Zusammenfassung
Bei der Mehrzahl meiner Handlungen fühle ich mich frei. Dies drückt sich in dem Gefühl aus, dass die Entscheidung darüber, was ich tue und lasse, nur von mir abhängt und von niemandem sonst; ich bestimme mein Tun selbst, ich tue, was ich will – natürlich immer im Rahmen bestimmter Möglichkeiten. Im Grunde setzt dieses Gefühl lediglich die Abwesenheit von äußerem oder innerem Zwang voraus. Diese prinzipielle Willensfreiheit im Sinne von Selbstbestimmung bei Abwesenheit von äußerem und innerem Zwang unterstelle ich auch meinen Mitmenschen, und diese Unterstellung – wie gerechtfertigt oder ungerechtfertigt sie auch sein mag – ist eine wichtige Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens einschließlich unserer Rechtsordnung, speziell des Strafrechts und des Vertragsrechts. Wir gehen intuitiv davon aus, dass unsere Mitmenschen ähnlich denken, fühlen und entscheiden wie wir, und dass sie – genauso wie wir – für ihr Tun verantwortlich sind.
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Roth, G. (2012). Über objektive und subjektive Willensfreiheit. In: Förstl, H. (eds) Theory of Mind. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-24916-7_18
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