Zusammenfassung
Das folgende Kapitel 2 gibt einen kurzen Abriss über verschiedene Innovationsprozesstheorien sowie deren Entwicklung im Zeitverlauf. Dabei sollen unterschiedliche Ansatzpunkte und Denkmodelle erwähnt werden, die abschließend in einem gesonderten Abschnitt kritisch hinterfragt und auf deren mögliche Übertragbarkeit auf den Dienstleistungssektor geprüft werden.
„Der fundamentale Antrieb, der die kapitalistische Maschine in Bewegung setzt und hält, kommt von den neuen Konsumgütern, den neuen Produktions- oder Transportmethoden, den neuen Märkten, den neuen Formen der industriellen Organisation, welche die kapitalistische Untemehmung schafft“ Schumpeter (1950, 137)
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notes
Die deutsche Ausgabe ist aus dem Jahr 1950.
Diese prozesstheoretische Einführung beruht auf Poole et al. (1995, 1-32).
Siehe auch Malerba und Orsenigo (1997, 85-86).
Galbraith wies allerdings bereits 1952 auf den Zusammenhang zwischen Anzahl und Größe von Unternehmen eines Marktes und Innovationsverhalten hin (zitiert nach Phillips 1971, 8). Siehe auch Tirole (1995, 874-881). Schumpeter selber hat nur für die Wettbewerbswirtschaft eine Schema ausformuliert (Mütze 1989, 32).
Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass es für Schumpeter (1961, 91) bedeutungslos ist, ob eine Innovation eine wissenschaftliche Neuheit beinhalte oder nicht. Innovation ist ohne Erfindungstätigkeit möglich und Erfindungen lösen nicht notwendigerweise Innovationen aus. Eine fast zwangsweise Entwicklung von der Erfindung über die Innovation zur Diffusion, wie sie von sequentiellen Innovationsmodellen unterstellt wird, kann so nicht von Schumpeter hergeleitet werden. Lediglich die Trennung von Invention und Innovation, sowie die Bedeutung des Unternehmers bzw. die Rolle von Monopolstrukturen bei der Diffusion ist der Analyse Schumpeters zu verdanken (vgl. auch Kamien und Schwartz 1982, 8).
Vgl. auch Schmoch et al. (1996, 267-372), Grupp (1997, 336-349).
Ein Überblick über die Literatur findet sich in Schmoch et al. (1993, 75-78). Siehe auch Reger et al. (1996, 177-179).
Vgl. Schmookler (1966,179-188).
Lundvall (1988, 352-353) spricht unter anderem von der Bedeutung einer Zuliefer-Kunden-Interaktion, wenn Wissen für neue Produkte durch learning-by-using entsteht.
Vgl. auch Myers und Marquis (1969), Mowery und Rosenberg (1991), Rothwell (1992).
Vgl. auch Blume (1992, 51-70), der zusätzlich zur Rückkopplung eine zeitliche Dimension des Innovationsprozesses fordert.
Weitere Literatur siehe Kline (1985) und Kline (1991b, 476-479). Wissen wird hier zusätzlich unterteilt in wissenschaftliches (mehr grundlagenorientiertes Wissen) und technologisches Wissen.
Weitere Literatur siehe Price und Bass (1969, 804).
Entwicklung von einer organischen Firma zu einer hierarchisch-mechanistischen Organisationsform.
Entwicklung von einem instabilen, fragmentierten Markt mit schneller Rückkopplung zu einem Markt mit wenig Produktdifferenzierung.
Die vielen kleinen Firmen mit einzigartigen Produkten verschwinden zugunsten eines Oligopole mit ähnlichen Produkten.
Beispiele sind Easton (1965), Braun (1993) u.a. für die Politikwissenschaften, Giddens (1995), Mayntz (1997), Joerges (1988), Luhmann (1984), Bijker et al. (1993), Münch (1976), Ropohl (1979) u.a. für die Soziologie, Aregger (1976) für die Organisationsforschung, Lundvall (1988, 1992,1998), Freeman (1995), Nelson (1993) u.a. für die Innovationsforschung, Klimecki et al. (1994) u.a. für die Managementforschung.
Eine kurze Einführung bietet Schäfers (1986, 298-305).
Parsons gehört zu den Vertretern der struktur-funktionalistischen Systemtheorie, die ein soziales System mit bestimmten Strukturen voraussetzt und nach den funktionalen Leistungen fragt, die für die Bestandserhaltung erbracht werden. Anders die funktional-strukturelle Systemtheorie von Luhmann (1984). Sie ordnet die Funktion der Struktur vor, um nach der Funktion aller Phänomene, einschließlich des Systems selbst zu fragen. Letztes Bezugssystem ist die gesamte Welt. Empirisch lassen sich die Systeme allerdings nur beobachten, wenn die Komplexität reduziert wird.
Mayntz (1997) geht mit ihrer Kritik in die gleiche Richtung. Die Handlungstheorie („Mikroso-ziologie“) und die Systemtheorie („Makrosoziologie“) stünden getrennt nebeneinander. Es fehle vor allem die Analyse, wie Makrophänomene aus der Verflechtung und Summierung motivierten Handels entstehen.
Lundvall’s Analysen basieren auf Überlegungen von List (1841,7. Aufl. von 1883).
Das technologische Wissen entsteht im Rahmen von Marktforschung sowie Design-und Re-designphase, während das wissenschaftliche Wissen durch Forschungskooperation bzw. aus der mehr grundlagenorientierten Forschung entspringt (Kline 1991a, 132).
Auch Grupp (1997) ist der Meinung, daß sich komplexe Innovationssysteme schwer formalisie-ren, simulieren und berechnen lassen. Sein funktionales Modell integriert Aspekte der Nachfragetheorie, Systemtheorie sowie der schumpeterschen Innovationsforschung.
Meyer-Krahmer und Schmoch (1993, 14-15) geben einen ersten Überblick über verschiedene Netzwerkansätze der Innovationsforschung.
Die theoretische Grundlage für alle diese Ansätze findet sich in Håkansson (1989,16-22).
Sydow (1992) weist darauf hin, dass sich die Betriebswirtschaftslehre zwar schon recht früh mit Unternehmenskooperationen befasst, dabei aber „der Organisiertheit der Beziehung und ihrer strategischen Bedeutung kaum Rechnung getragen“ habe (Sydow 1992, 5). Der Autor plädiert für eine neue betriebswirtschaftliche Organisationstheorie, die strategische Netzwerke aus Managementsicht betrachtet. Dabei bedient er sich soziologischer Theorien wie beispielsweise struktu-rationstheoretischer Analysen (vgl. auch Sydow et al. 1995 sowie den Überblick bei Ortmann et al. 1997). In jüngster Zeit gibt es betriebswirtschaftlich ausgerichtete Ansätze, die sich mit dem Management virtueller Unternehmensorganisationen auseinandersetzen. Einen Überblick verschafft Picot (1997) und Wigand (1997) sowie Reichwald et al. (1998).
Vgl. Coombs et al. (1996, 2), Ebling et al. (1998), Niosi (1996, 99).
Zur Bedeutung von Vertrauen in Netzwerken vgl. auch Majer (1998a, 98-100) und Majer (1998b, 198).
Lundvall (1993) zeigt allerdings die Grenzen des Transaktionskostenansatzes auf, da dieser die Bedeutung interaktiver Lernprozesse als Teil der Netzwerkbeziehung nicht berücksichtigt.
Beispielsweise muss ein Vertrauensverhältnis zum Kooperationspartner aufgebaut werden.
Ein Teil des Unternehmenswissen geht im Rahmen von Spill-over-Prozessen wieder verloren. Wenn Firmen versuchen, den Wissensabfluss im Rahmen von Netzwerken zu kontrollieren, entsteht eine Form des Handelns mit Externalitäten.
Vgl. auch Majer (1978) sowie Meyer-Krahmer (1989).
Reich (1991, 89) weist allerdings darauf hin, dass zu große Netzwerke einem schnellen und informellem Lernen im Wege stehen.
Weitere Literatur zur regionalen Netzwerken siehe unter anderem Lazerson (1993), Herrigel (1993), Strambach (1995), Bade (1990), Koschatzky (1997).
In diesem kurzen Abschnitt ist es nicht möglich, auf alle Überlegungen zu dieser Thematik hinzuweisen. Eingang fanden nur diejenigen Ansätze, die sich erstmals konkret mit dem technischen Wandel unter evolutorischen Gesichtspunkten auseinandersetzten und die Denkrichtung wesentlich prägten. Im Zusammenhang mit der Dienstleistungsthematik ist Schnabl (1995) interessant. Der Autor beschäftigt sich beispielsweise mit der Produktionsstruktur unter evolutorischen Gesichtspunkten und gliedert seine Analysen nach verschiedenen Sektoren auf. Er kann zeigen, dass sich vor allem im Dienstleistungsbereich eine starke Dynamik abzeichnet und dass zwischen endnachfrageorientierten und vorleistungsorientierten Dienstleistungssektoren unterschieden werden muss (Schnabl 1995, 193).
Majer (1984, 465) weist auf die herausragende Bedeutung dieses Ansatzes als Gegenpol zur Neoklassik hin, weil Gleichgewichtsmaxime, Gewinnmaximierung und vollständige Information abgelehnt werden. Der Autor hat allerdings auch einige kritische Anmerkungen. Beispielsweise erscheint es problematisch, dass Fortschrittsraten und Konzentrationsgrade verschiedener Branchen verglichen werden, ohne die technologische Basis an sich zu betrachten (Majer 1984, 468).
Witt (1987) versucht erstmals, unterschiedliche evolutorische Ansätze auf eine allgemeine, verbindende Grundlage zu stellen. Dabei bedient er sich Überlegungen zu den Verhaltenwissenschaften und betont Konzepte individuellen Handelns.
Vgl. auch Majer (1978) und seine Definition der technologischen Vorleistungsverflechtungen. Freeman und Perez (1986) hingegen untersuchen das „techno-economic paradigm“ auf der Makroebene.
Vgl. Tirole (1995, 1) sowie die dort angegebene Literatur.
Berücksichtigt werden sollten auch verschiedene Instrumente staatlich-regulierender Einfluß-möglichkeiten, um die unvollkommenen Märkte zu beeinflussen. Der Staat wird von Tirole (1995, 874-875) beispielsweise als „wohlwollender Diktator“ bezeichnet, der Subventionen, Vorgaben von Qualitätsstandards etc. nutzen kann. Hierauf wird allerdings im Rahmen dieser Untersuchung nicht weiter eingegangen.
Vgl. auch Machlup (1962, 9).
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Hipp, C. (2000). Theorien des Innovationsprozesses: Ein Überblick. In: Innovationsprozesse im Dienstleistungssektor. Technik, Wirtschaft und Politik, vol 40. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57662-1_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-57662-1_2
Publisher Name: Physica, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-7908-1264-0
Online ISBN: 978-3-642-57662-1
eBook Packages: Springer Book Archive