Großbritannien

Zusammenfassung

Der 1948 gegründete National Health Service (Staatlicher Gesundheitsdienst) ist der größte Arbeitgeber Großbritanniens und einer der größten in Europa überhaupt. Seine Finanzierung erfolgt weitgehend durch Steuermittel und Beiträge zur National Insurance, die von allen in Großbritannien lebenden Personen entrichtet werden. Obwohl die private medizinische Versorgung einen beträchtlichen Anteil am britischen Gesundheitsmarkt hat (1995 waren es 15%), betrifft sie fast ausnahmslos nur den Bereich der Sekundärversorgung (Spezialisten). Die private Absicherung erfolgt meist auf einer körperschaftlichen Basis und kann als geschäftliche Ausgabe steuerlich geltend gemacht werden. Auch wer eine private Versicherung abgeschlossen hat, muß weiterhin seinen Anteil zur Finanzierung des NHS über Steuermittel beitragen. Im Rahmen des NHS gilt das Primärarztsystem, wodurch 99% der Bevölkerung bei einem „eigenen“Hausarzt registriert sind. Es gibt 35.540 Allgemeinärzte (1994), von denen jeder im Durchschnitt 1.841 Patienten in seiner Kartei hat. Obwohl sie einen Großteil ihres Einkommens (in der Regel über 90%) vom NHS als Arbeitgeber beziehen, werden Allgemeinärzte als Selbständige eingestuft. Dadurch wird unter den Allgemeinärzten eine für Kleinbetriebe typische Unternehmerkultur gefördert, die eine höhere Flexibilität und Effizienz der ärztlichen Tätigkeit ermöglicht. Die Mehrzahl der Allgemeinärzte arbeitet heute in Gemeinschaftspraxen mit meist 3 bis 7 Partnern, Einzelpraxen sind in einigen Regionen jedoch ebenfalls noch häufig zu finden. Die meisten Allgemeinärzte arbeiten inmitten eines großen Teams von Mitarbeitern, das die Patienten in den Praxisräumen oder auch im Rahmen von Hausbesuchen mit einer Vielzahl unterschiedlicher medizinischer Leistungen versorgt.