Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird diskutiert, ob es gegenwärtig zu dem häufig unterstellten Kurswechsel in der Organisationsform der Krankenhäuser von der bürokratisch-professionellen Verwaltung zum industrieähnlichen Betrieb bzw. zu einem Wandel in den Handlungsorientierungen federführender Organisationsakteure kommt. In Rekurs auf Befragungen in öffentlichen Großkrankenhäusern werden zwei zentrale Stellschrauben eines solchen Kurswechsels untersucht: erstens Veränderungen in den Führungskonstellationen der Kliniken, zweitens die Dynamik der Qualifikationsprofile der für die Krankenbehandlung zentralen Profession – der Ärzteschaft. Im Ganzen wird erkennbar, dass sich die Chefärzteschaft in deutschen Krankenhäusern trotz des Umstands, dass ihre Praxis in einen durch die Logik des „New Public Management“ geprägten Steuerungskontext eingebettet ist, weiterhin ihrer klassischen professionellen Identität verpflichtet fühlt. Mit Blick auf die erhobenen Parameter scheint der Wandel also eher moderat und pfadabhängig zu verlaufen. Insbesondere auf der ärztlichen Seite der Krankenhausführung lässt sich ein hohes Maß an Persistenz bezüglich der Institution Krankenhaus als primär medizinische Einrichtung feststellen.
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Bär, S., Pohlmann, M. (2016). Kurswechsel im Krankenhaus. In: Bode, I., Vogd, W. (eds) Mutationen des Krankenhauses. Gesundheit und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11853-2_12
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