Zusammenfassung
Im allgemeinen Teil wurde bereits erwähnt, daß die Spirochäten eine Mittelstellung zwischen den Bakterien und den Protozoen einnehmen. Es liegen gewichtige Gründe für die Trennung der Spirochäten von den Bakterien vor und für ihre nahe Beziehung zu den Protozoen, wie z. B. die Vielgestaltigkeit ihres Entwicklungsganges, welche sich vielleicht auch in dem Auftreten filtrierbarer submikroskopischer Formen, sowie vor allem in der bei einigen Arten stattfindenden echten Reifung und Vermehrung in einem Zwischenwirt (stechende Insekten) sogar mit Übergang auf die Eier und die junge Brut durch germinative Infektion äußert. Falls der von einigen Forschern (Schaumnn) behauptete Modus der Vermehrung durch Längsteilung wirklich einwandfrei nachgewiesen wäre, würde auch diese Eigenschaft durchaus gegen die Zugehörigkeit der Spirochäten zu den Bakterien und vielmehr für ihre nahe Verwandtschaft mit den Protozoen sprechen. Doch darf nicht verschwiegen werden, daß die als Längsteilung gedeuteten Gebilde auch in anderer Weise (durch Aufspaltung schon vorher selbständiger zusammengedrehter Individuen) erklärt werden können. In dieser wie in anderen morphologischen Fragen bietet die Feinheit der zu untersuchenden Gebilde der Forschung erhebliche Schwierigkeiten, so insbesondere auch in der Frage nach dem Vorhandensein einer undulierenden Membran. Unter den Protozoen stehen die Spirochäten den Trypanosomen am nächsten, in deren Entwicklungskreis bei manchen Arten spirochätenartige Formen gehören. Sämtliche Spirochäten sind mit lebhafter Eigenbewegung begabt, die sich in dreifacher Weise äußert: als Fortbewegung, als Schraubendrehung um die eigene Längsachse und als Beugung und Knickung, wobei sich der Körper der Spirochäten im Gegensatz zu dem starren Bau der Spirillen als außerordentlich biegsam erweist.
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Schrifttum
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Gundel, M., Schürmann, W. (1939). Spirochäten. In: Lehrbuch der Mikrobiologie und Immunbiologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25434-9_13
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