Zusammenfassung
Seit Jahrzehnten sind von einzelnen Autoren immer wieder Versuche gemacht worden, Psychosen als luetische symptomatologisch zu charakterisieren, ohne daß es gelang, solchen Versuchen allgemeinere Anerkennung zu verschaffen Die Zurückhaltung, welche die Mehrzahl der Kliniker beobachtet hat, ist wohl begründet durch die große Schwierigkeit des Problems und durch die wenig sichere Fundierung, welche die wagemutigeren Forscher auf diesem Gebiet ihren Anschauungen zu geben vermochten. Insoweit ist man einig, daß luetische Hirnerkrankungen geistige Schwächezustände veranlassen können. Man spricht von einem einfachen luetischen Schwachsinn, der sich häufig im Anschluß an Hemiplegien bzw. Monoplegien entwickelt, und man erkennt als luetisch bedingt psychotisch etwas reicher ausgestaltete Verblödungsprozesse an, die eine mehr oder minder ausgesprochene symptomatologische Verwandtschaft zu den Paralysen haben, und die man als luetische Pseudoparalysen vielfach beschrieben hat. Die differentialdiagnostischen Kriterien sind allerdings noch nicht zu einer solchen Vollkommenheit entwickelt, daß man in jedem einzelnen Falle imstande ist, sich mit Bestimmtheit zu entscheiden, jedoch das Gros der Fälle ist zweifellos erkennbar. Sobald man jedoch die Krankheitsformen verläßt, deren Hauptsymptome sich in geistigen Schwächezuständen äußern, beginnt die Schwierigkeit und damit die Uneinigkeit; hier scheiden sich die Gruppen, von denen die eine geneigter ist, ätiologische Beziehungen zu syphilitischen Hirnerkrankungen anzunehmen, während die andere sich skeptisch verhält.
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Plaut, F. (1913). Allgemeine Bemerkungen über die Existenz und die Pathogenese syphilitischer Psychosen. In: Über Halluzinosen der Syphilitiker. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99133-2_1
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