Zusammenfassung
Sport, insbesondere der globalisierte Spitzensport bietet in einer zunehmend komplexeren und schwerer nachvollziehbar erscheinenden Welt eine nachvollziehbare Orientierung, klare Maßstäbe von gut und schlecht, von oben und unten, von Erfolg und Misserfolg (Marschik, Heldenbilder, LIT, Münster, 2002, S. 31). Sportmedien spielen dabei eine zentrale Rolle. Sport ist nicht nur als verankertes Ressort ein unverzichtbares Element der General-Interest-Medien wie Tageszeitungen, Rundfunkanbieter und ihre damit verknüpften crossmedialen Medienkanäle. Sport in seinen diversen Facetten und Spielarten bildet gleichzeitig den thematischen Fokus für tausende Special-Interest-Medienangebote (Marr, Die mediale Transformation des Sports. Die Sozialpsychologie des Sports in den Medien, Herbert von Halem, Köln, 2009, S. 24). Die mediale Durchdringung der Gesellschaft mit dem Sujet Sport ist dabei nicht nur publizistisch, sondern auch kommerziell motiviert. Wenn man sich in Deutschland die Einschaltquoten oder das Zuschauerinteresse ansieht, dann sorgt vor allem der Profifußball als Sportart in Mitteleuropa für solch eine alltagskulturelle Verzückung, die inzwischen in Gestalt einer milliardenschweren Unterhaltungsdienstleistung daherkommt. Die Aufgabe der Sportberichterstatter im Beziehungsgeflecht dieser Unterhaltungsdienstleistung ist dabei zentral. Kommerzielle Prozesse spielen in diesem Kontext genauso eine Rolle wie (alltags)kulturelle. Sportmedien sind für die Gesellschaft – aber auch für das System Sport – ein nach außen verlagertes teilsystemisches Gedächtnis (Bette und Schimank, Doping im Hochleistungssport. Anpassung durch Abweichung, Suhrkamp, Frankfurt a. M., 1995, S. 41). Die Prozesse, Geschichten, Personen, Siege, Niederlagen und Rekorde werden im Sportjournalismus gespeichert und bleiben jederzeit abrufbar, genauso wie Mythen, Diskussionen und vor allem Emotionen, die sich um den Sport ranken. Sport ist heute vor dem Hintergrund der medialen Dauerpräsenz ein zentraler Bestandteil der Alltagskultur geworden. Damit einhergehend sind aber auch Sportjournalisten nicht nur Informationsdienstleister, sondern in einem anthropologischen Kulturverständnis auch Kulturvermittler geworden. Sie sind der Ausgangspunkt für zahlreiche Anschlusskommunikation rund um das Thema Sport.
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Bölz, M. (2018). Sportjournalisten und ihre alltagskulturelle Bedeutung. In: Sportjournalistik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18905-1_2
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