Erzlagerstätten

Zusammenfassung

Vorsichtig schlägt Klaus-Joachim Reutter mehrmals mit seinem Geologenhammer auf einen dunkelgrauen Stein, den er kurz zuvor behutsam aus der fast zehn Meter hohen Felswand vor ihm herausgehebelt hatte. Nach jedem Schlag wiegt er den Stein unter verschiedenen Winkeln im Sonnenlicht und schaut sich dabei die soeben abgeschlagene Fläche genau an. Mit einem Lächeln winkt er schließlich den Begleiter zu sich. Der Berliner Geologe deutet auf einige leicht gekrümmte Linien, die nach dem letzten Schlag im Stein sichtbar geworden sind. Sie zeigten, so erklärt er, daß sich die Felsmasse hinter der Gesteinswand irgendwann in der Erdgeschichte einmal verschoben haben muß. Die Vorsicht, mit der Reutter seinen Stein behandelt, paßt überhaupt nicht in die Umgebung, in die er seinen Begleiter geführt hat. Oberhalb der Wand dröhnen alle paar Minuten hausgroße Lastwagen vorbei. Jeder von ihnen trägt eine Last von 160 Tonnen. Einige Dutzend Meter unterhalb wühlen sich gleichzeitig gigantische Bagger mit unbändiger Kraft in den Fels. Mit jedem Hub ihrer Schaufeln entreißen sie der Erde fast 50 Tonnen Gestein. In einiger Entfernung arbeiten sich mehrere Bohrgestänge senkrecht in den Berg. Fachleute werden in Kürze jedes dieser Bohrlöcher mit einigen Tonnen Sprengstoff füllen. Wird er gezündet, vibriert die gesamte Grube wie bei einem starken Erdbeben. Die Wucht einer einzigen Detonation zermalmt dabei einige hundert Kubikmeter festen Fels zu Schutt, der anschließend von den Riesenbaggern auf die großen Lastwagen verladen wird.