Zusammenfassung
Regionen erfreuen sich sowohl in Wissenschaft und Forschung als auch in der Ausgestaltung realer Politikansätze einer ungebrochenen Popularität. Zu Beginn der 1990er Jahre war die Globalisierung das bestimmende Thema, dem man wirtschaftlich, gesellschaftlich wie auch persönlich nahezu ausgeliefert war. Lebensbedingungen wurden aus der regionalen Verankerung gelöst und somit traten regionale Differenzierungen und Fragestellungen immer stärker in den Hintergrund. Mit einer fortschreitenden Globalisierung wuchs das Bedürfnis nach überschaubaren, identifikationsstiftenden Regionen, sei es aus einem Gefühl einer zu kompensierenden Machtlosigkeit heraus oder aus einem emotionalen Nahweltbedürfnis (Blotevogel 1996, S. 46 ff.). Regionen leisten einen entscheidenden Beitrag u. a. zur Bewältigung und Flankierung des demografischen Wandelns, hier greift die seit Jahrzehnten eingespielte regionalisierte Arbeits- und Strukturpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen, die im nachfolgenden Beitrag näher ausgeleuchtet werden soll. Die Struktur-, Wirtschafts- und Arbeitspolitik des Landes NRW wird zu einem maßgeblichen Anteil aus Mitteln der Strukturfonds der Europäischen Union (Europäischer Sozial Fonds (ESF) und Europäischer Fonds zur Förderung der Regionalen Entwicklung (EFRE)) finanziert.
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Notes
- 1.
In einer Grobklassifikation unterscheidet beispielsweise Blotevogel (1996) zwischen Real-, Aktivitäts- und Wahrnehmungsregionen. Diese Regionstypologisierung verbindet sowohl unterschiedliche erkenntnistheoretische Zugänge als auch Repräsentationsformen von Raumausprägungen, wodurch sich Mehrfachzuordnungen ein und derselben Region ergeben können. Vgl. weiter zum Regionsbegriff Chilla et al. (2015), Fischer und Weber (2015) sowie Weber und Weber (2015).
- 2.
Neben der Bezeichnung Arbeitspolitik, werden Arbeitsmarktpolitik bzw. Beschäftigungspolitik teilweise synonym verwendet. Arbeitspolitik schließt im ursprünglichen Sinne außer Arbeitsmarktpolitik auch Arbeitsbeziehungen mit ein. Der Begriff Arbeitsmarktpolitik wird zunehmend parallel zu einer politischen Neuorientierung durch die Bezeichnung Arbeitspolitik ersetzt. Sie steht für eine Perspektive, die über marktkorrigierende Maßnahmen hinaus sich konsequent an der Entwicklung der sogenannten human resources nach dem Grundsatz des Förderns und Forderns ausrichtet.
- 3.
In der verkürzten Darstellung wird nicht auf alle Landesprogramme – und Landesinitiativen eingegangen.
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Stuhldreier, J. (2015). Flankierung des demografischen Wandels durch die regionalisierte Arbeits- und Strukturpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen. In: Lempp, J., van der Beek, G., Korn, T. (eds) Aktuelle Herausforderungen in der Wirtschaftsförderung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08960-3_8
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