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Das Spiel mit der Wahrnehmung und der Wahrnehmbarkeit zeitgenössischer politischer Kunst. Theoretische und empirische Herausforderungen für die Systemtheorie

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Wahrnehmen als soziale Praxis

Part of the book series: Kunst und Gesellschaft ((KUGE))

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Zusammenfassung

Zeitgenössische politische Kunst fordert den systemtheoretischen Kunstbegriff theoretisch wie empirisch heraus. Denn der Grad an Fremdreferenz, der von dieser Kunst prozessiert wird, scheint die Grenzen der Kunst nach Luhmann zu überfordern. Aktionen, wie sie vom Zentrum für Politische Schönheit initiiert werden, agieren an der künstlerischen Grenze zur Politik. Gerade in Bezug auf die Funktion, die die Kunst für das Wahrnehmen erfüllt, lohnt sich jedoch ein zweiter Blick. Denn bei genauerem Hinsehen kann gezeigt werden, dass derartige politische Kunst (ebenso wie hochkulturelle Kunst) ein Spiel mit der Wahrnehmung der psychischen Systeme treibt. Sie lässt ganz im Luhmann’schen Sinne Welt in der Welt erscheinen. Die alternative Welt, die dabei eröffnet wird, unterscheidet sich zugleich jedoch von anderen Kunst- und Wahrnehmungswelten. Politische Kunst irritiert anders. Dieser Beitrag hat daher das Ziel, zu zeigen, dass auch eine systemtheoretische Perspektive auf das Wahrnehmen als soziale Praxis einen Mehrwert bietet, insbesondere wenn der Fokus dabei auf zeitgenössische politische Kunst gerichtet ist, die die Systemtheorie bislang nicht zu fassen weiß.

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Notes

  1. 1.

    Die dargestellten Intentionen der Kunstaktionen sind als Interpretationen zu verstehen. Grundsätzlich gilt wie für jedwede Art der Kunst, dass Sinn und Zweck nicht eindeutig zu klären sind. Für (Selbst-)Darstellungen, nähere Beschreibungen und Pressespiegel zu den Aktionen des ZPS siehe auch: politicalbeauty.de.

  2. 2.

    Was mit den aktuellen Entwicklungen gesellschaftlicher Umstrukturierung hier gemeint ist, wird im Folgenden im Kapitel Neue Wege für die (Luhmann’sche) Kunst anhand eines Argumentes von Rudolf Stichweh näher erläutert.

  3. 3.

    Man könnte Karafillidis folgend und in Bezug auf das gesamte Theoriegebäude der Systemtheorie auch sagen, es lohnt sich, die Form in der Betrachtung auf den Regiestuhl zu setzen (Karafillidis 2010, S. 113).

  4. 4.

    Da das 21. Jahrhundert außerhalb der Lebzeiten Luhmanns zu datieren ist, hat das Konstatieren einer fehlenden Betrachtung an dieser Stelle keinen kritischen, sondern einen rein analytischen Charakter.

  5. 5.

    Für eine ausführlichere Abhandlung aller vier Rejektionsmöglichkeiten der Codierung siehe: Karafillidis 2010.

  6. 6.

    Weiterführende Betrachtungen und Untersuchungen zur Integration moderner Kunstformen in den systemtheoretischen Kunstbegriff sind Bestandteil meines derzeitigen Dissertationsprojektes und unterliegen daher laufender Bearbeitung.

  7. 7.

    Mölders (2015) spricht mit Bezug auf Piaget (1976) von drei möglichen Stufen der Reaktion auf einen Irritationszustand: Ignorieren (α-Phase), Assimilieren (ß-Phase), Strukturanpassungen (γ-Phase).

  8. 8.

    Diese lässt sich auch an der umfangreichen medialen Berichterstattung ablesen, die den Aktionen des ZPS zuteil wird.

  9. 9.

    Die Frage, ob Kunst, die sich derart explizit an politischen Sachverhalten orientiert, aus systemtheoretischer Sicht noch Kunst sein kann, kann kontrovers diskutiert werden. Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass die Integration derartiger Kunst in die Systemtheorie über die bereits dargestellte Code-Rejektion möglich ist.

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Jacobs, G. (2021). Das Spiel mit der Wahrnehmung und der Wahrnehmbarkeit zeitgenössischer politischer Kunst. Theoretische und empirische Herausforderungen für die Systemtheorie. In: Schürkmann, C., Zahner, N.T. (eds) Wahrnehmen als soziale Praxis. Kunst und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31641-9_4

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-31640-2

  • Online ISBN: 978-3-658-31641-9

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