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IX. Informationspflichten und Compliance

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Medizinrecht

Zusammenfassung

Patient und Behandlungsseite haben im gemeinsamen Interesse am Behandlungserfolg vertrauensvoll zusammenzuwirken. Soweit es um den Patienten geht, spricht man in der Medizin von Compliance. Dabei geht es, bezogen auf den Patienten, ganz einfach um möglichst kooperatives Verhalten im Rahmen der Therapie im Sinne eines Befolgens der gut gemeinten ärztlichen Ratschläge. Das Gesetz greift dieses Anliegen in einer Sollvorschrift, also einer nicht von vornherein kategorisch Pflichten statuierenden Norm auf. Nach § 630c Abs. 1 BGB sollen Behandelnder und Patient zur Durchführung der Behandlung zusammenwirken. Für Ärzte wie die Behandlungsseite ganz allgemein geht es zunächst vom Anliegen her um nichts anderes. Indes verdichtet sich das Anliegen hier in verschiedener Weise zu vertraglichen Pflichten, insbesondere Informationspflichten. Sie werden in § 630c Abs. 2–4 BGB näher konkretisiert.

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Notes

  1. 1.

    Näher Göben, Das Mitverschulden das Patienten im Arzthaftungsrecht, 1998, S. 45 ff.; Katzenmeier, Arzthaftung S. 60f; Kern, in: Laufs/Kern, Handbuch des Arztrechts4 § 74 Rdnrn. 4 ff.

  2. 2.

    Siehe dazu auch Stegers, ZMGR 2010, 129.

  3. 3.

    Statt aller Kern, in: Laufs/Kern, Handbuch des Arztrechts4, §§ 76, 77, 78 Rdnrn. 8 ff.

  4. 4.

    Zum Begriff siehe Deutsch, Allgemeines Haftungsrecht2 Rdnr. 567; Looschelders, Schuldrecht – Allgemeiner Teil10 Rdnr. 26.

  5. 5.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 21.

  6. 6.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 21; eingehend zu § 254 BGB im Arzthaftungsrecht Göben, Das Mitverschulden des Patienten im Arzthaftungsrecht.

  7. 7.

    Siehe Stegers, ZMGR 2010, 129, 136 mit der zutreffenden Ergänzung, dass dies nicht für Notfälle gilt.

  8. 8.

    Kern, in: Laufs/Kern, Handbuch des Arztrechts4, § 74 Rdnr. 2.

  9. 9.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 21.

  10. 10.

    Siehe dazu Kern, in: Laufs/Kern, Handbuch des Arztrechts4, § 46; Bamberger/Roth/Spindler, BGB3, § 823 Rdnr. 660; MünchKommBGB/Wagner BGB5, § 823 Rdnr. 755; Soergel/Spickhoff13, Anhang I zu § 823 Rdnr. 79; Greiner, in: Spickhoff, Medizinrecht, §§ 823 ff. BGB Rdnr. 35.

  11. 11.

    Siehe zum Unterschied insoweit auch Medicus/Lorenz, Schuldrecht I20 Rdnr. 125.

  12. 12.

    AG Dorsten MedR 2005, 102.

  13. 13.

    Dazu eingehend Schelling, Die ärztliche Aufklärung über die Qualität der Behandlung, 2003.

  14. 14.

    BGH JZ 1988, 411 mit kritischer Anm. Giesen (Alternative mit im Promillebereich liegenden geringerem Risiko der Darmperforation).

  15. 15.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 21.

  16. 16.

    Dazu auch Hausch, VersR 2007, 167.

  17. 17.

    Dazu Riemenschneider, MedR 1998, 17 ff.

  18. 18.

    OLG Koblenz VersR 2011, 225: bewegungsbeeinträchtigte Patientin steht trotz Aufklärung über das Unfallrisiko selbständig auf.

  19. 19.

    OLG Koblenz ZMGR 2006, 359: unklarer Befund, Mammakarzinom; ferner OLG Hamm ZMGR 2013, 404.

  20. 20.

    OLG Koblenz GesR 2010, 199: dringend indizierte Bandscheibenoperation. Dafür, dass die Patienten die Wahrscheinlichkeit zu beweisen haben, dass der Schadenseintritt durch den ärztlichen Fehler im Kontext der Sicherungsaufklärung nicht bloß unwesentlich erhöht wurde, OGH ÖJZ 2010, 78.

  21. 21.

    BGH VersR 1981, 278: Sterilisation; vgl. dazu auch OLG Hamm VersR 2002, 1562; Steffen/Pauge, Arzthaftungsrecht10, Rdnr. 325; Riemenschneider, MedR 1998, 17, 20 ff.

  22. 22.

    Nicht aber ist ein mehrfacher Hinweis des Zahnarztes auf selbstverständliche Mundhygiene erforderlich: OLG Düsseldorf MedR 2007, 433.

  23. 23.

    BGH NJW 2005, 2614, 2616f.

  24. 24.

    BGH MedR 1995, 25: Ansteckung eines Erwachsenen durch Kind, das unter Verwendung von Lebendviren gegen Kinderlähmung geimpft wurde, Hinweis der Amtsärztin notwendig.

  25. 25.

    OLG Bremen VersR 1999, 1151: Erläuterungen zum empfohlenen Verband wegen der Thrombosegefahr (in casu allerdings keine eindeutige Kausalität festgestellt).

  26. 26.

    OLG Düsseldorf VersR 1995, 542: Aufklärung über die Restfolgen des Risikos nach Sterilisationseingriff; OLG Köln, VersR 2002, 1285: therapeutische Aufklärungspflicht.

  27. 27.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 20.

  28. 28.

    BGH MedR 2005, 226 m. Anm. Katzenmeier: Der Patient war nach Abschluss einer Notfalluntersuchung nicht darauf hingewiesen worden, dass er bei Fortschreiten der Symptome sofort einen Facharzt aufzusuchen hat.

  29. 29.

    OLG Koblenz VersR 2001, 111.

  30. 30.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 20.

  31. 31.

    G. Wagner, VersR 2012, 789,796.

  32. 32.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 21.

  33. 33.

    OLG Koblenz VersR 2009, 980.

  34. 34.

    Anders (ohne jede Begründung) BT-Drucks. 17/10488, 22 und dem folgend das Schrifttum; genau anders und über BVerfG E 56, 37 hinausgehend BT-Drucks 12/7306, 166 zur InsO („verwenden“ statt „vertreten“).

  35. 35.

    Siehe Taupitz, Zivilrechtliche Pflicht zur unaufgeforderten Offenbarung eigenen Fehlverhaltens, 1989, S. 57 ff.; ders., NJW 1992, 713, 714; weitergehend Terbille/Schmitz-Herscheidt, NJW 2000, 1749.

  36. 36.

    Taupitz, Die zivilrechtliche Pflicht zur unaufgeforderten Offenbarung eigenen Fehlverhaltens, 1989, 57 ff. Anders Terbille/Schmitz-Herscheidt, NJW 2000, 1749; Francke/Hart, Ärztliche Verantwortung und Patienteninformation (1987) passim.

  37. 37.

    Taupitz, NJW 1992, 713; ders., Die zivilrechtliche Pflicht zur unaufgeforderten Offenbarung eigenen Fehlverhaltens (1999).

  38. 38.

    Dagegen nachdrücklich Prütting, Festschr. f. Laufs, 2006, 1009; anders, aber nicht überzeugend Roggo/Staffelbach, AJP 2006, 407 zur Rechtslage in der Schweiz (gegen Taupitz, ZBJV 1993, 671).

  39. 39.

    Insoweit kritisch G. Wagner, VersR 2012, 789, 795f.

  40. 40.

    OLG Koblenz MedR 2004, 388 = VersR 2004, 1323.

  41. 41.

    Siehe Scholz, in: Spickhoff, Medizinrecht, § 29 MBO Rdnr. 8.

  42. 42.

    Darauf hat zu Recht G. Wagner, VersR 2012, 789, 798, hingewiesen.

  43. 43.

    Ebenso G. Wagner, VersR 2012, 789, 795; siehe auch H. Prütting, Festschr. f. Laufs, 2006, 1009, 1016.

  44. 44.

    BGH VersR 2010, 214 (Rdnrn. 13, 15 ff).

  45. 45.

    AG Bergheim, VersR 2009, 684.

  46. 46.

    OLG Düsseldorf VersR 1985, 458: „freier“ Psychologe; OLG Hamm MDR 1994, 1184: wissenschaftlich nicht anerkannte teure Krebstherapie.

  47. 47.

    Siehe auch Brüggemeier, Haftungsrecht – Struktur, Prinzipien, Schutzbereich, 2006, S. 497.

  48. 48.

    Baden, NJW 1988, 746. Siehe auch schweiz. BG, BGE 119 II, 456: nur geringfügige wirtschaftliche Aufklärungspflicht, etwa dann, wenn dem Arzt positiv bekannt ist, dass die Krankenversicherung die Kostenerstattung nicht übernimmt.

  49. 49.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 22.

  50. 50.

    LG Hanau NJW 1989, 2335; OLG Stuttgart VersR 2013, 583: Privatklinik kein Plankrankenhaus - Informationspflicht angenommen.

  51. 51.

    LG Karlsruhe VersR 2006, 1217.

  52. 52.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 22 unter Hinweis auf die UN-Behindertenrechtskonvention.

  53. 53.

    Im Anschluss an BGH NJW 2000, 3429 = VersR 2000, 999, 1002.

  54. 54.

    AG Köln NJW 1980, 2756: Strenge Anforderungen; OLG Hamm MedR 2013, 671: keine Nebenpflicht auf Abgabe einer Verzichtserklärung.

  55. 55.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 23.

  56. 56.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 22.

  57. 57.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 22 f.

  58. 58.

    Dazu namentlich Duttge, Datenschutz und Datensicherheit (DuD) 2010, 34.

  59. 59.

    BT-Drucks. 17/10488, S. 23.

  60. 60.

    Siehe etwa BGHZ 29, 182: Krebsdiagnose muss nicht unvermittelt eröffnet werden, sofern die Aufklärung „zu einer ernsten und nicht behebbaren Gesundheitsschädigung des Patienten führen würde“; eine erhebliche Störung sollte m. E. genügen; die Behebbarkeit ist nicht wesentlich.

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Deutsch, E., Spickhoff, A. (2014). IX. Informationspflichten und Compliance. In: Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-38149-2_9

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