Zusammenfassung
Die Integrierte Produktentwicklung (IPE) umfasst alle Schritte von der Ideenfindung beziehungsweise Erfassung des Marktbedürfnisses bis zur Fertigungsfreigabe eines Produktes oder der Markteinführung einer Dienstleistung. Sie ist einer der bekanntesten Integrationsansätze zur Unterstützung der Produktentwicklung, die nicht auf bestimmte Branchen beschränkt ist. Sie entstand aus der Notwendigkeit, alle an der Entstehung eines Produkts beteiligten Bereiche (vom Marketing bis zum Vertrieb) über geeignete Maßnahmen in die Produktentwicklung zu integrieren, arbeitsteilige Organisationsformen zu überwinden und den Blick über die Lösung technischer Probleme hinaus auch auf die dazugehörenden Abläufe zu richten. Sie fokussiert sich dabei auf die Ziele Verkürzung der Zeit von der Erfassung der Bedürfnisse von Kunden und Markt bis zur Fertigungsfreigabe des Produkts, bestmögliche Erfüllung der Anforderungen, Reduktion der Entwicklungskosten des Produkts sowie die fühlbare Verbesserung von Produkt- und Prozessqualität.
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Notes
- 1.
Beim Predictive Engineering werden Eigenschaften, Verhalten und die damit verbundenen Prozesse eines Produkts und seiner Komponenten sowohl einzeln als auch im Zusammenhang durch entsprechende Systeme (überwiegend FEM-Systeme) vorab simuliert und mit aktuellen Informationen (mindestens aus den der IPE nachgelagerten Bereichen, üblicherweise aus dem nachfolgenden Produktleben) evaluiert. Beim Reverse Engineering wird ein vorhandenes Produkt analysiert, um die darin verwendeten Komponenten und deren Zusammenhänge zu erkennen und daraus eine Produktdokumentation zu erstellen, vor allem dann, wenn der Zugriff auf die ursprüngliche Produktdokumentation nicht (mehr) möglich ist [Wart-2000].
- 2.
Diese Feststellung unterstützt das von Vilfredo Pareto Ende des 19. Jahrhunderts formulierte Pareto-Prinzip , nach dem etwa 80 % der Ergebnisse in 20 % der Gesamtzeit eines Projekts erreicht werden können, die restlichen 20 % der Ergebnisse aber 80 % der Gesamtzeit benötigen.
- 3.
Dabei handelte es sich überwiegend um die mechanische Konstruktion von Produkten der Investitionsgüterindustrie mit umfangreicher kundenspezifischer Anpassung.
- 4.
Vladimir Hubka (1924–2006), Pionier der modernen Konstruktionswissenschaften, 1981 Begründer der International Conference on Engineering Design (ICED).
- 5.
Fredy Olsson (1935–1993) lehrte an der Universität Lund (Schweden). Seine Dissertation „Systematisk Konstruktion“ aus dem Jahr 1976 enthielt bereits Benennung, Art und Inhalte der IPE [Olss-1976].
- 6.
Der Begriff „Integriertes Team“ stammt ursprünglich aus dem militärischen Umfeld. Danach soll Napoléon Bonaparte als erster den Begriff „Integriertes Armeekorps“ für Teams aus Infanteristen und Kavalleristen verwendet haben [Smed-1994].
- 7.
Master-Studiengang in Management of Innovation and Business Development [Halm-2013].
- 8.
Im Frühjahr 2013 wurden mit Google Scholar etwa 270 Einträge zu „Integrierte Produktentwicklung“ und etwa 3.000 Einträge zu „Integrated Product Development“ gefunden.
- 9.
Die Untersuchung wurde im Frühjahr 2012 von Studierenden des Masterstudiengangs Integrated Design Engineering an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg durchgeführt.
- 10.
Die Integration von Aktivitäten und/oder Bereichen wird von allen europäischen Quellen unterstützt, aber auch beispielsweise von der Product Development and Management Association (PDMA): „A philosophy that systematically employs an integrated team effort from multiple functional disciplines to develop effectively and efficiently new products that satisfy customer needs.“ [PDMA-2011].
- 11.
Beim SE werden unterschiedliche (und ursprünglich einander folgende) Aktivitäten in der Produktentwicklung überlappt und parallel ausgeführt. Beim CE wird eine Aufgabe auf mehrere Personen aufgeteilt, die von diesen parallel bearbeitet wird. Daher ist hierbei die Definition von physischen und logischen Bauräumen mit klaren Schnittstellen notwendig. Wichtigstes Kriterium für das Parallelisieren ist bei SE und CE die Frage, wann die Ergebnisse des vorher begonnenen Arbeitsschrittes soweit stabil sind, dass die statistische Wahrscheinlichkeit einer Änderung und die damit verbundenen Änderungskosten geringer sind als die Kosten, die durch zu spätes Weiterarbeiten verursacht werden [VWBZ-2009].
- 12.
Beispielsweise hat die Firma Apple, beginnend mit dem digitalen Musikspieler iPod über das Mobiltelefon iPhone bis zum Tablettcomputer iPad, erst das jeweilige Produkt auf dem Markt lanciert, bevor es dafür einen direkten Bedarf gab. Einer der Gründe für den jeweiligen Markterfolg dürfte darin liegen, dass in jedem dieser Geräte mehrere vorher getrennte Anwendungsbereiche integriert wurden und der angebotene Funktionsumfang über eine intuitive Benutzungsschnittstelle genutzt werden kann.
- 13.
Die zum Sicherstellen und Optimieren von Informationsströmen notwendigen Strategien, Aktivitäten und Informationssysteme sind Bestandteil der Informationslogistik in Analogie zu der Logistik in der Materialwirtschaft.
- 14.
Im wissensbasierten Vorgehensmodell von Freisleben [Frei-2001] sind jeder Methode die dazugehörenden Vorgehensweisen sowie manuellen und rechnerunterstützten Werkzeuge zugeordnet, so dass beim Aktivieren einer Methode automatisch auch alle dazu benötigten Hilfsmittel aktiviert werden. Die Auswahl selbst kann, wenn sie nicht kontextsensitiv durchgeführt werden kann, auch mit dem Morphologischen Kasten nach Zwicky erfolgen [Zwic-1982].
- 15.
Ein Profit Center ist in der Regel eine rechtlich und organisatorisch selbstständige Organisationseinheit mit voller Produkt- und Ergebnisverantwortung im Unternehmen, üblicherweise bei Holding-Organisationen.
- 16.
Dies stimmt mit der Aussage aus Abb. 1.1 überein, dass die Produktentwicklung 75 % der späteren Gesamtkosten (und damit auch die möglichen Gewinne) beeinflusst.
- 17.
In [Schr-2000] wird dazu festgestellt, dass erfolgreiche (und fortschrittliche) Unternehmen deutlich mehr Tests pro Zeiteinheit durchführen als „normale“ Unternehmen.
- 18.
Daher auch der hohe Anteil an Anpassungskonstruktionen in der Industrie (Angaben dazu schwanken zwischen 55 und 70 % aller Entwicklungsaufträge).
- 19.
Alle Resultate der Forschung am Magdeburger Modell der IPE werden durch Industrieprojekte auf Zutreffen und Relevanz evaluiert, deren Ergebnisse laufend in die Evolution des Magdeburger Modells und seines Nachfolgers Integrated Design Engineering einfließen.
- 20.
Der Begriff „Synthese“ wird hier nicht primär im konstruktionsmethodischen Sinne als Umsetzung von Anforderungen in Lösungsmerkmale verstanden, sondern im Sinne der Dialektik von Hegel mit dem Argumentationsdreieck These – Antithese – Synthese. Dabei ist die These eine Behauptung, zu der durch Negation, Widerspruch oder Gegensatz eine Antithese aufgestellt wird. These und Antithese treiben den Erkenntnisprozess auf eine neue Ebene. Diese neue Ebene beziehungsweise die neue Formulierung auf dieser Ebene ergibt die Synthese, in der die Positionen von These und Antithese weitgehend gleichwertig, wenn auch in veränderter Form, enthalten sind (nach [EWDS-1998]).
- 21.
„CA“ steht für Computer-Aided (= rechnerunterstützt) und „x“ als Platzhalter für Akronyme, die bestimmte Einsatzbereiche spezifizieren (beispielsweise „D“ für Design, also für Konstruktion). CAx als allein stehender Begriff in der Bedeutung Computer-Aided Everything beschreibt den systematischen Einsatz rechnerunterstützter Methoden, Vorgehensweisen und Werkzeuge [VWBZ-2009].
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Vajna, S., Burchardt, C. (2014). Modelle und Vorgehensweisen der Integrierten Produktentwicklung. In: Vajna, S. (eds) Integrated Design Engineering. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-41104-5_1
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