Beide Anwendungsbeispiele zeigen, dass die Nutzwertanalyse sowohl bei konkreten, komplexen Entscheidungen helfen kann, als auch durch ihre Methode als Erkenntnisquelle für Entscheidungen des Managements („Der Weg ist das Ziel“). Das Wirkprinzip, durch die Fragmentierung der ursprünglichen Fragestellung eine Entemotionalisierung in der Bewertung und Entscheidungsfindung zu erreichen, wird in beiden Fällen deutlich. Der weitere Nutzen tritt vor allem in Anwendungsbeispiel zwei deutlich hervor: Wenn bei zu vielen Detailfragen „geraten“ oder „vermutet“ werden muss und der Blick auf die Bedeutung des Details, die sich im Kriteriengewicht ausdrückt, zeigt, dass dieser „vermutete“ Aspekt bedeutsam ist, mag dies als Warnsignal dienen: Anscheinend liegen dann Know-how-Lücken vor, die zu schließen sind, um die Entscheidungssicherheit zu verbessern. Zuweilen ist dies jedoch nicht möglich, z. B. dann, wenn Vermutungen über das Verhalten bzw. die Reaktion anderer Marktteilnehmer angestellt werden müssen, ein Aspekt, der in Anwendungsbeispiel zwei außer acht gelassen wurde. Dann sind die Einschätzungen, ausgedrückt in Kriterienwerten, Ansatzpunkte für eine Sensibilitätsanalyse, indem unter Verwendung eines Tabellenkalkulationsprogramms die betreffenden Werte variiert werden und das Endergebnis beobachtet wird.

Eine Nutzwertanalyse taugt jedoch immer dann nicht, wenn die Know-how-Lücken zu groß sind. Die mit der Nutzwertanalyse oftmals einhergehende Gruppendiskussion ermöglicht, dass Erkenntnisse jedermann zugänglich gemacht werden, doch werden selten neue gewonnen. In der Praxis ist es daher nicht unüblich, eine Nutzwertanalyse durchzuführen, um relevante Wissenslücken zu finden.

Noch einmal ist zum Ende darauf hinzuweisen, dass die Nutzwertanalyse als methodisches Werkzeug hilft, Entscheidungen zu treffen. Voraussetzung für den Wert der Ergebnisse ist aber wie bei allen anderen methodengestützten Verfahren auch, dass die Arbeitsschritte korrekt durchgeführt werden. „Abkürzungen“ aus Bequemlichkeit verbieten sich.