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Aktuelle Entwicklungen

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Die Geschichte des ökonomischen Denkens

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

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Zusammenfassung

Die Ökonomie ist eine lebendige Wissenschaft – ihre Entwicklung geht ständig weiter. Dies gilt zum einen für die bisher behandelten Gebiete, die kontinuierlich durch andauernde Forschungsanstrengungen ausgebaut und erweitert werden. Zum anderen entstehen aber auch dann und wann neue Strömungen als Reaktion auf – angebliche oder tatsächliche – Defizite des „mainstream“. Im Folgenden wollen wir uns mit sechs dieser neuen Strömungen näher befassen: evolutorische Ökonomie (Kap. 8.1), ökologische Ökonomie (Kap. 8.2), Spieltheorie (Kap. 8.3), experimentelle Ökonomie und „behavioral economics“ (Kap. 8.4) sowie Neue Außenhandelstheorie und Neue Wirtschaftsgeographie (Kap. 8.6). Dabei handelt es sich selbstverständlich nur um eine Auswahl. Da nicht alle Neuorientierungen innerhalb der Ökonomie behandelt werden können, wurden bewusst nur die Richtungen ausgewählt, die sich schon etabliert haben und ein gewisses Potential zur Integration in den „mainstream“ aufweisen (oder, im Fall der Spieltheorie, schon zu demselben gehören). Nicht in einen Überblick über die Geschichte des ökonomischen Denkens gehören dagegen Ansätze, die sich noch in statu nascendi befinden (wie die „Sozioökonomie“, die eine stärkere Berücksichtigung ethischer und gesellschaftlicher Aspekte in der Ökonomie fordert, oder die „Neuroökonomie“, die versucht, Erkenntnisse der Gehirnforschung für die Ökonomie nutzbar zu machen) oder die aller Wahrscheinlichkeit nach immer ein Mauerblümchendasein führen werden (wie die „radikale Ökonomie“, die sich im Wesentlichen mit Marx-Exegese befasst).

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Notes

  1. 1.

    Marshall (1898, S. 43) nennt die Biologie „[t]he Mekka of the economist“ – eine Bezeichnung, die sich auch im Vorwort von späteren Auflagen der „Principles“ findet.

  2. 2.

    Die Unterscheidung zwischen biologischen Metaphern und Analogien ist nicht immer ganz eindeutig. Im Übrigen muss darauf hingewiesen werden, dass es auch eine Analogiebildung in umgekehrter Richtung (von der Ökonomie zur Biologie) gibt (vgl. Kap. 8.1.4 und 8.3.2.3).

  3. 3.

    Ein Urteil über den möglichen Nutzen der neoklassischen Methode für die Biologie ist mit dieser skeptischen Einschätzung nicht verbunden.

  4. 4.

    Während bei Entscheidungen, die unabhängig voneinander sind (z. B. den Konsumentscheidungen der Haushalte bei vollkommenem Wettbewerb), das Lösungskonzept auf der Hand liegt (die isolierte Nutzenmaximierung der Haushalte), ist bei Mehr-Personen-Entscheidungsproblemen, wie sie die Spieltheorie analysiert, nicht klar, worin eine „optimale“ Lösung besteht, da kein Spieler allein das Spielresultat bestimmen kann. Ein Lösungskonzept muss also zunächst definiert und begründet werden, bevor seine Eigenschaften (wie Existenz und Eindeutigkeit) untersucht werden können.

  5. 5.

    Unter einer Strategie versteht man die vollständige Beschreibung des Entscheidungsverhaltens eines Spielers, d. h. der Entscheidung des Spielers in jeder möglichen Spielsituation. Eine Strategie ist rein, wenn jeder Spielsituation eine eindeutige Verhaltensweise zugeordnet ist; sie ist gemischt, wenn auch der Zufall eine Rolle spielt, d. h. wenn es in mindestens einer Situation mindestens zwei Entscheidungsalternativen gibt, von denen jede mit einer gewissen positiven Wahrscheinlichkeit gewählt wird.

  6. 6.

    In einem Nullsummenspiel ist die Summe der „Auszahlungen“ (in Geld- oder Nutzeneinheiten), die die Spieler erhalten, für jeden möglichen Spielausgang gleich null, d. h. der Gewinn eines Spielers bedeutet den Verlust eines anderen (für die spieltheoretische Analyse entscheidend ist nicht, dass die Summe null ist, sondern dass sie konstant ist). Bei Spielen mit perfekter Information gibt es keine Unsicherheit; jeder Spieler kennt zu jeder Zeit genau den jeweiligen Spielverlauf. Von einem Minimax-Gleichgewicht spricht man, wenn jeder Spieler seine Sicherheitsstrategie wählt und diese die bestmögliche Antwort auf die Sicherheitsstrategien der anderen Spieler ist. Eine Sicherheitsstrategie maximiert die Auszahlung, die ein Spieler mindestens erzielen kann, gleichgültig, wie die anderen Spieler sich verhalten; von den schlechtestmöglichen (minimalen) Resultaten aller möglichen Strategien ist das ihrige das beste (maximale). Das Minimax-Gleichgewicht ist folglich ein Lösungskonzept, das eine sehr pessimistische bzw. risikoaverse Einstellung der Spieler voraussetzt.

  7. 7.

    In der kooperativen Spieltheorie sind verbindliche Vereinbarungen zwischen den Spielern zulässig, wohingegen sie in der nichtkooperativen Spieltheorie ausgeschlossen sind.

  8. 8.

    Harsanyi , Nash und Selten erhielten 1994 den Ökonomie-Nobelpreis, Aumann und Schelling wurden 2005 mit ihm ausgezeichnet.

  9. 9.

    Das Nash-Gleichgewicht wird mitunter auch Cournot-Nash-Gleichgewicht genannt, weil es als eine Verallgemeinerung der Cournotschen Oligopollösung interpretiert werden kann.

  10. 10.

    Während die strategische (oder normale) Darstellungsweise nur die Strategien der Spieler mit ihren Auszahlungen einander gegenüberstellt (bei zwei Spielern z. B. in Form einer Matrix), ohne auf die einzelnen Spielzüge und ihre Reihenfolge einzugehen, werden diese Details bei der extensiven Darstellungsweise (die sich z. B. „Spielbäumen“ bedient) mit erfasst. Diese Unterscheidung geht auf Neumann und Morgenstern (1944, Kap. II) zurück; die heute übliche Art der extensiven Darstellung (und der Begriff der „Teilspiele“) stammt von Kuhn (1953).

  11. 11.

    Da Fehler z. B. durch ein Zittern der Hände der Spieler passieren können, werden robuste Gleichgewichte auch als „trembling-hand perfect“ bezeichnet.

  12. 12.

    Dieses Spiel taucht zum ersten Mal in einem unveröffentlichten Aufsatz von Tucker aus dem Jahr 1950 auf und hat in etwa folgenden Inhalt: Zwei eines gemeinschaftlich begangenen Raubes Verdächtige werden einzeln vom Staatsanwalt verhört, der ihnen aber nur unerlaubten Waffenbesitz nachweisen kann. Deshalb wird, wenn keiner der Gefangenen den Raub gesteht, jeder von ihnen zu einem Jahr Gefängnis wegen dieses minderschweren Verbrechens verurteilt werden. Gesteht ein Gefangener den Raub, so kommt er frei und der Nichtgeständige erhält die Höchststrafe von zehn Jahren. Gestehen beide, so kommen zwar beide vor Gericht, doch wirkt sich das Geständnis strafmildernd aus, sodass sie mit einer Strafe von jeweils fünf Jahren rechnen müssen. In dieser Situation ist es für jeden Gefangenen rational, sich nicht (gegenüber seinem Komplizen) kooperativ zu verhalten und das Verbrechen zu gestehen, obwohl sich durch dieses Verhalten für jeden Gefangenen ein Strafmaß (fünf Jahre) ergibt, das höher ist als bei Kooperation (ein Jahr).

  13. 13.

    Der Name „Volkstheorem“ erklärt sich damit, dass sein Inhalt eigentlich „schon immer“ bekannt war und es nicht klar ist, von wem es stammt. Eine wichtige Rolle bei der Formalisierung dieses Theorems spielte Aumann (vgl. z. B. Aumann 1959).

  14. 14.

    Eine Vielzahl von Lösungen ist also nicht immer ein Nachteil – zumindest dann nicht, wenn die Akzeptabilität und Plausibilität der Lösungen höher bewertet werden als deren Eindeutigkeit.

  15. 15.

    Unter experimenteller Ökonomie soll hier nur die Laborexperimente anstellende Ökonomie verstanden werden, d. h. Feldexperimente bleiben außer Acht. Pionierarbeit bei der Durchsetzung von Laborexperimenten als anerkannte ökonomische Forschungsmethode leistete Vernon L. Smith (geb. 1927), der 2002 (zusammen mit Kahneman ) mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft ausgezeichnet wurde (vgl. z. B. V.L. Smith 1962, 1976).

  16. 16.

    Kahneman wurde 2002 (zusammen mit V.L. Smith ) der Ökonomie-Nobelpreis verliehen.

  17. 17.

    Die Verwendung von „Daumenregeln“ wird auch von Simon im Rahmen seines Konzepts der prozeduralen Rationalität thematisiert (vgl. Kap. 7.6.1).

  18. 18.

    Vgl. zum Folgenden vor allem Binmore und Shaked (2010).

  19. 19.

    Einen Überblick zur Entwicklung der Außenhandelstheorie bis etwa 1980 gibt z. B. Niehans (1995).

  20. 20.

    Krugman erhielt 2008 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft.

  21. 21.

    Zum Konzept der Skalenerträge vgl. Kap. 4.2.1.2 (P. K. Wicksteed).

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Söllner, F. (2012). Aktuelle Entwicklungen. In: Die Geschichte des ökonomischen Denkens. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-28178-5_8

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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