Zusammenfassung
Ius (Recht) bezeichnet ursprünglich vielleicht den Gerichtsplatz (in iure daher das Verfahren vor dem Prätor auf dem Forum, wo sich die Gerichtsstätte befand). Der lateinische Begriff ius wird wie das deutsche Wort Recht sowohl im objektiven als auch im subjektiven Sinn verwendet. Im objektiven Sinn bezeichnet ius die Gesamtheit der Rechtsnormen; im subjektiven das einer bestimmten Person zustehende Recht. Im Englischen wird das eine mit law, das andere mit right bezeichnet. Eine abstrakte Definition des Begriffs ius ist uns nicht überliefert. Wir besitzen nur das berühmte Zitat des Celsus1: ius est ars boni et aequi (Recht ist die Kunst des Guten und Billigen). Das ist indes keine Definition, sondern die Bezeichnung des Gerechtigkeitsideals nach griechischem Vorbild (das Schöne und Gute: kcxXöv Kai ἀγαθόν). Oberstes Prinzip des Rechts ist die Gerechtigkeit, iustitia, die von Ulpian folgendermaßen umschrieben wird:
Ulp. D. I,1,10: iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi. iuris praecepta sunt haec: honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere. Gerechtigkeit ist der beständige und dauerhafte Wille, jedem das Seine zuzuteilen. Die Gebote des Rechts sind diese: ehrenhaft leben, den anderen nicht verletzen, jedem das Seine geben.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Referenzen
D. 1, 1, 1 pr.
Pap. D. 2, 14, 38.
Unten § 9 I.
Dazu eingehend Kaser, Ius gentium (1993).
S. dazu Honsell, Nomos und physis bei den Sophisten, Mél. Wubbe (1993) 179 ff.
De legibus 3, 23.
Tacitus annales 14,43.
Ab urbe condita 2, 3, 3 ff.
Scriptores Historiae Augustae, Alexander Severus 31,2.
D. 40,9,12, 1; dazu Wieacker SZ 94 (1977) 9 FN. 32.
Dazu Wesener FS Mayer-Maly (1996) 81 ff.
Vgl. dazu etwa Hruschka JZ 1987,941 ff., der auf die Verwandtschaft des kategorischen Imperativs von Kant hinweist.
Ähnlich Paulus D. 9, 2, 45, 4: vim enim vi defendere omnes leges omniaque iura permittunt — aille Gesetze und alle Rechte erlauben, daß man sich gegen Gewalt mit Gewalt verteidigen darf.
Zur Rechtsstellung der Kinder und der gewaltunterworfenen Frau (uxor in manu) s. unten § 63 und § 65, 2.
Dazu Waldstein, Operae libertorum (1986).
Vgl. Gai. D. 47,22,4.: his autempotestatemfacit lex, pactionem quam velintsibiferre, dum ne quid ex publica lege corrumpant. sed haec lex videtur ex lege Solonis tralata esse. Das Gesetz gibt ihnen (den Mitgliedern) die Macht, sich die Satzung zu geben, die sie wollen, solange sie dadurch nicht gegen ein öffentliches Gesetz verstoßen; es scheint diese Vorschrift aus dem Gesetz des Solon übernommen zu sein.
D. 50, 16,85.
Ulp. D. 3, 4, 7: si quid universitati debetur, singulis non debetur: nec quod debet universiias singuli debent. — Was der Körperschaft geschuldet wird, wird nicht den einzelnen geschuldet; was die Körperschaft schuldet, schulden die einzelnen nicht.
Vgl. hierzu den lesenswerten Aufsatz von Scheuerle, AcP 163 (1964) 429, 430.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Honsell, H. (1997). Recht und Privatrecht. Personen. In: Römisches Recht. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09782-3_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-09782-3_2
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-62596-4
Online ISBN: 978-3-662-09782-3
eBook Packages: Springer Book Archive