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gut | ESSEN | böse – oder – „Warum Bio nicht Bobo ist und wie Essen die Welt verändern kann“

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Gute – Böse Lebensmittelindustrie

Zusammenfassung

Stellen Sie sich ein frisches herausgebackenes Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat vor. Zu dieser Vorstellung empfehlen wir noch ein gut eingeschenktes, wohltemperiertes Achterl Grünen Veltliner. Gut, oder? Dieser Traum kann nicht böse sein. Falls Sie liebe Leserin, lieber Leser aber Vegetarierin oder Vegetarier sind, verschiebt sich die Vorstellung von Gut und Böse gleich ein bisschen. Essen erhält uns am Leben. Essen kann großer Genuss sein. Essen erschafft Gemeinschaften und Gemeinwohl, und dennoch können wir uns über (böse) Mitessende, (böse) Geschmacklosigkeiten bei Tisch oder (böse) Industrieprodukte furchtbar ärgern. Gutes Schnitzel? Böses Schnitzel? Ohne näher auf die moralische Komponente des Fleischverzehrs einzugehen, beinhaltet der Konsum eines panierten und hernach in der Pfanne gebackenen Stücks Schweinehintern das Töten eines Tieres. Das Schwein selbst wuchs mit großer Wahrscheinlichkeit unter haftähnlichen, unwürdigen Bedingungen namens Massentierhaltung auf, wurde mit Kraftfutter mit allerhand, nicht näher definierten Zusatzstoffen in wenigen Monaten gemästet und dann zur industriellen Schlachtung durch halb Europa gekarrt. Falls Sie panierten Tofu bevorzugen, müssen wir Ihnen hiermit leider mitteilen, dass der Anbau von Soja einen Landstrich in Südamerika beansprucht, der größer ist als Deutschland. Um diese landwirtschaftliche Industrie aufzubauen, müssen vielerorts unter anderem Regenwald, Biodiversität, Tierarten, Kleinbauern oder indigene Volksgruppen unfreiwillig weichen. Zur Bewirtschaftung werden Giftstoffe wie Glyphosat oder Azoxystrobin eingesetzt, wird literweise Energie in Form von Diesel verbraucht und sehr viel Wasser benötigt.

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Notes

  1. 1.

    Wienerisch für Kartoffelsalat.

  2. 2.

    Wienerisch für 0,125 L.

  3. 3.

    Österreichische Weißweinsorte.

  4. 4.

    Vgl.Weltagrarbericht 2008, in der Fassung: Agriculture at a Crossroads, herausgegeben von Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Berlin, 2016, Kapitel Fleisch und Futtermittel; sowie Ermann, U., Langthaler, E., Penker, M., Schermer, M. (2017). Agro-Food Studies, Eine Einführung, Böhlau, 2018, S. 36.

  5. 5.

    Diese Daten wurden für das Arts & Science Projekt „market of externalities“ ermittelt, das die Autoren (alias honey & bunny) gemeinsam mit WissenschaftlerInnen des Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission realisierten. Dr. Erwan Saouter und seine Mitarbeiterinnen Michaela Secchi, Valentina Castellani und Francesca Reale vom JRC ermittelten dafür die Daten und stellten sie dem Künstlerduo zur Verfügung. Das Projekt wurde im Herbst 2017 im Museo Nazionale della Scienza Leonardo da Vinci in Mailand präsentiert.

  6. 6.

    ebenda.

  7. 7.

    ebenda.

  8. 8.

    Wagenhofer, Erwin, We feed the World – Essen global, Dokumentarfilm, Allegro Film, Österreich, 2005.

  9. 9.

    vgl. UNEP, 2016, Food Systems and Natural Resources, zitiert in Ernst Ulrich von Weizsäcker, Andres Wijkman u. a., Wir sind dran, Gütersloher Verlag, (2017, S. 236).

  10. 10.

    ebenda.

  11. 11.

    ebenda.

  12. 12.

    Als Externalität oder externen Effekt werden in der Volkswirtschaft negative oder positive Effekte bezeichnet, die nicht vom Verursacher bezahlt oder genutzt werden und daher auch nicht Teil der wirtschaftlichen Entscheidung bzw. Kalkulation sind. Es entstehen externe Kosten, die die Allgemeinheit tragen muss, z. B. infolge von Verschmutzungen oder – im Fall eines positiven Effekts – z. B. ein sozialer Nutzen.

  13. 13.

    Bei der Massenproduktion mancher Esswaren in Billiglohn- oder Schwellenländern kann man durchaus von wirtschaftlichem Kolonialismus sprechen, z. B. beim großflächigen Sojaanbau in Brasilien (vgl. Pearce und Land Grabbing 2012, S. 154 ff.).

  14. 14.

    Rechnet man die externen Kosten zu den Betriebskosten hinzu, produzieren viele Branchen unter Verlusten, besonders groß sind diese Verluste allerdings im Landwirtschaftssektor, so etwa 165 % bei der Rinderzucht und 78 % bei Weizen. Vgl. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Andres Wijkman u. a., Wir sind dran, Gütersloher Verlag, (2017, S. 79).

  15. 15.

    Vgl. Jäger et al. (2007, S. 270 ff.).

  16. 16.

    Ziel der Sprühungen war die Vernichtung von Drogenanbauflächen. Vgl. Melendez, Angela, Colombia chemical spraying furor continues, Al Jazeera English (Inter Press Service), 30. Oktober 2013.

  17. 17.

    Vgl. Pearce (2012).

  18. 18.

    Vgl. Weltagrarbericht 2008, in der Fassung: Agriculture at a Crossroads, herausgegeben von Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Berlin, 2016, Kapitel Fleisch und Futtermittel; Der Weltagrarbericht wurde 2003 unter dem offiziellen Namen „International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology of Development“ (IAASTD) von der UNO und der Weltbank initiiert und 2008 von 58 Staaten unterschrieben.

  19. 19.

    Vgl. Weltagrarbericht 2008, in der Fassung: Agriculture at a Crossroads, herausgegeben von Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Berlin, 2016, Kapitel Land Grabbing; https://www.weltagrarbericht.de/fileadmin/files/weltagrarbericht/Neuauflage/WegeausderHungerkrise.

  20. 20.

    Die Aufklärung, als Basis unserer heutigen Denkweise und Wirtschaftsmodelle, vollzog sich im 17. und 18. Jahrhundert, also zu einer Zeit als die Weltbevölkerung rund 1 Milliarde betrug. Heute leben mehr als 7 Mal so viele Menschen auf unserem Planeten (vgl. von Weizsäcker et al. 2017, S. 35 und 112).

  21. 21.

    Vgl. von Weizsäcker et al. (2017, S. 36).

  22. 22.

    Vgl. von Weizsäcker et al. (2017, S. 110 ff.).

  23. 23.

    https://www.weltagrarbericht.de/aktuelles/nachrichten/news/de/33331.html, https://www.overshootday.org/newsroom/press-release-july-2018-english/

  24. 24.

    Zitiert aus der ARD Sendung „Nuhr im Ersten“ vom 07.12.2017.

  25. 25.

    Aldi in Österreich.

  26. 26.

    Schachinger veröffentlichte am 08. März 2018 einen Beitrag in seiner Facebook Timeline mit dem Titel: „Wien-Neubau“, der sich mit einem persönlichen Erlebnis in einer Wiener Biobäckerei namens Felzl auseinandersetzt.

  27. 27.

    Vgl. Ermann et al. (2018, S. 127).

  28. 28.

    Vgl. Weltagrarbericht 2008, in der Fassung: Agriculture at a Crossroads, herausgegeben von Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Berlin, 2016, Kapitel Gesundheit.

  29. 29.

    Vgl. von Weizsäcker et al. (2017, S. 79).

  30. 30.

    Vgl. von Weizsäcker et al. (2017, S. 77 ff.).

  31. 31.

    Vgl. Ermann, U., Langthaler, E., Penker, M., Schermer, M. (2017). Agro-Food Studies, Eine Einführung, Böhlau, 2018, S. 80 ff.; Vgl. Weltagrarbericht 2008, in der Fassung: Agriculture at a Crossroads, herausgegeben von Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Berlin, 2016, Kapitel Wasser, Bodenfruchtbarkeit und Erosion, sowie Klima und Energie.

Literatur

  • Ermann U, Langthaler E, Penker M, Schermer M (2018) Agro-Food Studies, Eine Einführung. Böhlau, Wien, S 80–127 (Erstveröffentlichung 2017)

    Google Scholar 

  • Jäger Th, Daun A, Lambach D, Lopera C, Maass B, Margraf B (2007) Die Tragödie Kolumbiens: Staatszerfall, Gewaltmärkte und Drogenökonomie. VS Verlag, Wiesbaden, S 270 ff.

    Google Scholar 

  • Pearce F (2012) Land Grabbing. Kunstmann, München

    Google Scholar 

  • von Weizsäcker EU, Wijkman A et al (2017) Wir sind dran. Gütersloher, Gütersloh, S 36–110 ff.

    Google Scholar 

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Hablesreiter, M., Stummerer, S. (2020). gut | ESSEN | böse – oder – „Warum Bio nicht Bobo ist und wie Essen die Welt verändern kann“. In: Klotter, C., Endres, EM. (eds) Gute – Böse Lebensmittelindustrie. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26458-1_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26458-1_5

  • Published:

  • Publisher Name: Springer, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-26457-4

  • Online ISBN: 978-3-658-26458-1

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