Zusammenfassung
Der Sachverständige hat die Aufgabe, ein objektives, unparteiisches, der Sache angemessenes Gutachten zu erstatten. Begutachtungen stützen sich auf Material-auswahl, Befunderhebung und wertende Stellungnahme, wobei psychiatrische Gutachten sich im Prinzip nicht von Begutachtungen im Rahmen anderer medizi-nischer Disziplinen unterscheiden. Trotz sach- und fachgerecht durchgeführter Untersuchung sind unterschiedliche Beurteilungen ebensowenig zu vermeiden wie normative Entscheidungen (Schreiber 1977). Selbst scheinbar so objektive Bereiche wie Materialauswahl und Anamneseerhebung sind nicht frei von Ermes-sensentscheidungen des jeweiligen Untersuchers. So gibt es nach Rasch (1982) keine verläßliche Methode, die Vorgeschichte eines Falles objektiv zu erheben. Akten und Zeugenaussagen unterliegen bezüglich der enthaltenen Tatsachen ei-ner Selektion. Sie werden ebenso „gefiltert und entsprechend gewissen Annahmen strukturiert“ (Rasch 1982) wie die Erhebung der Krankheitsanamnese, des Le-benslaufs und der Tatumstände durch den Gutachter. Hypothesen über Kausal-wirkungen bzw. über die Entstehung menschlichen Verhaltens sind für Art, Urn-fang und Richtung der Befragung durch den Gutachter ebenso bestimmend wie zugrundegelegte wissenschaftliche Theorien und persönliche Erfahrung.
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Heinz, G. (1990). Fehlerquellen bei der Begutachtung und Fragen der Haftung des Sachverständigen. In: Christel, F., Gerhart, H. (eds) Der Sachverständige im Strafrecht Kriminalitatsverhutung. Forensia-Jahrbuch, vol 1. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84123-1_5
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