Zusammenfassung
Man kann unbedenklich, auch in der positiven Leistungspsychologie von Willensstärke sprechen, sofern man sich nur davor hütet, statt einer positiven Feststellung und Analyse der seelischen Verlaufsformen bei einem bestimmten Sachverhalt ein Vermögen oder eine Kraft anzunehmen, die als angeboren und begabt mit verschiedenen Wirkungsgraden den Schlüssel für den Tatbestand abgeben soll, der einem guten und starken Willen zugeschrieben wird. Das Willenserlebnis wird besonders dann anschaulich empfunden, wenn uns Widerstände entgegentreten, Zweifel aufkommen, so daß Hemmungen sich vorschalten, die zu überwinden sind, wenn Überlegen der Möglichkeiten, Bedenken, Entscheiden, Bekämpfen der Widerstände vor und während der Ausführung des Entschlusses auftreten. Der zunächst festgefaßte Entschluß kann noch unmittelbar vor dem Ziel aufgegeben werden und durch einen besseren oder schlechteren ersetzt werden. Wenn wir eine schwere Last fortbewegen, so sind Kraftimpulse nötig, besonders bei den Grenzformen der Leistungsfähigkeit, dem Schwellengebiete des Gelingens und Versagens. Wir empfinden besonders bei körperlicher Arbeit, die uns ungewohnt ist, lebhaft, unmittelbar und stark jenen innerlichen Impuls, das bestimmte Ziel trotz aller Mühsal und Beschwerden, Schmerzen und Unlust siegreich zu erreichen. Jene innere Anstrengung, Hemmnisse der Zielerreichung zu beseitigen, ausdauernd starke Gegenimpulse bis zum äußersten aufzubieten, sind die anschaulichen Grunderlebnisse für willensstarke Handlungen bestimmter Intensität.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1930 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Moede, W. (1930). Der gute und starke Wille. In: Lehrbuch der Psychotechnik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99207-0_18
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-99207-0_18
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-98395-5
Online ISBN: 978-3-642-99207-0
eBook Packages: Springer Book Archive