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Zusammenfassung

Die Hypothesen der vorliegenden Arbeit gründen auf einem theoretischen Fundament, das den Versuch unternimmt, unterschiedliche Theorietraditionen miteinander zu vereinen, und auch in die verwendeten Skalen des Untersuchungsfragebogens eingegangen ist (siehe Abschnitt 5.7). Da bislang keine migrationsspezifischen Scheidungstheorien vorliegen und demnach nur auf allgemeine Theorien im weiteren Kontext der Scheidungsthematik zurückgegriffen werden kann, gilt es im Verlauf der vorliegenden Arbeit zu prüfen, inwieweit allgemeine soziologisch-psychologische ‚Scheidungstheorien‘ zur Erklärung der Ehescheidung und Scheidungsbewältigung bei türkeistämmigen Frauen beitragen können, ob und inwiefern deren Erklärungsmodelle also auf türkeistämmige Frauen in Deutschland übertragbar sind. Herangezogen wurde hier zum einen die Stress-Scheidungstheorie von Bodenmann (2005; siehe auch 1995b), die ihrerseits auf der Austauschtheorie von Lewis und Spanier (1979) beruht und in Abschnitt 2.2 samt ihrer theoretischen Fundamente vorgestellt wird.

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Notes

  1. 1.

    Um auch die von Bodenmann und Lazarus weitgehend unberücksichtigten Scheidungsfolgen zu erfassen, werden an späterer Stelle (Abschnitt 3.3.2) heterogene Annahmen zu den Auswirkungen der Ehescheidung behandelt und einander gegenübergestellt.

  2. 2.

    An dieser Stelle sei auch auf die grundlagentheoretischen Grenzen des Beck’shen Erklärungsmodells hingewiesen (vgl. hierzu Beck 2006). Während Bourdieu (2001, S. 194) in seinem Modell des sozialen Raums um die Aufhebung einer Dichotomie von Individuum und Gesellschaft bemüht ist, indem er betont, dass der Körper sich in einer sozialen Welt bewegt, die ihrerseits aber im Körper steckt, löst Beck den Spielraum der einzelnen Akteure weitgehend von gesellschaftlichen (Klassen-)Phänomenen, insofern er den Lebensstil der Individuen zu einer Wahlmöglichkeit zwischen miteinander konkurrierenden Sinnsystemen erklärt (vgl. Beck 2006, S. 102, 105). Auch unter Hinzuziehung anderer Erklärungsansätze, z. B. Meads (1973) Auffassung einer sich ausschließlich über den gesellschaftlichen Prozess und dessen Internalisierung ablaufenden Identitätsgenese, mag diese Abkopplung gesellschaftlicher Determinanten als theoretische Leerstelle aufgefasst werden. Doch überwiegen die Stärken des Individualisierungsansatzes im Kontext der vorliegenden Arbeit, gerade wenn man ihn um die Annahme eines je nach Sozialisationsland (Kultur, Religion etc.) unterschiedlich weit vorangeschrittenen Individualisierungsprozesses ergänzt (und über diese Stärkung der gesellschaftlichen Determinante auch die ursprüngliche Leerstelle abschwächt). Zwar werden hier gemäß den Klassen Bourdieus durchaus auch je nach Bildungsniveau, finanzieller Situation etc. verschiedenartige Folgen der Scheidung und Umgänge mit ihr vermutet, basierend auf der Annahme einer in Deutschland im Vergleich zur Türkei weiter vorangeschrittenen Enttraditionalisierung im Beck’schen Sinne werden aber insbesondere sozialisationsspezifische Unterschiede zwischen Heiratsmigrantinnen und in Deutschland sozialisierten Frauen erwartet, sodass klassenspezifische Aspekte (gemäß der Individualisierungsthese) in den Hintergrund rücken.

  3. 3.

    Das sogenannte dyadische Coping konnte in der vorliegenden Arbeit aufgrund des individuellen Zugangs nur aus der Perspektive der betroffenen Frauen erfasst werden. Auch Bodenmann adressiert mittels dieses Konzepts aber nicht notwendigerweise die interaktionale Ebene, sondern auch die soziale und reflexive Ausrichtung individueller Bewältigungsformen: „Unter dyadischem Coping werden Bemühungen eines oder beider Partner verstanden, bei (individuellen) Belastungen des anderen Partners bzw. bei dyadischem Stress (bei dem beide Partner annähernd gleich betroffen sind) bei der Stressbewältigung mitzuwirken und durch gezielte Bewältigungshandlungen bzw.-versuche, eine erneute Homöostase des vom Stress primär Betroffenen, des Gesamtsystems bzw. der Beziehung zwischen dem Paar und seiner Außenwelt herbeizuführen“ (Bodenmann 1997, S. 80 f.; Hervorh. T.M.; siehe auch Bodenmann 1995a, S. 74). Dyadisches Coping ist abhängig von intrinsischen (z. B. Liebe zum Partner, wenn dessen Wohlergehen von Bedeutung ist; Vorteile der Partnerschaft) sowie extrinsischen Faktoren (z. B. Erwartungen an die Partnerschaft; äußere Umstände; soziokulturelle Normen) und erfolgt dann, wenn die Stresssignale durch den anderen Partner und dessen Antwortreaktion (verbale und nonverbale Copingreaktionen) erkannt sowie berücksichtigt werden (vgl. Bodenmann 2003, S. 489; 2000a, S. 52, 63 f.). Zu ‚supportivem‘ und ‚delegiertem‘ dyadischen Coping siehe Bodenmann 2000a, S. 225.

  4. 4.

    Im Fokus der Austauschtheorie von Lewis und Spanier (1979) liegt die Ehequalität amerikanischer Paare vor der Frauenbewegung. Auf der Basis der theoretischen Befunde von Lewis und Spanier zeigen sich wesentliche Gemeinsamkeiten zwischen der Entwicklung des amerikanischen Frauenbilds der 1960er Jahre und der im Kapitel Forschungsstand näher thematisierten Entwicklung der türkeistämmigen Frauen in Deutschland.

  5. 5.

    Lewis und Spanier (1982, S. 54) beschreiben Alternativen (alternative attractions) als externe außereheliche Nutzen und Möglichkeiten (z. B. eine neue Berufstätigkeit oder ein potenzieller neuer Partner) und Barrieren (social pressures) als externe Kosten (z. B. gesellschaftlicher Druck).

  6. 6.

    „Allgemein gesehen bezieht sich psychischer Stress auf (u. U. miteinander konkurrierende) Anforderungen, die in der Einschätzung der betroffenen Person interne und externe Ressourcen auf die Probe stellen oder überschreiten“ (Lazarus 1990, S. 213).

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© 2020 Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

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Mollenhauer, T. (2020). Theoretische Erklärungsansätze. In: Eheliche Partnerschaftsverläufe und -abbrüche bei türkeistämmigen Frauen in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30940-4_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-30940-4_2

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-30939-8

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