Zusammenfassung
Unsere Erde ist nicht nur ein ruheloser Planet, sie weckt auch tiefe Emotionen. Im Streben, das Wesen der Erde zu begreifen, wurden bittere Auseinandersetzungen geführt. Auf dem Weg zur Erkenntnis über dieses Wesen und die Vorgänge auf und im dritten Planeten des Sonnensystems bezahlten Menschen sogar mit dem Leben, nur weil sie die Erde anders verstanden als ihre Zeitgenossen. Die Frage, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel sei, bewegte schon die alten Griechen. Sie führten darüber aber nicht nur noblen, sokratischen Diskurs, sondern auch hitzige Debatten und persönlichen Streit. Die Inquisition warf Giordano Bruno auf den Scheiterhaufen und erteilte Galileo Galilei lebenslanges Berufsverbot, nur weil sie meinten, im Sonnensystem drehe sich nicht alles um die Erde. „Neptunisten“ und „Plutonisten“ fochten Ende des 18. Jahrhunderts ihre Debatten über die Entstehung der Gebirge gelegentlich auf dem Paukboden aus, weil sie inhaltlich keinen gemeinsamen Nenner mehr fanden. Alfred Wegener wurde Anfang dieses Jahrhunderts ausgelacht und mit Mißachtung gestraft, als er behauptete, die Erdkruste sei nicht starr und die Kontinente seien beweglich. Fünfzig Jahre später protestierten Umweltschützer vor dem Kapitol in Washington, weil die Supermächte durch ihre Atomwaffentests die Erdatmosphäre mit radioaktiven Isotopen kontaminierten. Die Mitglieder des Club of Rome schockierten Anfang der siebziger Jahre die Welt: Es ist zwar eine Binsenweisheit, daß die im Erdinneren schlummernden Rohstoffe begrenzt sind, allerdings war das nie zuvor so deutlich dargelegt worden wie in dem Buch „Die Grenzen des Wachstums“. Auch jetzt scheiden sich wieder einmal die Geister in immer schrilleren Tönen an etwas Irdischem, nämlich daran, ob sich der Mensch mit dem vielen Kohlendioxyd nicht irreversibel in eine neue Warmzeit heizt.
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Harjes, HP., Walter, R., Rademacher, H., Stroink, L. (1999). Einleitung. In: Harjes, HP., Walter, R., Rademacher, H., Stroink, L. (eds) Die Erde im Visier. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58476-3_1
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