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Zusammenfassung

Versuche, eine Allgemeinnarkose herbeizuführen, gehen schon bis in das Altertum zurück. Die Mittel, die dazu verwendet wurden, waren hauptsächlich Mohnsaft, Alraune, Alkohol, Schierling u. a., die hauptsächlich als Tränke gegeben wurden. Sie wirkten mehr als Schlafmittel und reichten zur Schmerzbetäubung bei Operationen kaum aus. Aber auch zur Inhalation wurden diese Mittel verwendet, und zwar wurden sog. Schlafschwämme, d. h. Schwämme hergestellt, die mit Opium, Bilsenkraut, Mandragora und anderen schlafbringenden Mitteln, wie Efeu und Schierling, getränkt waren. Die Schwämme wurden vor dem Gebrauch mit warmem Wasser angefeuchtet und vor die Nase gehalten. Husemann hat in einer ausführlichen Arbeit alles, was über den Gebrauch der Schlafschwämme im Mittelalter bekannt ist, zusammengestellt. Im späteren Mittelalter wurden die Betäubungsversuche durch Schlafschwämme und Tränke wieder aufgegeben. Ihre Wirkung war vermutlich einerseits, soweit Schlafschwämme in Betracht kamen, kaum mehr als suggestiver Natur; soweit aber Schlaftränke verwendet wurden, war die Vergiftungsgefahr eine zu große, wenn die schmerzstillende Wirkung so weit getrieben wurde, daß eine schmerzhafte Operation schmerzfrei ausgeführt werden konnte. Wirklich brauchbare Versuche, durch Inhalation von gasförmigen Stoffen eine Allgemeinnarkose herbeizuführen, fallen erst in das Jahr 1844, nachdem schon vorher Davy, Faraday u. a. den Gedanken auf Grund von Betäubungsversuchen erwogen hatten. Von Wells (1844) wurden die ersten schmerzlosen Zahnextraktionen unter dem Einfluß von Lachgasinhalation ausgeführt. Eine allgemeine Verbreitung dieser Inhalationsmethode konnte er trotz vieler Mühe nicht erzielen. Das gelang erst den beiden Amerikanern Jackson und Morton (1846). Sie verwendeten Äther, dessen Wirkung der Chemiker Jackson an sich selbst ausprobiert hatte. Die ersten Versuche wurden ebenfalls bei Zahnextraktionen gemacht. Jackson ließ dann auch bei kleineren Operationen und schließlich während der ganzen Dauer von größeren Operationen die Inhalation mit Erfolg fortsetzen. Nach einigem Zögern gaben sie ihre Methode der Allgemeinheit bekannt, und sie verbreitete sich in kürzester Frist über die ganze Welt. Noch im Jahre 1846 wurde in England, zu Beginn des Jahres 1847 in Deutschland unter Ätherinhalation operiert. Ein Jahr später wurde durch Simpson in Edinburg 1847 das Chloroform eingeführt. Beide Mittel traten in einen ernsten Konkurrenzkampf, der bald zugunsten des einen, bald des anderen entschieden wurde. Dieser Kampf dauerte bis in die neueste Zeit, ist aber heute insofern entschieden, als wir jedem der beiden Mittel seiren Platz anweisen können. Im allgemeinen wird der Äther heute zu Inhalationsnarkose mehr verwendet als das Chloroform, und zwar hauptsächlich deshalb, weil er bedeutend weniger gefährlich ist. Eine Unzahl anderer Inhalationsnarkoticas, die zum größten Teil ebenfalls zur Gruppe der Kohlenwasserstoffverbindungen gehören, sind zu Narkosezwecken empfohlen und ausprobiert worden. Keines der Mittel konnte jedoch Äther und Chloroform aus ihrer führenden Stellung vertreiben. Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden, es soll nur erwähnt werden, daß in neuerer Zeit das Lachgas, das in England dauernd zur Narkose verwendet wurde, auch in Holland, Skandinavien und neuerdings auch in Deutschland wieder Eingang gefunden hat. Außer diesen Gasen ist auch das Acetylen in neuerer Zeit zur Inhalationsnarkose empfohlen worden. Die sog. Narcylen-narkose von Wieland und Gauss ist an verschiedenen deutschen Kliniken mit Erfolg angewendet worden (s. u.).

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Kleinschmidt, O. (1927). Die Schmerzbetäubung. In: Chirurgische Operationslehre. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91804-9_6

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