Abstoßung

Zusammenfassung

Beim Menschen findet sich auf dem Chromosom 6 eine Gruppe von Genen, die die Ausbildung von Proteinen kodiert, welche auf der Zelloberfläche vieler Zellen dafür sorgen, daß die Zelle als zum Individuum gehörig erkannt wird. Diese Gruppe von Genen nennen wir Hauptgewebeverträglichkeitsgruppe (major histocompatibility complex=MHC). Die von ihnen kodierten Proteine auf den Zelloberflächen sind die menschlichen Leukozyten-Antigene (human leukocyte antigen=HLA). Eine weitere Gruppe von Genen findet sich in jeder menschlichen Zelle, die die Ausbildung einer anderen Gruppe von Proteinen an der Zelloberfläche steuert. Diese sind die Antigene des ABO-Blutgruppensystems. Kommt nun der Empfänger mit Zellen des Spenders in Kontakt, so werden die Zellen des Spenders anhand der menschlichen Leukozyten-Antigene und ABO-Blutgruppen-Merkmale auf ihren Zelloberflächen vom Empfänger als fremd erkannt, da keine zwei Menschen in allen Merkmalen übereinstimmen. Daraufhin setzt der Empfänger eine Reihe von Abwehrschritten in Gang, die wir als Immunantwort bezeichnen. Diese führen zur Zerstörung der als fremd erkannten Zellen des Spenders (Abstoßung). Die Immunantwort besteht aus folgenden Schritten (Abb. 8.1):

• Die Antigene auf den Zelloberflächen des Spenders werden von verschiedenen Zellen des Empfängers aufgenommen, welche anschließend den Lymphozyten des Empfängers das fremde Antigen präsentieren (Antigen-präsentierende Zellen=antigen presenting cells=APC).

• Durch den Kontakt mit Antigenen kommt es zur Freisetzung von Aktivierungssubstanzen (Mediatoren/Zytokinen) in den T-Lymphozyten des Empfängers. Durch die Zytokine Interleukin 1 und 2 werden die Lymphozyten zu abwehrfähigen Zellen weiterentwikkelt (Abb. 8.2).