Zusammenfassung
Texte als Produkt diskursiver Praktiken sind das übliche Datenmaterial der Biografieforschung. Sie entstehen vorwiegend aus dem narrativen Interview, einer interaktiv hergestellten Erzählung über Selbsterlebtes. Dieser Artikel geht nun den nicht-diskursiven Momenten, vor allem den körperlich-performativen Momenten in der Forschungspraxis biografisch-narrativer Gesprächsführung nach. Methodologisch stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach der Verknüpfung der Erzählung-als-Text, mit den Praktiken ihrer Hervorbringung. Das Interview mit einer palästinensischen Israelin, die mit ihrer Familie in Jaffa lebt, bildet die Grundlage, allerdings werden mithilfe von Beobachtungsprotokollen die aufgeworfenen methodologischen Fragen diskutiert. Grundsätzlich vermengen sich in jedem kommunikativen Setting, auch im narrativen Interview, kulturelle, situative sowie wissenschaftliche Praktiken mit bestimmten diskursiven und performativen Kommunikationsformen. Der Einbezug praxeologischer Annahmen in die biografietheoretische Methodologie eröffnet eine mehrdimensionale Perspektive auf die Gestalthaftigkeit lebensgeschichtlicher Erzählungen. Zu berücksichtigen bleibt erstens, welche Erinnerungen der erzählenden Person auf welche Weise im Gespräch vorstellig werden, zweitens, welches kulturelle und situative Handlungsrepertoire die Teilnehmenden in der sozialen Erzählsituation jeweils wie nutzen und drittens, wie das Erzählte verkörpert wird beziehungsweise materialisiert ist. Die Frage nach den Praxis-Diskurs-Dynamiken dient einer praxeologisch reformulierten Analyse der Struktur und Gestalt von Lebensgeschichten.
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Wundrak, R. (2018). Biografie als Praxis-Diskurs-Formation. In: Alber, I., Griese, B., Schiebel, M. (eds) Biografieforschung als Praxis der Triangulation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18861-0_5
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