Zusammenfassung
Noch vor 15 Jahren galt die verbreitete Annahme, die dringendsten Fragen der deutschen Wohnungspolitik seien gelöst. Eine dem Zeitgeist entsprechende Abkehr von der staatlichen wohnungspolitischen Steuerung hin zur ökonomischen Selbstregulierung des Wohnungsmarkes hatte sich durchgesetzt. Dieser politische Rückzug erweist sich angesichts rasant steigender Miet- und Immobilienpreise und den damit verbundenen Folgekosten wie soziale Segregation, Armutsgefährdung und eine erheblich eingeschränkte Vermögensbildung der sogenannten Mittelschicht als problematisch.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Die Ergebnisse stützen sich auf das von der Hans-Böckler Stiftung geförderten Projekt: „Lokale Wohnungspolitik in Deutschland“, siehe auch Egner et al. (2018).
- 2.
Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse der Studie insbesondere im Hinblick auf die Auswahl der Fallstudienstädte in der entsprechenden Kürze rezipiert. Für Details zur Operationalisierung der Einflussfaktoren sowie zur Modellspezifikation siehe Egner et al. (2018).
- 3.
Hinsichtlich regulativer und finanzieller Steuerung in der Wohnungspolitik siehe auch Egner et al. (2004, S. 39). Informationsbasierte Instrumente beziehen sich demgegenüber auf „weiche“ Steuerung durch die Schaffung von Transparenz (bspw. Mietspiegel) oder anderen Informationen hinsichtlich Wohnungsangebot und -Nachfrage. Kooperative Instrumente beziehen sich dabei vor allem auf Kooperationsmodelle zwischen Stadt und Umland (vgl. Egner und Grabietz (2017, S. 118).
- 4.
Mechanismen für kommunikative Interaktion sind u. a. „Beobachtung anderer und Orientierung an Ihnen“, „diskursive Entwicklung eines Bezugspunktes für eine triadische Kommunikation“, „framing“, „Immunisierung“ und „issue relabeling“ (ebd.).
- 5.
Exemplarisch hierfür sind beispielsweise das 1990 erschienene Buch des ehemaligen Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude „Wege aus der Wohnungsnot“ (Ude 1990).
- 6.
Für eine detaillierte Übersicht siehe Egner et al. (2018), S. 65 Tab. 17.
- 7.
Die Ausgestaltung der SoBon wurde 2017 novelliert und sieht nun zusätzlich eine Quote von 10 % im „preisgedämpften Mietwohnungsbau“ vor. Für die konkrete Ausgestaltung siehe: RIS München (2019).
- 8.
Allein im Zeitraum von 2004 bis 2013 stieg die Nettokaltmiete in Berlin um 27,44 % von durchschnittlich 5.94 EUR/m² auf 7.57 EUR/m² an Egner und Grabietz (2017), S. 2.
- 9.
Ein Beispiel für die Nutzung von Vorkaufsrechten ist der Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain, welcher im großen Stil vom Vorkaufsrecht Gebrauch macht van Bebber (2018).
- 10.
Dies zeigt sich insbesondere in den neu entwickeltem Wohnkonzept, welches sich deutlich mit dem Problembereich des bezahlbaren Wohnens auseinandersetzt und an bestehende Stadtentwicklungskonzepte anschließt (vgl. Wohnkonzept der Landeshauptstadt Dresden (2018)).
Literatur
Airbnbvsberlin.de. (2017). AIRBNB vs. BERLIN. Was sagen die Daten? http://www.airbnbvsberlin.de/. Zugegriffen: 19. Febr. 2018.
Altrock, U. (2016). Stadtentwicklung- und Wohnungspolitik in Kassel. Gutes Wohnen für alle? In W. Schroeder (Hrsg.), Kassel 4.0. Stadt der Transformationen (S. 169–184). Marburg: Schüren.
AVGL – Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder. (2016). Einkommen der privaten Haushalte in den Kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1995 bis 2015 (2, Bd. 3). https://www.statistik-bw.de/VGRdL/tbls/?rev=RV2014&lang=de-DE#RV2014KR. Zugegriffen: 12. Apr. 2019.
Barbehön, M. & Münch, S. (2014). Die Stadt als Sinnhorizont: Zur Kontextgebundenheit politischer Narrative. In F. e. a. Gadinger (Hrsg.), Politische Narrative. Wiesbaden: Springer VS.
Barbehön, M., Münch, S., Haus, M., & Heinelt, H. (2015). Städtische Problemdiskurse. Lokalpolitische Sinnhorizonte im Vergleich. Baden-Baden: Nomos.
Berliner Senat. (2015). Plenarprotokoll vom 12. Novmeber 2015. Sitzungsnummer 17/71.
Böhler, H. & Kayser, M. (2017). Die Rückkehr der Wohnungsfrage? Ein Konferenzbericht, in: Die Rückkehr der Wohnungsfrage. Ansätze und Herausforderungen lokaler Politik: Reader zur Fachtagung. Darmstadt: Schader Stiftung.
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. (2016). BBSR-Wohnungsmarktbeobachtung, IDN ImmoDaten GmbH, Angebotsmieten. Berlin: BBSR.
Deutscher Bundestag. (2017). Bundestags-Drucksache 18/11403. Berlin: Deutscher Bundestag.
Egner, B., Böhler, H., & Kayser, M. (2017). Lokale Wohnungspolitik in Deutschland: Mietbelastung in Großstädten und Handlungsspielräume lokaler Akteure. Die Rückkehr der Wohnungsfrage. Ansätze und Herausforderungen lokaler Politik: Reader zur Fachtagung. Darmstadt: Schader Stiftung.
Egner, B., Georgakis, N., Heinelt, H., & Bartholomäi, R. C. (2004). Wohnungspolitik in Deutschland: Positionen, Akteure, Instrumente. Darmstadt: Schader-Stiftung.
Egner, B. & Grabietz, K. (2017). In search of determinants for quoted housing rents. Empirical evidence from major German cities. Urban research and practice 11 (4), 460–477.
Egner, B., Max A. Kayser, Max A., Böhler, H. & Grabietz, K. J. (2018). Lokale Wohnungspolitik in Deutschland. Working Paper Forschungsförderung, 100. Düsseldorf: Hans-Böcker-Stiftung.
Ehlert-Hoschmand, J., Huchzermeier, D., Jung, S., Kleinbrink, J. & Schrinner, A. (2018). Eine verlorene Generation. Die Auswirkungen des Immobilienbooms. Handelsblatt Research Institute.
Heinelt, H. & Egner, B. (2006). Wohnungspolitik – von der Wohnraumzwangsbewirtschaftung zur Wohnungsmarktpolitik. In M.G. Schmidt, R. Zohlnhöfer (Hrsg.), Regieren in der Bundesrepublik Deutschland. Innen- und Außenpolitik seit 1949 (S. 203–220). Wiesbaden: VS Verlag.
Heinelt, H. & Lamping, W. (2014). Lokale Wissensordnungen und städtische Politik – am Beispiel lokaler Strategien und Maßnahmen gegen den Klimawandel in Frankfurt a. M., München und Stuttgart. Frankfurt: Campus.
Ifs – Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen e. V. (2013). Bevölkerung, Haushalte, Wohnungen. Bestimmungsfaktoren und Trends der regionalen Wohnungsmärkte. Berlin: IfS.
IWU – Institut für Wohnen und Umwelt. (2005). Auswirkungen des Wegfalls von Sozialbindungen und des Verkaufs öffentlicher Wohnungsbestände auf die Wohnungsversorgung unterstützungsbedürftiger Haushalte. Teilbericht im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsverbundes „Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen“. Darmstadt: IWU.
IWU – Institut für Wohnen und Umwelt. (2013). Regionaler Konjunkturbericht 2013 Nordhessischer Wohnungsmarkt. In VdW südwest (Hrsg.), Regionaler Konjunkturbericht 2013.
Kosfeld, R., Eckey, H.-D., & Schüßler, M. (2010). Ökonometrische Messung regionaler Preisniveaus auf der Basis örtlich beschränkter Erhebungen. In J. Möller, E. Hohmann, & D. Huschka (Hrsg.), Der weiße Fleck – zur Konzeption und Machbarkeit regionaler Preisindizes. IAB-Bibliothek: Nürnberg.
Lebuhn, H., Holm, A., Junker, S. & Neitzel, K. (2017). Wohnverhältnisse in Deutschland – eine Analyse der sozialen Lage in 77 Großstädten. Datenblatt. Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung.
Lieberman, E. S. (2005). Nested analysis as a mixed-method strategy for comparative research. American Political Science Review, 99, 435–452.
Mietenvolksentscheid Berlin. (2019). Der „Kompromiss“. Das WoVG. https://mietenvolksentscheidberlin.de/der-kompromiss-das-wovg/. Zugegriffen: 19. Febr. 2019.
Münch, S. (2016). Interpretative Policy-Analyse. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS.
Myers, T. A., Nisbet, M. C., Maibach, E. W., & Leiserowitz, A. A. (2012). A public health frame arouses hopeful emotions about climate change. Climatic Change, 113(3–4), 1105–1112.
Regio Kontext. (2017). Entwicklung des Wohnungsbedarfs in Berlin. Orientierungsrahmen für den StEP Wohnen 2030. http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtentwicklungsplanung/de/wohnen/download/bericht_wohnungsbedarfe_stand_01-09-2017.pdf. Zugegriffen: 19. Febr. 2019.
RFNP – Planungsgemeinschaft Städteregion Ruhr. (2006). Regionaler Flächennutzungsplan (RFNP). Dokumentation der Sitzung des verfahrensbegleitenden Ausschuss vom 17.08.2006. http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/politik_neu.html. Zugegriffen: 28. Febr. 2019.
RFNP – Planungsgemeinschaft Städteregion Ruhr (2010). Regionaler Flächennutzungsplan (RFNP). Textteil und Begründung zum Regionalen Flächennutzungsplan. http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/downloads1.html. Zugegriffen: 28. Mӓrz 2018.
Richter, T. A. (2018). Haushaltslage der Kommune – ihre Wahrnehmung durch die Bürgermeister und deren Handlungsstrategien. In H. Heinelt, B. Egner, T. A. Richter, A. Vetter, S. Kuhlmann & M. Seyfried (Hrsg.), Bürgermeister in Deutschland: Problemsichten – Einstellungen – Rollenverständnis. Reihe: Lokale Politik (S. 127–144). Baden-Baden: Nomos.
RIS München. (2019). Vorlagen-Nr.: 14–12/V 09249 zu Anlage 1b.
Schönig, B., Kadi, J., & Schipper, S. (2017). Wohnraum für alle?! Perspektiven auf Planung, Politik und Architektur. Bielefeld: Transcript.
Stadt Dresden Beigeordnete. (2019). Dresden.de. Beigeordnete. http://www.dresden.de/de/rathaus/politik/beigeordnete.php. Zugegriffen: 19. Febr. 2019.
Stadt Kassel. (2014). Entwicklungskonzept Kasseler Osten. Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK). Kassel: Stadt Kassel.
Stadt München. (2019a). SoBoN. Das Erfolgsmodell im Wohnungsbau wird fortgeschrieben. Landeshauptstadt München: Referat für Stadtplanung und Bauordnung.
Stadt München. (2019b). Erhaltungssatzungen. Landeshauptstadt München: Sozialreferat.
Stadt München. (2019c). Regionale Wohnungsbaukonferenz. München: Referat für Stadtplanung und Bauordnung.
Statistisches Bundesamt. (2018). Bevölkerung und Erwerbstätigkeit Schutzsuchende. Ergebnisse des Ausländerzentralregisters (Fachserie 1). Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.
Statistisches Bundesamt. (2019). Verbraucherpreisindex: Deutschland. Stand: 11.01.2019. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.
Tominski, K. M. (2018). Fachleute wollen von Dresden sozialen Wohnbau lernen. https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dresden-radebeul/fachleute-wollen-von-dresden-sozialen-wohnungsbau-lernen-100.html. Zugegriffen: 19. Febr. 2019.
van Bebber, W. (2018). Wie Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt die Wohnungsnot bekämpft. In: Tagesspiegel vom 25.07.2018. https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/berliner-wohnungsnot-wie-kreuzbergs-baustadtrat-florian-schmidt-die-wohnungsnot-bekaempft/22839402.html. Zugegriffen: 11. Mӓrz 2019.
Wegweiser Kommune. (2019). Demographischer Wandel Kassel. https://www.wegweiser-kommune.de/statistik/kassel+demographischer-wandel+relative-bevoelkerungsentwicklung-seit-2011+2014-2016+tabelle. Zugegriffen: 19. Febr. 2019.
WiM VI. (2017). Wohnen in München VI. Wohnungspolitisches Handlungsprogramm 2017–2021. Landeshauptstadt München: Referat für Stadtplanung und Bauordnung. https://www.muenchen.de/rathaus/dam/jcr:006dc878-e452-4033-b962-1b8dee336f53/Handlungsprogramm_WiM%20VI_Web.pdf. Zugegriffen: 19. Febr. 2019.
Wohnkonzept der Landeshauptstadt Dresden. (2018). Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025. In Dresden 2018: V2695/18 (Hrsg.), Wohnkonzept der Landeshauptstadt Dresden. http://ratsinfo.dresden.de/vo0050.php?__kvonr=15876. Zugegriffen: 11. Mӓrz 2019.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH , ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Böhler, H., Kayser, M. (2021). Lokale Wohnungspolitik im Kontext sozioökonomischer Herausforderung und diskursiver Problemdeutung: Ein Städtevergleich. In: Egner, B., Grohs, S., Robischon, T. (eds) Die Rückkehr der Wohnungsfrage. Stadtforschung aktuell. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31027-1_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-31027-1_7
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-31026-4
Online ISBN: 978-3-658-31027-1
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)