Zusammenfassung
Dürfen wir - hier im Hinblick auf die psychologisch-psychiatrische Begutach-tungspraxis - von einer Krise sprechen? Eine - wie sie sich versteht - „empirische Untersuchung“ kam unlängst (V. Dittmann et al. 1988) zu dem Ergebnis, daß kein Anlaß bestehe, von einer „Krise des Sachverständigen-Beweises“ zu sprechen. Aber bekanntlich liefern die (in manchen Bereichen der Forschung so geschätzten) Meinungsumfragen - wenn überhaupt - nur ein außerordentlich oberflächliches Meinungs- und keinesfalls ein Tatsachenbild. Jedenfalls klingt die Aussage von Mende (1983) ganz anders, wenn er meint, daß „gute Übereinstim-mungen psychiatrischer Gutachten über den nämlichen Probanden (…) Selten-heitswert“ (S. 331) haben. Eigene Akzente zu dieser Frage setzt Rasch, der in einem Thesenpapier formuliert hat. „Die vielfach beschworene Krise des Sachverstandigen-Beweises ist eigentlich keine Krise, sondern ein permanenter Prozeß der Auseinandersetzung zwischen den beteiligten Disziplinen“ (Diskussions-grundlage am 12. 11. 1988 in Dusseldorf). Vielfältig sind die Aspekte, die in die Literatur Eingang gefunden haben. Mit journalistischem Engagement hat Moser (1971) sympathisierend mit den Denkmodellen der Psychoanalyse seine „Streit-schrift“ unter dem Titel Repressive Kriminalpsychiatrie - Vom Elend einer Wissen-schaft verfaßt. So wagt Schüler-Springorum (1984) bei seinem distanzierten Ver-haltnis zum Schuldstrafrecht sogar den „Vorschlag einer Radikalkur“, wonach die Juristen „ohne Hilfe von Sachverstandigen judizieren müßten“ (S. 77). Das alles ist Ausdruck der Krise.
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Bresser, P.H. (1990). Krise des Sachverständigenbeweises. In: Christel, F., Gerhart, H. (eds) Der Sachverständige im Strafrecht Kriminalitatsverhutung. Forensia-Jahrbuch, vol 1. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84123-1_6
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