Zusammenfassung
Unter den vier Elementen, welche nach den Anschauungen der alten Philosphie die Welt zusammenseúten, vermag keines eine solche Fülle der mannigfachsten Eindrücke auf unser Gemüt zu machen wie das Wasser. Es ruht eine gewaltige erdgestaltende Macht in diesem Elemente, das uns bald freundlich lächelnd als Leben- und Blütenspender, bold zürnend als Vernichter und Zerstörer entgegentritt. Das Wasser, als die eigentliche Zugkraft in der Weltgeschihte, sammelt als Quell die unstäten Bewohner der Wüste und Steppe um sich; es bedingte die ersten Staatenbildungen in den Stromgebieten des Orients (Ägypten eingeschlossen), es ließ ferner als Thalassa (Mittelmeer) mit seiner reich gegliederten Küste die Blüte des griechischen Lebens sich entwickeln und ermöglichte die gewaltige Konzentrierung des römischen Weltreichs rings um seine Gestade; es greist endlich univoersell als erdumflutender, alle Gewässer in sich zurücksammelnder Ozean in jene Aufgabe des germanischen Geistes bedeutsam ein, die Ausbreitung der Kultur über das Weltmeer hinweg zu vermitteln. Außer dieser weltgeschichtlichen Bedeutung äußert es aber auch auf das gesamte Tier- und Pflanzenleben in den verschiedensten Beziehungen seinen gewichtigen Einfluß, indem es auf rätselhafte Weise Eigenschaften, welche einander zu widersprechen scheinen, in sich vereinigt. Es ist ein uns befreundetes Element und doch flößt es uns Scheu ein; wir können auf seiner Oberfläche schwimmen, es trägt nnfre Schiffe, aber doch kann unser Fuß es nicht betreten, wir müssen in ihm unfre Normalstellung anfgeben; flüssig wie die.Luft, hat es doch deine bestimmten Grenzen und fügt in die unendlich vielgestaltigen Formationen der Erde seinen glatten Spiegel ein; wir können es greifen, und doch ist es durchsichtig und locker.
In dieser holden Feuchte, Was ich auch hier beleuchte, Ist alles reizend schön. Goethe
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Reuseaux, F. (1885). Vom Quell zum Meere. In: Reuseaux, F. (eds) Die Gewinnung der Rohstoffe aus dem Innern der Erde, von der Erdoberfläche sowie aus dem Wasser. Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34077-6_16
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