Zusammenfassung
Das Thema Unternehmensnachfolge steht seit geraumer Zeit im öffentlichen Interesse. Ausgehend von ersten Forschungsarbeiten – auch des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn – Ende der 1980er-Jahre hat sich im Laufe der Zeit das Wissen zum Thema deutlich vermehrt. Dennoch ist auch heute noch zu konstatieren, dass es zentrale Informationslücken gibt – gerade im Hinblick auf die Entwicklung und volkswirtschaftliche Bedeutung der Unternehmensnachfolgen. Dies liegt im Wesentlichen darin begründet, dass es nach wie vor keine amtliche Datenquelle gibt, die zuverlässige Auskunft über die Anzahl oder die Art der Unternehmen gibt, die jährlich übergeben bzw. übernommen werden.
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Notes
- 1.
Die einzige Statistik, die gegenwärtig Übernahmen und Übergaben erfasst, ist die Gewerbeanzeigenstatistik. Allerdings werden dort auch Unternehmensübernahmen in der Form von Pacht einbezogen, die im rechtlichen Sinne keine Unternehmensübernahme darstellen (Müller et al. 2011, S. 10 f.). Überdies enthält die Gewerbeanzeigenstatistik keine Informationen zu den Freien Berufen, auf die rund ein Viertel aller Existenzgründungen entfällt (IfM Bonn 2019a).
- 2.
Im Einzelnen sind dies Daten des Statistischen Bundesamtes (Unternehmensregister, Umsatzsteuerstatistik, Mikrozensus, Todesfälle und Verdienste), der Deutschen Bundesbank (Jahresabschlüsse), des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) sowie eigene Daten.
- 3.
Für die aktuellen Schätzungen, deren Ergebnisse in Abschn. 1.3 wiedergegeben werden, ist das IfM Bonn von einem Jahresmindestgewinn in Höhe von 58.442 € für Einzelunternehmen und Personengesellschaften bzw. in Höhe von 0 € für Kapitalgesellschaften, jeweils plus Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals, ausgegangen (Kay et al. 2018, S. 4 ff.).
- 4.
Da bei der Festlegung des Mindestertragswertes teils stark vereinfachende Annahmen getroffen werden mussten, wurden Sensitivitätsanalysen mit alternativen Mindestertragswerten durchgeführt. Bei einem Gewinn (Unternehmerlohn) von mindestens 30.000 € ergibt sich eine Zahl von rund 200.000 und bei einem Gewinn (Unternehmerlohn) von mindestens 80.000 € von rund 120.000 Unternehmensübertragungen im Zeitraum 2018 bis 2022 (Kay et al. 2018, S. 9).
- 5.
Dies heißt nicht, dass es nicht vereinzelt Unternehmen geben kann, die trotz eines Jahresumsatzes von weniger als 100.000 € einen Jahresgewinn von mehr als 58.442 € plus Eigenkapitalverzinsung erwirtschaften. Das zu Vereinfachungen zwingende Schätzverfahren kann solche Einzelfälle jedoch nicht erfassen.
- 6.
Dahinter verbirgt sich in einigen Branchen, u. a. im Handel, eine tatsächliche Verringerung des Unternehmensbestandes. Zum größeren Teil ist die Differenz im Unternehmensbestand jedoch darauf zurückzuführen, dass das Statistische Bundesamt im Wirtschaftsbereich Grundstücks- und Wohnungswesen seit 2015 die Privatvermietung nicht mehr mit erfasst.
- 7.
Gemäß den Schätzungen des IfM Bonn werden im Zeitraum 2018–2022 rund 85 % der Unternehmen aus Altersgründen übergeben.
- 8.
Knapp 80 % der Übernehmer sind zwischen 25 und 55 Jahren alt (Ullrich und Werner 2013, S. 10).
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Kay, R., Suprinovič, O. (2020). Entwicklung und volkswirtschaftliche Bedeutung der Unternehmensnachfolgen in Deutschland. In: Wiesehahn, A. (eds) Unternehmensnachfolge. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27455-9_1
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