Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird auf die universellen und kulturspezifischen Aspekte des Humors eingegangen. Außerdem werden die klassischen Humortheorien und Funktionen erläutert, welche mögliche Erklärungen für die Gründe für das Empfinden von Humor liefern. Zunächst wird die hauptsächlich kommunikative Natur des Humors analysiert sowie die zunehmende Mediatisierung, die Humor erfährt. Zum Schluss werden die Implikationen der medialen Humor-Auswahl im Sinne der sozialen Unterschiede erforscht.
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Notes
- 1.
Zu einer ausführlichen Erläuterung des Begriffes „angemessene Inkongruenz“, siehe Oring 2003, S. 1 ff.
- 2.
Der Linguist Muhammad A. Badarneh (2011) analysiert aus der Perspektive Bachtins den arabischen politischen Humor und kommt dabei zu dem Schluss, dass er als ein Instrumentarium zum Denken in einer Welt außerhalb repressiver Regime verstanden werden kann (vgl. ebd., S. 325). Auf eine ähnliche Weise analysiert Donna M. Goldstein (2003) anhand einer ethnographischen Studie wie der schwarze Humor der Bewohnerinnen einer brasilianischen informellen Siedlung (Favela) eine Art „Karneval-Funktion“ in ihrem alltäglichen Leben erfüllt. Sie machen sich oft über das Elend ihrer Lebensbedingungen, Tod, Leichen, Vergewaltigungen, etc. lustig, um mit den Schmerzen nicht direkt umgehen zu müssen (vgl. ebd., S. 34). Goldstein geht davon aus, dass die dominierten Klassen Humor als einzige Antwort auf die grausamen Lebensumstände zur Verfügung haben, da andere Alternativen unmöglich seien, da z. B. ein gewalttätiger Ehemann oder eine Vergewaltigung nicht angezeigt werden, weil das Misstrauen gegenüber der Polizei und Behörden in diesen Lebensräumen vorherrscht (vgl. ebd. S. 270 f.). So stellt sich die Frage, ob das Lachen bzw. Witze über autoritäre Regime oder über menschenverachtende Situationen tatsächlich zur politischen Aktion und zu sozialen Veränderungen führen kann oder sich sein Potenzial auf die Katharsis der Subalternen beschränkt, und somit wirklichen gesellschaftlichen Veränderungen vorbeugt.
- 3.
Wenn man sich das akademische Feld der Kommunikationswissenschaften anschaut, kann Jeffrey H. Goldstein (1994) als ein Vertreter des sogenannten „Humor-Positivismus“ genannt werden, da er nur die positiven Aspekte des Humors in den Medien berücksichtigt, wie z. B. Potenzial bei der Vermittlung von Bildungsmaterial, Vorteile für die Gesundheit, das Wohlsein und soziale Beziehungen, etc. (ebd., S. 321).
- 4.
Weiterhin betonen Lillian Boxman-Shabtai und Limor Shifman (2013) die Existenz einer relativen neuen Tendenz, und zwar: Heutzutage zirkuliert (ethnischer) Humor durch eine Vielfalt von Technologien und Anwendungen, bspw. soziale Netzwerke, Nachrichtendienste und Smartphones (ebd., S. 521).
- 5.
So analysieren sie etwa 1000 weitergeleitete E-Mails und identifizieren dabei Manifestationen des ethnischen Humors hinsichtlich lokaler und „importierter“ ethnischer Gruppen. Sie stellen dabei fest, dass fremde Minderheiten oder ethnische Gruppen eher durch Inkongruenz-Mechanismen dargestellt werden, während lokale Minderheiten eher als unterlegen dargestellt und verspottet werden (ebd., S. 535).
- 6.
Als Beispiel hierzu stellen Erin Strauts und Hart Blanton (2015) anhand mehrerer Experimente fest, dass Zuschauer, die eher Bedenken gegen politisch inkorrekte Ausdrücke hegen, offensiven Humor selten als lustig empfinden.
- 7.
Für den Autor ist kulturelles Kapital ein Synonym für formales Bildungsniveau.
- 8.
Katrin Knop (2007) führt ebenfalls eine Rezipienten-Befragung zu beiden Sendungen durch, um diese zwei Humor-Gemeinschaften zu untersuchen. Sie stellt dabei fest, dass Rezipienten Harald Schmidts als intelligent, schlagfertig, intellektuell und scharfsinnig charakterisieren, gleichzeitig Stefan Raab Attribute wie frech, locker, schlagfertig und spontan zuschreiben. Der Humor Schmidts wird als politisch, aktuell und intelligent beschrieben, während der Humor Raabs als bissig, verletzend und tabubrechend empfunden wird. Tabubrüche werden jedoch akzeptiert. Prominente, Politiker, Ausländer, Homosexuelle und Kirchenangehörige stellen nach der Auffassung der Rezipienten eine „freigegebene Humorzone“ dar (vgl. ebd., S. 304 ff.).
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Saucedo Añez, P.C. (2021). Humor und Comedy. In: Die Doppelmoral des medialen ethnischen Humors. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32749-1_3
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