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Geld, Kredit und Banken

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Wie funktionieren Zentralbanken?
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Zusammenfassung

Beim Kapitel 5 geht es um die Stabilität im Banken- und Finanzsystem. Dabei erläutert der erste Teil des Kapitels die wichtigsten Ursachen für Banken- und Finanzkrisen. Im zweiten Teil geht es darum, wie u.a. Zentralbanken mit Hilfe von Lender-of-Last-Resort-Interventionen oder dank der Aufsicht sowie der Kontrolle von Geschäftsbanken (vor allem was die Eigenkapitalvorschriften angeht) zur Stabilität im Finanzsystem beitragen können und wo die Grenzen solcher Maßnahmen liegen.

Lumpen ergeben Papier – Papier ergibt Geld – Geld ergibt Banken – Banken geben Darlehen – Darlehen ergeben Bettler – Bettler ergeben Lumpen.

Spruch von Lumpensammlern aus dem 19. Jahrhundert

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Notes

  1. 1.

    Die Bedeutung eines stabilen Finanzsystems geht weit über die wirtschaftlichen Aspekte hinaus. Neben den wirtschaftlichen Problemen gefährden Finanzkrisen auch die politische Stabilität. In manchen Fällen hatten Finanzkrisen soziale Unruhen zur Folge, in denen sich der Frust über den Verlust von Ersparnissen, die hohe Teuerung oder die Massenarbeitslosigkeit entlud.

  2. 2.

    Weitere Bankgeschäfte, die hier nicht im Detail behandelt werden, umfassen den Geldwechsel und die Vermögensverwaltung. Ferner werden zahlreiche Aktivitäten, wie unter anderem die Beschaffung von Finanzmitteln für Firmen und Staaten, das Durchführen von Unternehmenszusammenschlüssen, die Emission von Aktien und Obligationen sowie deren Handel auf Finanzmärkten unter dem Begriff des Investmentbankings zusammengefasst.

  3. 3.

    In der Realität besteht der Bankensektor natürlich aus einer Vielzahl von Großbanken, Sparkassen, Privatbanken, Investmentbanken und weiteren Finanzinstituten, die sich mehr oder weniger stark auf ein bestimmtes Segment der Finanzintermediation spezialisiert haben. Die Bilanz aus Abb. 5.2 ist stark vereinfacht und widerspiegelt primär die Situation eines Spar- und Kreditinstituts.

  4. 4.

    Selbst für Firmen ist die indirekte Finanzierung über Intermediäre wie eine Geschäftsbank wichtiger als die direkte Finanzierung über Finanzmärkte. In den USA gilt, dass etwas mehr als 50 % der externen Finanzierung von Firmen durch Kredite von Finanzintermediären abgedeckt ist (Der entsprechende Anteil von Aktien beträgt hingegen nur rund 10 %). In Kontinentaleuropa und Japan liegt der Anteil der Kreditfinanzierung durch Banken deutlich höher. Genaue Zahlen hierzu liefern: Hackethal, Andreas, und Reinhard H. Schmidt, 2004: Financial Patterns: Measurement, Concepts and Empirical Results, Goethe-Universität Working Paper No. 125.

  5. 5.

    Siehe Admati, Anat, und Martin Hellwig: 2014, Des Bankers’ neue Kleider, Finanzbuchverlag, Seiten 93 ff.

  6. 6.

    Für eine umfassende Übersicht über die Einlagenversicherungen siehe Demirgüc-Kunt, Asli, und Enrica Detragiache, 2004: Does deposit insurance increase banking system stability? An empirical investigation, Journal of Monetary Economics, 49, 1373–1406. Es ist umstritten, inwiefern Einlagenversicherungen die Stabilität des Bankensystems fördern. Eine Gefahr besteht nämlich darin, dass sich Geschäftsbanken aufgrund der staatlichen Garantie ihrer Einlagen in einer falschen Sicherheit wiegen und dadurch zu hohe Risiken z. B. bei der Kreditfinanzierung eingehen. Siehe dazu auch Kap. 5.8.

  7. 7.

    Ein Beispiel aus der Großen Depression ist der sogenannte Chicago-Plan, der von Ökonomen aus dem Umfeld der Universität Chicago (darunter auch Irving Fisher ) entworfen wurde und unter anderem einen Mindestreservesatz von 100 % vorsah. Der Plan wurde von der damaligen Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt verworfen. Als Reaktion auf die Globale Finanzkrise wurde im Jahr 2014 in der Schweiz eine Volksinitiative lanciert, welche die Einführung eines Vollgeldsystems verlangt. Für eine Diskussion dieses Vorschlags siehe Niepelt, Dirk, Vollgeld, Liquidität und Stabilität, Neue Zürcher Zeitung vom 12. Mai 2014 sowie Baumberger, Jörg, Die Voll-/Leergeld-Reform, Neue Zürcher Zeitung vom 27. Mai 2014.

  8. 8.

    Investmentbanken sind in Fußnote 2 dieses Kapitels erklärt worden. Ein Geldmarktfonds refinanziert sich im Wesentlichen über die Ausgabe von kurzfristigem Fremdkapital und reinvestiert dieses in liquide Wertschriften. Geldmarktfonds werden bevorzugt von Großinvestoren in Anspruch genommen, um ihre überschüssige Liquidität verwalten zu lassen.

  9. 9.

    In extremen Fällen kann es selbstverständlich passieren, dass die staatliche Ordnung untergeht und mit ihr das Währungsmonopol zerbricht. Es ist jedoch häufiger vorgekommen, dass der Staat seinem Leistungsversprechen über die Generierung einer Inflation nicht nachgekommen ist. Die Teuerung vermindert nämlich den realen Wert, das heißt die Kaufkraft, des Geldes.

  10. 10.

    Der Ausdruck stammt ursprünglich aus dem Rechtswesen. Insbesondere bezeichnet der „dernier ressort“ im Französischen jene Rechtsinstanz, deren Entscheid nicht mehr an eine höhere Instanz weitergezogen werden kann. Beim Lender of Last Resort zeigt sich dies in der Tatsache, dass eine Geschäftsbank keine Beschwerde- oder Rekursmöglichkeiten hat, falls ihr die Liquiditätshilfe von der Zentralbank verwehrt wurde.

  11. 11.

    Andere Institutionen können ebenfalls als Lender of Last Resort auftreten. Ein prominentes Beispiel ist der Internationale Währungsfonds (IWF), der als internationaler Lender of Last Resort für krisengeschüttelte Staaten fungiert. Siehe dazu auch Kap. 8.6.

  12. 12.

    Für eine umfassende Diskussion über diese Grundsätze und die Aufgabe von Zentralbanken als Lender of Last Resort siehe: Goodhart, Charles, 1999: Myths about the lender of last resort, International Finance, 2, Seiten 339–360.

  13. 13.

    Oft wird in diesem Zusammenhang von einem „Strafzins“ gesprochen, der über dem Marktzins liegen sollte. Dies ist jedoch nicht sinnvoll, da beispielsweise Interbankmärkte während einer Bankenkrise zusammenbrechen können. Konkret zeigt sich dies darin, dass die entsprechenden Marktzinse innerhalb von kurzer Zeit in ungeahnte Höhen steigen. Falls der Zins für eine Lender-of-Last-Resort-Intervention über diesem Niveau liegen sollte, würde dies schlicht bedeuten, dass die Zentralbank keine Liquiditätshilfe zu annehmbaren Konditionen gewähren will.

  14. 14.

    Das moralische Wagnis tritt nicht nur bei Bankenrettungen auf. Eines von zahlreichen Beispielen betrifft den Abschluss einer Versicherung (sagen wir gegen Diebstahl), die den Versicherungsnehmer dazu ermuntern könnte, weniger sorgfältig mit dem versicherten Gegenstand umzugehen.

  15. 15.

    Siehe Goodhart, Charles, 1999: Myths about the lender of last resort, International Finance 2, S. 353.

  16. 16.

    Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ (engl. Bank for International Settlements, BIS) wurde in den 1930er Jahren eröffnet, um die deutschen Reparationszahlungen aus dem Ersten Weltkrieg effizienter abzuwickeln. Neben einigen Aufgaben im internationalen Zahlungsverkehr fungiert die BIZ heute als Forum für den internationalen Gedankenaustausch zu geld- und währungspolitischen Fragen. Die Mitgliedschaft in der BIZ ist den wichtigsten Zentralbanken der Welt vorbehalten. Eine wesentliche Aufgabe der BIZ bestand in den vergangenen Jahrzehnten im Ausarbeiten minimaler Eigenkapitalvorschriften, die über Staatsgrenzen hinweg gültig sein sollten. Diese internationalen Minimalstandards wurden in den letzten Jahrzehnten mehrmals revidiert und erweitert. In Anlehnung an den Standort der BIZ werden die entsprechenden Maßnahmen auch als Basler Vorschriften (engl. Basel rules; Basel accords) bezeichnet. Die neueste Version der international gültigen Eigenkapitalvorschriften tritt unter dem Stichwort „Basel III“ auf.

  17. 17.

    So unterscheiden die Basel III Vorschriften der BIZ zwischen einer Kernkapitalquote, die mindestens 4.5 % betragen sollte und sich auf das eingezahlte Grundkapital (bzw. Gesellschaftskapital bei Aktiengesellschaften) und die Gewinnrücklagen bezieht. Die Gesamtkapitalquote, die mindestens 8 % betragen sollte, bezieht sich auf die gesamten Eigenmittel, die neben dem Kernkapital (engl. common equity) noch weitere Bilanzposten wie das Ergänzungskapital oder Drittrangmittel umfasst. Zusätzlich wurde mit den Basel III Vorschriften noch ein antizyklischer Kapitalpuffer eingeführt, der in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs alimentiert werden sollte.

  18. 18.

    Die letzten Punkte spielten angeblich bei den Fehlentwicklungen vor und während der Finanzkrise von 2008 eine große Rolle. So heizt die Bewertung der Aktiven zu Marktpreisen (sogenanntes mark-to-market) angeblich eine Bankenkrise an, da Kurszerfälle von Wertschriften oder an den Aktienbörsen sofort als Verluste bei den Geschäftsbanken verbucht werden müssen, was das Vertrauen in die Stabilität des Banken- und Finanzsystem weiter untergräbt. Hinsichtlich der Risikogewichtung wurden Forderungen wie die sogenannten Mortgage Backed Securities (siehe auch Fußnote 8 zu Kap. 4.) vor der Krise ein tiefes Kreditausfallrisiko attestiert, und mussten damit mit relativ wenig Eigenkapital unterlegt werden. Jedoch stellte sich in der Krise heraus, dass diese Wertpapiere drastisch an Wert verlieren und gelten demzufolge als eigentlicher Auslöser der Globalen Finanzkrise.

  19. 19.

    Das Originalzitat stammt von Marianne Thornton, der Schwester von Henry Thornton, und bezog sich auf die Geschäftsleitung der Thornton Bank „[which] had been inexcusably imprudent in keeping more cash in the House, but relying on [the bank’s] credit …which would enable them to borrow whenever they pleased“. Das Ironische an dieser Geschichte ist, dass Henry Thornton bekanntlich die Grundsätze für die Lender-of-Last-Resort-Politik gelegt hat, wobei es unter anderem darum geht, eine unsorgfältige Kreditvergaben nicht mit Liquiditätshilfen zu belohnen (siehe Kap. 5.5). Das Originalzitat von Jeremia Harman lautet: „We lent by every possible means and in modes we had never adopted before.“

  20. 20.

    Zwei Beispiele sind in den Fußnoten 1 und 4 von Kap. 2 beschrieben. Einen der bekanntesten Schwindel in der Finanzgeschichte betraf die Bank von Charles Ponzi, die Anfang der 1920er Jahren den Einlegern in Boston (USA) einen jährlichen Zins von 45 % versprach. Diese Verzinsung wurde über ein Schneeballsystem möglich gemacht, das heißt neu deponierte Guthaben in der Bank wurden einfach für Zinsgutschriften herangezogen. Im Amerikanischen bezeichnet man solche Schneeballsysteme noch heute als „Ponzi schemes“. Der Finanzbetrug mit den bisher größten Verlusten ist hingegen der Madoff Skandal von 2008. Bernard Madoff hatte jahrzehntelang einen Investmentfonds nach dem Schneeballprinzip betrieben und hinterließ nach dessen Zusammenbruch einen Schaden in Milliardenhöhe.

Weiterführende Literatur

  • Eine kritische Darstellung der Eigenkapitalregulierung liefern: Admati, Anat, und Martin Hellwig, 2014: Des Bankers neue Kleider, Finanzbuchverlag.

    Google Scholar 

  • Eine kompakte und lesenswerte Übersicht über die Funktionen von Banken sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Regulierung liefert: Baltensperger, Ernst, 1996: Banken und Finanzintermediätre, in: Von Hagen, Jürgen, Axel Börsch-Supan und Paul J.J. Welfens, Springers Handbuch der Volkswirtschaftslehre, Springer.

    Google Scholar 

  • Einen umfassenden geschichtlichen Überblick über die Finanzkrisen geben: Reinhard, Carmen, und Kenneth Rogoff, 2010: Dieses Mal ist es anders: Acht Jahrunderte Finanzkrisen, Finanzbuchverlag.

    Google Scholar 

  • Eine gute Darstellung zu den Hintergründen der globalen Finanzkrise ist zu finden in: Sinn, Hans Werner, 2009: Kasino-Kapitalismus: Wie es zur Finanzkrise kam, und was jetzt zu tun ist. Econ Verlag.

    Google Scholar 

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Herger, N. (2016). Geld, Kredit und Banken. In: Wie funktionieren Zentralbanken?. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07876-8_5

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