Zusammenfassung
Hypochondrische Entwicklungen sind primär neurotische Entwicklungen, sie haben neurotische Entstehungsbedingungen und lassen sich in ihrer Genese aus einer neurotischen Lebensgeschichte ableiten. Wenn wir vom Symptom ausgehen, der hypochondrischen Leibbezogenheit, so läßt sich diese im psychoanalytischen Verständnis als Ablenkung und Verschiebung libidinöser Kräfte von Objektrepräsentanzen auf den narzißtisch interessant gewordenen Leib sehen [35 a]. Diesem Vorgang korrespondieren eine reduzierte Objektbesetzung und ein Rückzug von der Objektwelt. Auf einer weiteren Deutungsebene wird man fragen müssen, was metapsychologisch hinter der hypochondrischen Sorge steht, die sich auf den als gefährdet erlebten Leib richtet. Oder anders ausgedrückt: welche libidinösen Energien kehren in der hypochondrischen Angst wieder, von welchen libidinösen Besetzungen werden sie unter dem Einfluß von Kontroll- und Abwehrmechanismen des Ich abgespalten, um im leiblichen Bereich ihr „Ausfallstor“ (Freud) finden zu können? Die klinische Beobachtung zeigt, daß vielfach ödipale Konflikte am Beginn einer Hypochondrie stehen. So erscheint die verbreitete Ansicht plausibel, daß es Kastrationsängste bzw. ängstliche oder aggressive Impulse gegenüber dem bedrohlich empfundenen Elternteil sind, welche in dem hypochondrischen Interesse am eigenen Leib ihren Ausdruck finden und dort dauerhaft gebunden werden. Dazu würde es passen, daß sich bei vielen Kranken Autoritätskonflikte und Durchsetzungsgehemmtheiten finden.
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Feldmann, H. (1972). Zur Psychodynamik der Hypochondrie. In: Hypochondrie. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie Psychiatry Series, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-80675-9_4
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