Abstract
Noch immer gibt es Personalverantwortliche, die für Vorbereitung und Organisation eines Auslandseinsatzes zuständig sind und glauben, dass für die Expatriates eine landesgründliche und sprachliche Vorbereitung, verbunden mit einigem Wissen über die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen und Gegebenheiten im Zielland, ausreichend ist. Vielleicht bewilligt das Unternehmen noch einen eintägigen interkulturellen Orientierungskurs zum Aufbau zielkulturbezogener interkultureller Handlungskompetenz. So, mit einschlägigem Wissen versehen, glaubt man, sollten deutsche Fach- und Führungskräfte schon erfolgreich handeln können. Tatsächlich reicht aber eine solche Ansammlung mehr oder weniger unverbundener Wissensbestandteile nicht aus, die mit einem Auslandseinsatz verbundenen Anforderungen zu bewältigen. Viele aktuelle Studien aus dem Bereich der Wissenspsychologie, Lernpsychologie und Expertisenforschung zeigen, dass zur Speicherung von Wissen die Fähigkeit hinzukommen muss, das Wissen zu aktivieren und einzusetzen, das im konkreten Handlungsvollzug gebraucht wird (aktives Wissen gegenüber trägem Wissen). Zu dem Wissen über Sachverhalte (deklaratives Wissen) muss ein prozedurales Wissen, also ein Wissen über Fertigkeiten und deren Ausübung, hinzukommen, verbunden mit strategischem Wissen, also Wissen über Heuristiken und Problemlösestrategien, und das bezogen speziell auf das Handeln von Fach- und Führungskräfte in kulturellen Überschneidungssituationen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass im beruflichen, aber auch im privaten Alltag im Ausland in der Regel kein Fachexperte verfügbar ist, der gute Ratschläge für erfolgreiche, kulturadäquate Handlungsstrategien geben kann. Zudem ist das in Vorbereitungsseminaren Gelernte oft weit von dem entfernt, was der Handelnde in einer konkreten Verhandlung oder in einer Interaktionssituation mit Mitarbeitern an Unterstützung benötigen würde. Hier hilft nur die Fähigkeit zur eigenständigen interkulturellen Weiterbildung, was nichts anderes bedeutet als in der Lage zu sein, seine alltäglichen Erfahrungen im Umgang mit kulturfremden Partnern und mit der Bewältigung kulturell bedingt kritischer Interaktionssituationen als lernwirksame Lernmaterialien zur eigenständigen Förderung des Wissenserwerbs zu nutzen. Die dabei zu erbringenden Leistungen werden an authentischen Fallbeispielen erörtert und in einem Leitfaden für Expatriates zur eigenständigen Weiterbildung verankert.
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Thomas, A. (2014). Eigenständige interkulturelle Weiterbildung. In: Wie Fremdes vertraut werden kann. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03235-7_15
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