Zusammenfassung
Es gibt viele verschiedene Perspektiven und unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen, von denen aus sich das Phänomen „Trauma“ betrachten lässt.
„Die Vergangenheit ist niemals tot. Sie ist nicht einmal vergangen.“
William Faulkner (1951, S. 93)
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Notes
- 1.
Vgl. dazu auch die primären Konflikte bei Mentzos (2013, S. 123 ff.): a) symbiotische Verschmelzung versus Subjekt-Objektdifferenzierung, b) Abhängigkeit versus Autonomie, c) dyadische versus triadische Beziehung: der ödipale Konflikt, d) Sicherheit der Primärgruppe versus Risiken (und Chancen) der Sekundärgruppen, e) Genitalität und Identität versus infantile Bindungen und Identitätsdiffusion.
- 2.
Umso bemerkenswerter, dass in der ICD-10 ausgerechnet „das wiederholte Erleben des Traumas in […] Träumen“ (Dilling et al. 2015, S. 173) als Kennzeichen eines Traumas aufgeführt wird.
- 3.
Ich spreche von „sexueller Gewalt“, wohlwissend, dass sonst oft von „sexualisierter Gewalt“ gesprochen wird, da das „Sexuelle“ für das Verständnis von „sexueller Gewalt“ zentral ist: Im Anschluss an Pohl lässt sich festhalten, dass in der Ausbildung männlicher Heterosexualität in der hegemonial männlichen Gesellschaft stets eine ambivalente bis feindselige Haltung gegenüber Frauen und Weiblichkeit eingelagert ist und dass es auch zum Verständnis von „sexueller Gewalt“ nötig ist, nicht nur über Macht und Gewalt, sondern auch über (männliche) Sexualität nachzudenken. Pohls These ist, dass „bei allen Formen von sexueller Gewalt […] die Frau für das Begehren bestraft [wird], das sie im Mann auslöst“ (Pohl in Tlusty 2018).
- 4.
Die Formulierung ist eine Anspielung auf Winnicotts (1992) Begriff der „good enough mother“.
- 5.
Für jede psychische Störung sollte gelten, dass derjenige, der sie hat, nicht einfach selbst schuld ist, sondern lebensgeschichtlich etwas erleiden musste, das die Ausbildung der Störung nötig gemacht hat.
- 6.
PTSD (posttraumatic stress disorder) ist die englische Schreibweise von PTBS.
- 7.
Die Fallbeispiele stammen aus dem Projekt „Pädagogische Professionalisierung mittels Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen“ (Wissenschaftliche Leitung: Jun.Prof. Dr. David Zimmermann. Projektdurchführung: M.Ed. Ulla Johanna Schwarz (02/2015-01/2016), M.Ed. Christoph Müller (02/2016-01/2017)). In dem Projekt begleiteten Studierende der Sonderpädagogik ein Jahr lang geflüchtete Jugendliche und gestalteten eine pädagogische Beziehung mit ihnen, die regelmäßig in Seminaren systematisch reflektiert wurde (vgl. dazu Schwarz und Müller 2015; Müller und Schwarz 2016; Zimmermann et al. 2017; siehe auch Abschnitt 8.2 Die Bedeutung der Emotionen und der pädagogischen Beziehungen).
- 8.
Alle Namen sind zum Schutze der Anonymität verändert worden. Außerdem wechseln in den Beispielen zwei Personen ab, damit von einer Person nicht so viele Informationen preisgegeben werden, dass die Anonymität nicht mehr gewährleistet wäre.
- 9.
Zur Auseinandersetzung mit der Nutzung sexueller Gewalt als Kriegswaffe durch den Daesch siehe Kizilhan und Cavelius (2016).
- 10.
Zur transgenerationalen Weitergabe von Traumata siehe Moré (2013) und Rauwald (2013).
- 11.
Ein großes Problem stellen hierbei die Anhörungen im Rahmen von Asylverfahren dar. Der Anspruch, möglichst die ganze eigene (Flucht-)Geschichte detailliert und chronologisch korrekt zu erzählen, steht häufig im Widerspruch zu einem traumasensiblen Umgang u. a. wegen der beschriebenen eingeschränkten Symbolisierungsfähigkeit und der Gefahr, von den traumatischen Erfahrungen dann erneut überflutet zu werden.
- 12.
Dieses Phänomen kennt man auch aus der Migrationsforschung, wenn Personen nach einer Migration nationalistischer ihrem Herkunftsland gegenüber eingestellt sind als vor der Migration. Vgl. dazu die Arbeiten von Tiesler (2017a, 2017b), die mit dem Begriff Ethnoheterogenese beschreibt, wie solche Phänomene aus Dynamiken von rassistischen Zuschreibungen und Identifikationen mit diesen Zuschreibungen entstehen.
- 13.
Bei Becker (2006/2014, S. 182): „Die Rückkehr“.
- 14.
Bei Becker (2006/2014, S. 182): „Aus Flüchtlingen werden RemigrantInnen“.
- 15.
Zu den verschiedenen Informationsebenen siehe Zimmermann (2012a) und vergleiche Abschnitt 8.1 Die Notwendigkeit von Supervision.
- 16.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit gendere ich im Singular so, dass ich nur den weiblichen Artikel nutze.
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Müller, C. (2021). Psychotraumatologie. In: Pädagogisch arbeiten in traumatischen Prozessen. Kritische Sozialpsychologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32876-4_3
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