Zusammenfassung
Die Beschäftigung mit den psychologischen Verhältnissen der Musik, der die vorstehenden Kapitel gewidmet waren, hat uns von selbst an mehreren Stellen darauf geführt, individuelle Unterschiede des Könnens und der Veranlagung zu erwähnen. Wir können daraufhin von verschiedenen Merkmalen der Musikalität sprechen (wie z. B. Gedächtnis, musikalisches Gehör usw.). Daraus, daß diese einzelnen Merkmale in wechselnder Weise kombiniert auftreten, der eine dieses, der andere jenes in starker bzw. schwacher Entwicklung besitzt, vielleicht eines einzelnen ganz ermangelt, eben hieraus ergeben sich die mannigfaltigen Formen und Arten der Musikalität. Ehe wir aber diesen Gegenstand zu genauerer Besprechung in Angriff nehmen, haben wir das Dargelegte in einem sehr wichtigen Punkte zu ergänzen. Unsere Betrachtungen hatten hauptsächlich den Erfolgen intellektueller und gefühlsmäßiger Art gegolten, die die Musik in uns hervorruft. Wenn wir in diesen Hinsichten individuelle Unterschiede bemerken, so können wir zusammenfassend von einer rezeptiven Seite der Musikalität sprechen. Wie wir schon ganz zu Anfang (S. 8) andeuteten, können wir als etwas grundsätzlich Verschiedenes auch die Befähigung zum selbständigen Schaffen, zum freien Ersinnen musikalischer Gebilde ins Auge fassen. Wir können sie als die produktive Musikalität bezeichnen. Ihre genauere Erörterung liegt uns noch ob.
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von Kries, J. (1926). Die Arten der Musikalität. In: Wer ist Musikalisch?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99284-1_6
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