwirkung der erwärmten Erdoberfläche auf die Lufthülle auch davon abhängig ist, ob der bestrahlte Oberflächenteil dem festen Land oder dem Meere angehört.
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von Ficker, H. (1940). Die Sonne heizt. In: Wetter und Wetterentwicklung. Verständliche Wissenschaft, vol 15 . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41990-8_2
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